Solarstation
Kommunikationspults, wo sie jahrelang niemandem aufgefallen wären, und von dort zurück zu der Schmelzladung. Um die Zerstörung der Sender auszulösen, war es nur notwendig gewesen, die freien Enden der Drehte miteinander zu verdrillen und so den Kontakt herzustellen.
»Da ist jemand schneller gewesen als wir«, stellte Tanaka grimmig fest.
»Ja«, nickte Moriyama »Schneller und schlauer. Das muß alles von ziemlich langer Hand vorbereitet worden sein.«
»Was machen wir nun?« fragte Tanaka.
Moriyama sah uns der Reihe nach an. »Der Mörder Iwabuchis hat alle unsere regulären Sendeeinrichtungen zerstört. Was er aber möglicherweise nicht wußte oder, falls er es wußte, möglicherweise übersehen hat, ist, daß sich bei der Notversorgungseinrichtung jedes Moduls auch ein starker, batteriegetriebener Sender befindet. Dieser Sender kann zwar nur auf der internationalen Notfrequenz senden, und seine Benutzung löst einen automatischen Alarm aus, aber in Anbetracht unserer Situation wäre das nur wünschenswert. Wir werden nach diesen Sendern suchen und einen davon hierherbringen.«
Wir sahen einander unbehaglich und voller Mißtrauen an. »Vielleicht sollten wir in Gruppen gehen oder alle zusammen«, schlug Kim vor. »Nicht einzeln.«
»Genau«, nickte Moriyama, jetzt ganz Feldherr und Kommandant. »Wir dürfen nicht vergessen, daß einer von uns der Mörder ist; daß er sich unerkannt unter uns befinden muß, in diesem Moment. Ganz klar ist, daß sich von jetzt an niemand mehr allein durch die Station bewegen darf. Auch Zweiergruppen sind zu klein, da dies zwangsläufig heißen würde, daß einer mit dem Mörder allein ist. Wir werden deshalb zwei Dreiergruppen bilden. Yoshiko, Sakai und Kim bilden die erste Gruppe, Jayakar, Oba und Tanaka die zweite.
Mister Carr bleibt hier mit mir auf der Brücke. Ich erinnere Sie nochmals daran, daß Sie die anderen stets mißtrauisch beobachten müssen. Das ist nicht angenehm, aber leider nicht zu vermeiden. Wer versucht, sich von der Gruppe abzusetzen, macht sich dringend verdächtig. Jede Beobachtung, die Ihren Argwohn weckt, alles, was irgendwie ungewöhnlich ist, ist mir sofort zu melden.«
Die beiden Dreierteams gruppierten sich so, wie Moriyama es angeordnet hatte. Plötzlich herrschte ein ziemlich militärischer Ton, und alle beeilten sich zu gehorchen, als drohe andernfalls das Erschießungskommando.
»Die erste Gruppe nimmt sich das Maschinendeck vor, die zweite Gruppe das Labordeck«, befahl Moriyama. »Bis auf weiteres betritt niemand das Wohnmodul Eins. Der Befehl lautet, das erste funktionsfähige Funkgerät, das Sie finden, hierher auf die Brücke zu bringen. Gibt es dazu noch Fragen?«
Es gab keine Fragen.
»Gehen Sie los.«
Kaum war das Schott hinter den beiden Trupps zugefahren, sank Moriyama förmlich in sich zusammen, und die harte Oberbefehlshabermimik in seinem Gesicht wich einem schmerzlichen Ausdruck. Er sah mich an.
»Glauben Sie, daß er die Notrufsender übersehen hat?«
»Nein.«
»Was ist mit den Funkgeräten in den Raumanzügen?«
»Die sind nicht stark genug, um irgendwen zu erreichen.«
»Warum eigentlich nicht? Es sind doch bloß vierhundert Kilometer bis zur Erdoberfläche, das ist doch keine große Entfernung…«
»Wir sind nicht allein im Weltraum. In den Raumanzügen sind Funkgeräte mit sehr schwachen Sendern und sehr guten Empfängern eingebaut. Andernfalls würden wahrscheinlich Millionen Fernsehzuschauer die Dialoge unserer Außenbordarbeiten mithören.«
Moriyama seufzte. »Es ist der Saboteur, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich.«
»Was können wir denn tun, um ihn zu entlarven?«
»Wir könnten die Waffe suchen.«
»Die Waffe?«
Es war mit Händen zu greifen, daß Moriyama ebenso wie alle anderen noch unter Schock stand. Wie alle – mit Ausnahme des Mörders.
»Iwabuchi wurde offensichtlich erschossen«, erklärte ich geduldig. »Es muß also eine Waffe geben, und da wir keinen Schleusendurchgang registriert haben, muß sie noch irgendwo an Bord sein. Und es wäre möglicherweise aufschlußreich, sie zu finden.«
»Ja«, sagte Moriyama, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß er mir zugehört hatte. Er schien mit den Gedanken woanders zu sein, und es waren keine guten Gedanken. Ein harter Glanz trat in seine Augen, eine stählerne Wut, die mir regelrechte Schauer über den Rücken jagte. Plötzlich mußte ich an die sagenhaften Ninja-Krieger denken, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben kämpften, an die
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