Solange du schläfst
ich in seine braunen Augen blickte, verschlug es mir fast den Atem, so zärtlich war sein Blick. Jérôme öffnete leicht den Mund und schien mir etwas sagen zu wollen. Aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich spürte, wie sich sein Brustkorb leicht zitternd hob und senkte.
»Was ist? Geht es dir nicht gut?«, fragte ich besorgt.
Er schüttelte stumm den Kopf.
»Sollen wir lieber verschwinden?«, schlug ich vor.
»Nein, es liegt an dir.«
Ich runzelte die Stirn. »An mir?«
Jérôme nickte lächelnd. »Wenn ich dich angucke, dann spielt eben alles verrückt in mir.«
Ein warmes Glücksgefühl breitete sich in mir aus. Aber Jérôme konnte mir nichts vormachen, ich sah ihm an, dass er sich nicht wohlfühlte, dass es für ihn eine Qual war, hier zu sein.
»Weißt du, was, du hast recht. Dieses Fest ist einfach nur ätzend. Und von der Musik bekommt man Ohrenschmerzen. Komm, wir hauen ab«, sagte ich.
Jérôme sah mich ungläubig an, doch die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Und deine Eltern?«, fragte er.
»Ich denke, die kommen auch ohne uns zurecht.«
Ich lächelte ihn aufmunternd an. Impulsiv legte ich ihm die Hände um den Kopf, zog ihn zu mir heran und küsste ihn. Jérôme erwiderte meinen Kuss zunächst nur verhalten, dann drängten seine Lippen gegen meine, er stieß seine Zunge immer fordernder in meinen Mund. Eine angenehme Wärme stieg in mir auf. Kroch von den Zehenspitzen langsam in meine Beine, meinen Bauch, meine Brust, meinen Kopf.
Ein neues Lied wurde angestimmt, Menschen rempelten uns beim Tanzen an, doch wir nahmen es kaum wahr. Eine glühende Hitze hatte uns erfasst, schien unsere Körper geradezu miteinander zu verschmelzen. Ich stöhnte leise auf. Meine Fingerspitzen glitten über Jérômes Gesicht, von den feinen Adern auf seiner Stirn hin zu den Schläfen, wo das Blut unter meinen Fingern pulsierte. Strichen über seine Wangen, die feinen Stoppeln an seinem Kinn, seinen Hals und seine muskulösen Schultern. Ich spürte ein tiefes Verlangen, Jérôme immer näher an mich heranzuziehen, ihn überall zu spüren …
Ruckartig machte Jérôme sich von mir los, schaute mich fragend und zugleich sehnsuchtsvoll an. Und ich nickte ihm zu.
Keine Ahnung, wie wir es schafften, von meinen Eltern unbemerkt aus dem Zelt zu kommen. Vielleicht hatte Jérôme mich an der Hand hinausgeführt und dann waren wir Seite an Seite zurück zum Haus gelaufen, ich wusste es nicht mehr, war ihm nur wie in Trance gefolgt. Jetzt jedenfalls waren wir in meinem Zimmer, hatten die Tür verschlossen und hielten uns in den Armen. Eine aufgeregte Stille herrschte zwischen uns.
Jérôme hob seine Hand und strich mir über das Gesicht, die Lippen, das Kinn und den Hals hinunter. Überall, wo er mich berührte, schien ein Kribbeln über meine Haut zu gehen.Und ich hatte das Gefühl, dass mir mein wild pochendes Herz im nächsten Moment aus der Brust springen würde. Mir war nur allzu bewusst, dass wir ganz allein im Haus waren, zum ersten Mal ganz allein. Ich atmete tief durch und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Zaghaft löste ich mich von Jérôme und schaute ihm tief in die Augen. Dann zog ich mir ganz langsam den Pullover und die Hose aus, bis ich nur noch in Slip und BH vor ihm stand. Etwas verlegen schaute ich ihn an. Sein Blick war so weich und ich fühlte mich so sicher und geliebt wie nie zuvor in meinem Leben.
»Jérôme«, flüsterte ich. »Jérôme, ich möchte …«
Sanft legte er mir den Finger auf die Lippen und begann mit der anderen Hand, sein Hemd aufzuknöpfen. Dann schlüpfte auch er aus seiner Jeans und ich zog ihn zum Bett hinüber.
Mein Herz raste wie verrückt, als seine Finger zärtlich meinen Bauchnabel umkreisten und dann langsam weiter nach oben wanderten. Er küsste mich. Und dieser Kuss ließ keinen Zweifel daran, wofür wir jetzt beide bereit waren. Wonach wir uns schon so lange gesehnt hatten.
»Anna«, flüsterte er rau. »Bist du dir sicher?«
Ich nickte. »Ganz sicher.«
Mittlerweile hatte ich das Gefühl, lichterloh zu brennen, so groß war mein Verlangen, ihn endlich zu spüren, überall. Seine Haut auf meiner.
Mit einer kräftigen Bewegung zog er mich an sich, und dann begannen seine Hände, meinen Körper zu erforschen, und auch meine Hände strichen über seine Haut, neugierig, erwartungsvoll, leidenschaftlich.
Mein Atem ging immer schneller, verschmolz mit Jérômes Atemzügen zu einem rhythmischen Gleichklang und erfüllte nach und nach
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