Solar
freigesetzten Energien und unsere angeborene Neugier haben in nur zwei Jahrhunderten zu einem exponentiellen Wachstum unseres Wissens geführt. Der Prozess begann in Europa und den Vereinigten Staaten, griff zu unseren Lebzeiten auf Teile von Asien über, hat jetzt Indien und China und Südamerika erreicht, und eines Tages wird auch Afrika dazukommen. Alle unsere anderen Probleme und Konflikte verstellen uns den Blick auf diese offenkundige Tatsache: Wir sehen gar nicht, wie erfolgreich wir gewesen sind.
Dieser Erfindergeist ist zu begrüßen. Wir sind sehr kluge Affen. Doch unsere industrielle Revolution steht und fällt mit billiger, leicht zugänglicher Energie. Ohne die wären wir nicht weit gekommen. Es ist schon phantastisch: Benzin hat pro Kilogramm einen Brennwert von etwa dreizehntausend Wattstunden. Kaum zu überbieten. Und dennoch suchen wir Ersatz. Also was tun? Unsere besten Batterien haben eine Kapazität von etwa dreihundert Wattstunden pro Kilogramm. Dreizehntausend gegen dreihundert: Das ist das Problem. Kein Vergleich! Doch leider bleibt uns keine Wahl. Wir brauchen so schnell wie möglich Ersatz für unser Benzin - aus drei zwingenden Gründen. Erstens natürlich, weil uns das Öl ausgeht. Niemand weiß genau, wann, aber man ist sich einig, dass in den nächsten fünf bis fünfzehn Jahren das Fördermaximum erreicht sein wird. Danach wird die Produktion zurückgehen, während gleichzeitig durch das weitere Anwachsen der Weltbevölkerung und das Streben nach höherem Lebensstandard der Energiebedarf immer weiter zunehmen wird. Zweitens sind viele Ölförderländer politisch instabil, wir können uns eine so starke Abhängigkeit von ihnen nicht leisten. Drittens, und das ist der wichtigste Punkt: Indem wir durch Verfeuerung fossiler Brennstoffe Kohlendioxid und andere Gase freisetzen, heizen wir den Planeten auf, mit Folgen von einem Ausmaß, das wir gerade erst zu erahnen beginnen. Die Forschung ist sich einig: Entweder setzen wir immer weniger CO2 frei und hören schließlich ganz damit auf, oder unsere Enkel werden sich einer ökonomischen und menschlichen Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes gegenübersehen.
Und das bringt uns zu der brennend aktuellen Frage: Wie können wir den Ausstoß reduzieren, ja gänzlich stoppen und dennoch unseren Lebensstandard aufrechterhalten und Millionen von Menschen aus der Armut heraushelfen? Tugend allein hilft da nicht - brav zum Altglascontainer gehen, die Heizung ein wenig herunterdrehen und uns ein kleineres Auto anschaffen. Damit schieben wir die Katastrophe nur um ein oder zwei Jahre hinaus. Jeder Aufschub ist hilfreich, doch er ist nicht die Lösung. Wir brauchen sehr viel mehr als Tugend. Tugend ist eine zu kleine, zu begrenzte Kraft. Tugend kann das Tun des Einzelnen bestimmen; für mehrere, Gesellschaften, eine ganze Zivilisation, ist sie ein zu schwacher Motor. Nationen verhalten sich niemals tugendhaft, auch wenn sie sich das gelegentlich einbilden. Der Mensch als Masse ist mehr von Gier bestimmt als von Tugend. Wir dürfen die Rechnung nicht ohne den Eigennutz machen und müssen gleichzeitig offen sein für Neues, den Nervenkitzel des Erfindens, für die Freude an Geistesblitzen und Zusammenarbeit, für die Lust am Profit. Öl und Kohle sind Energieträger, nicht minder als indirekt auch das Geld. Die Antwort auf jene brennend aktuelle Frage ist, wohin dieses Geld, Ihr Geld, fließen soll: in die Erzeugung bezahlbarer, sauberer Energie.
Versetzen Sie sich einmal in die Zeit vor zweihundertfünfzig Jahren zurück - Sie sind Edelleute vom Lande, ich stehe hier vor Ihnen, prophezeie den Beginn der ersten industriellen Revolution und gebe Ihnen den Rat: Investieren Sie in Kohle und Eisen, in Dampfmaschinen, Baumwollspinnereien und später in Eisenbahnen. Etwa ein Jahrhundert später sehe ich mit der Erfindung des Verbrennungsmotors den künftigen Bedarf an Öl voraus und dränge Sie, dahinein zu investieren. Oder noch einmal hundert Jahre später rate ich zur Investition in Mikroprozessoren, in Computer, ins Internet und deren Entwicklungsmöglichkeiten. Heute, meine Damen und Herren, stehen wir erneut an so einem Wendepunkt. Geben Sie sich nicht der Illusion hin, die Weltwirtschaft und ihre Börsenmärkte könnten unabhängig von unserer Umwelt existieren. Die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Die Fakten sind bekannt, Sie haben die Wahl - das Projekt Mensch braucht sichere und saubere Energie, oder es wird scheitern. Entweder zeigen Sie, der
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