Solarstation
Revolver zu ihm in die Kabine zu gehen?«
»Das glaube ich schon. Aber nicht in der kurzen Zeit, die Ihnen zur Verfügung stand.«
»Ich verbitte mir jede weitere Beleidigung, Mister Moriyama. Im übrigen bin ich nicht Angestellter der NASDA, sondern der ISAS und Ihnen nur organisatorisch, aber nicht disziplinarisch unterstellt.«
Moriyama beugte sich vor, und seine Stimme war gefährlich leise, als er sagte: »Sie haben nicht verstanden, Mister Jayakar. Ich werde Sie jetzt festnehmen lassen, weil ich Sie der Sabotage verdächtige sowie des Mordes an Taka Iwabuchi. Und ich mache Sie darauf aufmerksam, daß wir ohne Funkkontakt mit unserer Basis sind. Nach geltendem Recht bin ich als Kommandant dadurch an Bord dieser Raumstation Herr über Leben und Tod – und ich rate Ihnen dringend, nicht auszuprobieren, wie ernst es mir damit ist.«
KAPITEL 14
Jayakar ließ sich widerstandslos festnehmen, als Tanaka und Sakai ihn auf Moriyamas Wink hin an den Armen packten. Die nächste Frage war, wo er inhaftiert werden sollte. Tanaka schlug vor, ihn in seiner Kabine unter Arrest zu stellen, was der Kommandant jedoch kategorisch ablehnte.
»In den Kabinen gibt es zuviel Spielzeug«, erklärte er. »Und jede Kabine hat einen Computeranschluß – das ist zu gefährlich.«
»Wir könnten ihn fesseln«, meinte Tanaka. »Mir fällt kein anderer Raum an Bord ein, der sich als Gefängniszelle eignet.«
»Aber mir«, erwiderte Moriyama. »Der große Käfig im biologischen Labor.«
Jay verzog abfällig das Gesicht. »Das ist ausgesprochen geschmacklos.«
»Wenn Ihnen das nicht paßt, lasse ich Sie draußen im Knotentunnel an die Wand ketten«, knurrte Moriyama mißgelaunt. »Schafft ihn weg.«
Jay sagte nichts mehr. Er ließ sich von Sakai und Tanaka gehorsam zum Schott begleiten und fortbringen. Moriyama sah ihnen nach, bis sie die Brücke verlassen hatten. Dann wandte er sich wieder uns zu. »Yoshiko, Sie übernehmen die Wache am Empfangsgerät. Es kann nicht lange dauern, bis die Bodenstation merkt, daß wir nicht mehr senden, und dann werden sie Instruktionen durchgeben. Kim, für Sie habe ich eine Aufgabe, wenn Tanaka und Sakai zurück sind. Oba und Leonard, lassen Sie uns überlegen, wie wir mit dem Leichnam Iwabuchis verfahren.«
»Am besten wäre es, alles so zu lassen, wie es ist, bis die Kriminalbeamten eintreffen«, sagte ich. »Aber da es noch eine Woche oder länger dauern kann, bis der Shuttle startet, können wir das nicht machen.«
»O nein«, sagte Oba. »Bis dahin würde die Verwesung einsetzen.«
»Wenn wir die Klimaanlage in seiner Kabine so weit wie möglich herunterregeln, um das zu verhindern?« fragte Moriyama.
»Die niedrigste Temperatur, die man in den Kabinen einstellen kann, ist zwölf Grad Celsius«, gab Oba zu bedenken. »Das ist viel zu warm.«
»Wenn wir die Sicherung entfernen, können wir jede beliebige Temperatur erzeugen«, beharrte der Kommandant. »Auch dreißig Grad unter Null. Das ist nur eine Frage des Energieaufwandes, und wenn wir hier oben etwas im Überfluß haben, dann ist das Energie.«
»Bedenken Sie, daß Ihre Kabine nebenan liegt, Sir«, warf ich ein. »Und die Isolation der Zwischenwände ist minimal.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Ich denke, wir sollten die wichtigsten Spuren sichern, Iwabuchis Leichnam herausholen und untersuchen, ihn gemäß den Vorschriften entsorgen und schließlich die Kabine bis zum Eintreffen der Polizisten versiegeln.«
»Trauen Sie sich das zu, ohne irgendwelche wichtigen Spuren zu verwischen?«
»Ich würde alles fotografieren und den Leichnam dann herausholen, weiter nichts. Außerdem«, fügte ich hinzu, »glaube ich nicht, daß dieser Mord die Kriminalpolizei vor unlösbare Rätsel stellen wird, selbst wenn ich versehentlich einen Fingerabdruck verwischen sollte, was ich wahrscheinlich sogar schon getan habe. Schließlich liegt es auf der Hand, daß ihn ein Mitglied der Crew begangen haben muß.«
Moriyama sah mich forschend an. »Sie glauben nicht, daß es Jayakar war?«
Ich hielt dem Blick stand. »Nein, Sir.«
»Und warum nicht?«
»Das kann ich nicht genau sagen. Bis jetzt ist es nur ein Gefühl.« Ich gestattete mir die Andeutung eines Lächelns. »Dai rokkan.«
Moriyama nickte bedächtig. Schließlich sagte er: »Handeln Sie so, wie Sie es für richtig halten, Leonard. Wo Sie die Siegel finden, wissen Sie ja.«
Unwillkürlich verbeugte ich mich, die japanische Geste des gehorsamen Befehlsempfängers. Dann machten Oba und ich
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