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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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hinterher. Und das wär echt nicht gut, verstehst du?«
    Jérôme nickte und sah seinem Onkel fest in die Augen. »Wer ist dein Kontaktmann?«
    Udo schüttelte heftig den Kopf. »Stell nicht so viele Fragen. Warte einfach ab, bis ich mit ihm gesprochen habe, dann sage ich dir, was du tun musst.«
    »Was, das ist alles?«, fragte Jérôme. »Kannst du mir nicht ein bisschen mehr sagen, wenn ich schon für dich Kopf und Kragen riskieren muss?«
    Udo wollte sich schon vom Tisch erheben, doch Jérôme hielt ihn am Ärmel fest. »Entweder du verrätst mir, wer dein Kontaktmann ist, oder Ella erfährt noch heute, woher die Kohle für den Traktor stammt.«
    Wütend starrte Udo ihn an. »Willst du mich etwa erpressen? Spinnst du? Ich glaube, du weißt überhaupt nicht, mit wem du dich da anlegst.«
    Jérôme lachte auf. »Du erwartest doch wohl jetzt nicht, dass ich Angst vor dir habe?«
    Udos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Laber nicht so einen Scheiß. Mach einfach nur das, was ich dir sage. Dann braucht auch keiner von uns Angst zu haben.«

15.
    Um kurz vor sieben stand Jérôme vor unserer Haustür. Ich hatte ihn schon sehnsüchtig erwartet und riss deshalb fast gleichzeitig mit seinem Läuten die Tür auf. Bevor er etwas sagen konnte, fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn stürmisch.
    »Wow«, murmelte er, als ich ihn schließlich wieder freigab. »Was für eine Begrüßung!«
    Sein rechter Mundwinkel zuckte leicht und verzog sich zu diesem wunderschönen Grübchenlächeln, das ich so sehr an ihm liebte.
    Ich strahlte ihn glücklich an. »Von mir aus können wir das gleich noch einmal wiederholen«, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Jérome drückte mich fest an sich. »Gute Idee.«
    Dass meine Eltern inzwischen direkt hinter uns im Flur standen und etwas verlegen vor sich hin guckten, störte mich nicht im Geringsten. Von mir aus konnte die ganze Welt sehen, dass ich in Jérôme verliebt war.
    Kurz darauf machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Festzelt, das nur ein paar Gehminuten von unserem Hof entfernt lag. Schon von Weitem konnten wir die Musik und gedämpftesStimmengewirr hören. Das sanfte Leuchten bunter Lichtergirlanden, die um das große Festzelt gespannt waren, erhellte die Wiese.
    Obwohl die Musik nicht gerade mein Geschmack war, konnte ich es kaum erwarten hineinzugehen. Ich war schon ewig nicht mehr ausgegangen, denn ganz im Gegensatz zu Bremen gab es in Mahlhausen und Umgebung keine einzige verlockende Disco oder Bar. Es sei denn, man hatte Lust, sich die Zeit in »Karls Bierstube« zu vertreiben, auf einem Barhocker an der Theke zu sitzen, in ein halb leeres Bierglas zu starren oder Dart zu spielen.
    Doch während meine Vorfreude wuchs, spürte ich gleichzeitig die Anspannung, die sich in Jérômes Körper ausbreitete. Sie ging auf mich über und wanderte in jede Faser meines Körpers. Ich drückte seine Hand und warf ihm ein zuversichtliches Lächeln zu. Jérôme lächelte zurück, wirkte aber dennoch so, als ob er am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht hätte.
    Und nicht nur Jérôme schien sich plötzlich unbehaglich zu fühlen.
    »Ob das die richtige Entscheidung war, hierher zu gehen?«, sagte Claudia ein paar Schritte vorm Eingang. »Das ganze Dorf auf einem Haufen versammelt. Die werden uns doch garantiert anstarren wie die Affen im Käfig.«
    »Na, dann sollten wir ihnen was bieten fürs Geld.« Mein Vater zwinkerte meiner Mutter aufmunternd zu.
    Vier Frauen überholten uns lachend und laut plaudernd, zogen schwungvoll die zweiflügelige Holztür zum Zelt auf und gingen hinein. Schnell huschten wir hinterher.
    Warme stickige Luft schlug uns entgegen, die laute Musik einer Coverband, die gerade einen Foxtrott spielte, dröhnteuns in den Ohren. Trotz der frühen Stunde befanden sich schon einige Pärchen auf der Tanzfläche.
    Carsten steuerte zielstrebig auf einen freien Tisch an der linken hinteren Zeltwand zu. Wir setzten uns und sahen uns mit großen Augen um.
    »Ganz schön was los«, stellte mein Vater erstaunt fest. »Dabei ist es noch nicht mal acht Uhr.«
    Ohne dass jemand von uns eine Bestellung aufgegeben hätte, wurden vier überschäumende Biergläser an unseren Tisch gebracht.
    »Da muss ein Irrtum vorliegen, wir haben nichts bestellt«, sagte Carsten zu der jungen Kellnerin.
    Das Mädchen lächelte. »Die hat der Herr Bürgermeister Ihnen ausgegeben«, klärte sie uns auf und war im nächsten Moment auch schon mit ihrem Tablett weitergeeilt.
    Ein blonder

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