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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Gleichmut die zu treffenden Maßnahmen nennen.
    Der Mörder, wer immer es war, hatte keine Chance. Das nächste Shuttle würde wahrscheinlich eine Sonderkommission der Kriminalpolizei mitbringen, die die ganze Station auf den Kopf stellen und nicht eher ruhen würde, bis der Mörder Iwabuchis überführt war.
    Wir hangelten uns hinüber in die Steuerzentrale, ein schweigsamer Zug schwebender Gestalten. Als das Schott zur Brücke auffuhr, kam uns ein dumpfer, unangenehmer Geruch entgegen.
    »Derselbe Geruch wie gestern«, stellte Tanaka nach zwei schnüffelnden Atemzügen fest.
    »Darum können wir uns später kümmern«, knurrte Moriyama mißgelaunt. »Sakai, stellen Sie eine Verbindung zur Bodenstation her. Und beeilen Sie sich bitte; ich kann es kaum erwarten, Akihiro den Tag zu verderben.« Akihiro war der Leiter der Bodenstation; einer der ersten japanischen Shuttlepiloten, bis ihn ein Autounfall, an dem er unschuldig war, an den Rollstuhl fesselte. Seither war sein Dienstgrad stetig gestiegen, während sich seine Laune ebenso stetig verschlechtert hatte. Das Makabre seiner Situation – und wahrscheinlich der Grund dafür, daß er keine Gelegenheit ausließ, andere an dieser Laune teilhaben zu lassen – war, daß er als Querschnittsgelähmter in der Schwerelosigkeit des Weltraums so gut wie überhaupt nicht behindert gewesen wäre. Er hätte nur den Start nicht überlebt.
    Sakai turnte die Handgriffe entlang zu seinem Kommunikationspult. Ich warf einen Blick auf den großen Bildschirm mit der Weltkarte. Die Raumstation überquerte gerade die Antarktis. Der Funkspruch würde über Relaisstationen und Funksatelliten gehen müssen.
    »Was für eine Scheiße«, hörte ich Jayakar neben mir murmeln. Wir standen wahrscheinlich immer noch unter Schock. Ein unbeteiligter Beobachter hätte eine Gruppe auffallend lethargischer Menschen gesehen, die sich irgendwie und achtlos Plätze suchten, an denen sie sich festschnallten, um dem weiteren Verlauf der Dinge zuzusehen.
    »Ich habe Schwierigkeiten«, sagte Sakai plötzlich.
    Moriyama kniff die Augen zusammen. »Was heißt das?«
    »Ich bekomme keine Verbindung«, erklärte der Funker verwirrt, während seine Finger über Tasten und Schalter wanderten. »Ich empfange ein Bodenrelais in Adelaide und insgesamt fünf Satelliten, aber meine Verbindungsanforderungen werden nicht beantwortet. Es ist so, als würde ich überhaupt nicht senden.«
    »Und? Senden Sie?«
    Sakai zog nervös Luft zwischen den geschlossenen Zähnen ein und stieß sie wieder aus. Statt einer Antwort drückte er eine Reihe von Tasten, zuerst langsam, dann schneller und härter. »Nein«, sagte er. »Ich sende nicht. Der Sender scheint ausgefallen zu sein.«
    »Wir haben ja wohl einen Ersatzsender, oder?«
    »Hai«, nickte Sakai und beugte sich hinüber zu dem Schaltschrank neben seiner Konsole. Dem Schaltschrank, an dem ich gestern abend den öligen Tropfen gefunden hatte. Mir schwante nichts Gutes.
    Sakai drückte einen Knopf an einer der Schaltflächen, doch die kleine Leuchtdiode daneben blieb dunkel. Auf der Stirn des Funkers glitzerten Schweißperlen. Er drückte einen zweiten Knopf an einer darunter angebrachten, identischen Schaltfläche, mit demselben Ergebnis.
    »Beide Reserveeinheiten sind ausgefallen, Kommandant«, erklärte Sakai mit bebender Stimme.
    Moriyama starrte den Funker ungläubig an. »Wollen Sie mir damit sagen, daß wir nicht imstande sind, mit dem Kontrollzentrum zu sprechen?«
    »Wir können empfangen«, erwiderte Sakai ausweichend. Er wand sich förmlich. »Aber wir können nicht senden.«

KAPITEL 13
    Sie hielten sich nicht lange mit dem Studium der Handbücher auf. Dies war nicht die Zeit für buchstabengenaues Befolgen von Vorschriften. Sie holten Werkzeug und schraubten die Abdeckplatten der Schaltschränke ab, und was zum Vorschein kam, rechtfertigte diese Art der Vorgehensweise voll und ganz.
    Hier waren keine Sicherheitsmaßnahmen mehr notwendig, weil man nichts mehr würde sorgfältig zusammenbauen müssen. Es gab nichts mehr, das man hätte zusammenbauen können. Das Innere der Geräte war zerschmolzen, ineinander zerflossen und vollkommen zerstört, und die Reste des Plastikthermits, mit dem dieses Zerstörungswerk vollbracht worden war, erfüllte die Brücke mit seinem dumpfen, beißenden Gestank.
    Tanaka fand drei Paare dünner Drähte, die von einer Batterie im Gehäuseinneren nach außen geführt worden waren, an eine unauffällige Stelle unterhalb des

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