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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verbissene, unerbittliche Entschlossenheit der Kamikaze-Piloten des Zweiten Weltkriegs. Natürlich hatte der Mörder die Notfunkgeräte nicht übersehen. Er schien nicht der Mann zu sein, so etwas zu übersehen. Die beiden Gruppen kehrten unverrichteter Dinge zurück. Wir waren von der Welt abgeschnitten, die wir unablässig mit zwanzigfacher Schallgeschwindigkeit umkreisten. Wir konnten nur hoffen, daß die Bodenstation bald Verdacht schöpfen würde, wenn sie nichts mehr von uns hörte und alle Routinemeldungen ausblieben, und daß daraufhin ein Shuttle starten und uns anfliegen würde.
    Aber wer konnte wissen, wie es bis dahin an Bord aussehen würde? Was mochte der Mörder vorhaben? Wenn er so umsichtig gehandelt und alles so eingehend vorbereitet hatte, konnte er nicht dumm sein – was eine Selbstverständlichkeit war, denn selbstverständlich stellte die japanische Raumfahrtbehörde niemanden ein, der keine überdurchschnittliche Intelligenz vorzuweisen hatte –, und er mußte sich folglich sagen, daß ihm die Zerstörung der Sender nur einen kurzen Aufschub gewähren konnte, weiter nichts. Er mußte weitere Pläne haben. Und mich schauderte bei dem Versuch, mir vorzustellen, wie diese aussehen machten.
    »Mister Jayakar erwähnte vorhin die alten englischen Kriminalromane«, begann Moriyama, als jeder wieder seinen Platz eingenommen hatte. »Wenn ich mich recht entsinne, pflegen sie immer damit zu enden, daß alle Verdächtigen in einem Raum versammelt sind und dann der Schuldige entlarvt wird.«
    »So wie wir hier«, meinte Jay mit einem schiefen Grinsen. »Alle Verdächtigen sind in einem Raum versammelt. Fehlt nur der Kommissar.«
    »Ich will mich einmal in dieser Rolle versuchen«, erwiderte Moriyama mit unnatürlicher Ruhe. »Wie Sie alle wissen, haben wir seit vier Wochen massive Probleme mit den Energieübertragungen, und wir wissen nicht, woran es liegt. Was Sie nicht wissen, ist, daß seit einiger Zeit der Verdacht bestand, es könnte sich dabei um Sabotage handeln. Wir – das heißt, Akihiro-san von der Bodenstation und ich – vermuteten, daß sich ein Saboteur in die Crew eingeschmuggelt hatte, der im Auftrag fremder Mächte unsere Versuche zur solaren Energiegewinnung scheitern lassen sollte. Nach dem, was wir heute wissen, ist unser Verdacht berechtigt gewesen. Einer von uns ist der Saboteur. Und man kann wohl davon ausgehen, daß der Saboteur auch der Mörder Iwabuchis ist.«
    Es war mäuschenstill in der Schaltzentrale. Selten hatte jemand ein aufmerksameres Publikum gehabt als Moriyama in diesem Moment. Man hörte das gleichmäßige Rauschen der Klimaanlage, man hörte sogar die weit entfernt klackernden Schritte von Spiderman, der wahrscheinlich gerade wieder auf eine neue Folienrolle wartete.
    »Ich muß gestehen, daß es ausgerechnet Iwabuchi war, den ich bislang hauptsächlich verdächtigte«, fuhr der Kommandant fort. »Iwabuchi war, wie wir wissen, ein genialer Techniker, und kurz nachdem er an Bord gekommen war, begann die Zieleinrichtung des Energiesenders, die bis dahin zufriedenstellend funktioniert hatte, ihre seltsamen Ausfälle und Fehlfunktionen zu zeigen. Für Iwabuchi wäre es ein leichtes gewesen, derartige Funktionsstörungen zu erzeugen, ohne daß wir ihm auf die Spur gekommen wären, weil wir ohnehin selten verstanden, was er eigentlich gerade machte.«
    »Ich nehme an«, warf Jay trocken ein, »daß ihn seine Ermordung nun, neben allem anderen, von diesem Verdacht entlastet.«
    »Richtig«, nickte Moriyama. »Iwabuchi kann es wohl kaum gewesen sein. Aber das ist ja nicht die einzige Möglichkeit der Sabotage. Eine andere, genau so verletzliche Stelle ist das Computersystem der Raumstation – allgegenwärtig, überall eingebunden, und Manipulationen daran sind kaum aufzuspüren. Besonders dann nicht, wenn ein begabter Programmierer sie vornimmt, der das System so gut kennt, daß er weiß, wo man sie geschickt verstecken kann, nicht wahr, Mister Jayakar?«
    Jay bekam plötzlich große Augen.
    »Mister Carr hat mir von einem Gespräch zwischen Iwabuchi und Ihnen, Mister Jayakar, erzählt, dessen Zeuge er gestern zufällig wurde. Iwabuchi wollte mit Ihnen zusammen die Software Zeile für Zeile analysieren, um eventuellen Computerfehlern auf die Spur zu kommen. Sie aber lehnten ab und vertrösteten ihn auf heute morgen. Dummerweise ist Iwabuchi heute morgen tot und kann Ihnen nicht mehr über die Schulter schauen…«
    Ich hob zaghaft die Hand, aber Moriyama bedeutete mir,

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