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Soldat des Imperiums

Soldat des Imperiums

Titel: Soldat des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C.Dietz , Dean Williams
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Leiste, die vorne in seine Uniform eingenäht war, und Kyle taumelte, als die Macht durch sein Nervensystem brauste. Nicht von Jerec ausgehend, sondern von irgendwo tief in seinem Innersten, so als wäre sie die ganze Zeit dort verborgen gewesen.
    Für einen kurzen Moment »sah« Kyle den ganzen Exerzierplatz von oben, einschließ-
    lich der Statue des Imperators, den Kadetten, einer vom Wind gebeutelten Essensverpackung und einer Kolonne Insekten auf Nahrungssuche.
    Kyle »hörte« die Lautsprecheranlage, das Schlagen seines eigenen Herzens und ein leises, fast unhörbares »klick«, als der zweite Zeiger an General Mohcs Analoguhr eine Stelle vorrückte. Kyle »spürte« die Macht von Jerecs Geist, er erkannte das Ausmaß seines alles verzehrenden Appetits und wußte, daß es niemandem gestattet würde, sich zwischen diesen Mann und seine Ziele zu stellen. Dann trat Jerec zurück, die Verbindung riß ab, und Kyle blieb schwankend im Wind zurück, seine Nerven knisterten, als sich die letzten Energieeinheiten entluden.
    Der Rest der Zeremonie verging wie in einem Nebel, während Kyle versuchte zu verstehen, was passiert war. Warum hatte ihm Jerec diese Dinge erzählt? Waren die Worte freundlich gemeint? Oder war die Einladung aufrichtig? Bedeutete es das, was er dachte? Daß er eine ähnliche Position innehaben könnte wie Jerec? Und wollte er das überhaupt, selbst wenn es möglich wäre?
    Die Zeremonie endete so wie immer mit einem dreifachen Hoch auf den Imperator, Mützen, die in die Luft flogen, und einem Masseninferno, als die Klassen entlassen wurden.
    Meck Odom erschien aus dem Nichts, faßte Kyle um die Hüften und hob ihn hoch. Andere Kadetten, die gespannt darauf waren, die Medaille zu sehen und zu berühren, umringten sie.
    Als ihre Neugier befriedigt war, gingen sie auf die Tribünen zu, wo Freunde und Familienangehörige warteten, oder zurück zu den Quartieren, wo sie sich, vorausgesetzt, sie waren eingeladen worden, auf den üblichen Rummel aus Festessen, Tanzvergnü-
    gen und Partys vorbereiten würden. Kyle und die Grenzweltler in der Klasse hatte man über-gangen.
    Odom, dem die mißliche Lage seines Freundes bewußt war, legte einen Arm um seine Schultern. »Zeit zum Aufbruch, Blasengesicht, vorausgesetzt, du bist trotz deiner Medaille nicht abgeneigt, mit dem gemeinen Volk zu verkehren. Wer ist eigentlich der Knabe in Schwarz? Schick gekleidet war er nicht gerade.«
    Kyle mußte unwillkürlich lachen. »Keine Ahnung – nannte sich Jerec, was auch immer das bedeutet. Irgendein Regierungsbeamter, oder so was.«
    Odom zuckte die Achseln. »Was auch immer. Meine Eltern haben dich zum Abendessen eingeladen. Sie wollen den großen Helden kennenlernen. Als ob mein Angriff auf eine verlassene Waffenfabrik überhaupt keinen Wert hat. Die Leute haben Nerven!«
    Kyle zwang seinen Freund anzuhalten. »Hör auf mit dem Theater, Meck. Deine Eltern wollen nicht mich. Sie wollen dich. Und das sollten sie auch. Ich komme später darauf zu-rück.«
    Odom hatte ein quadratisches Gesicht, dunkle, fast schwarze Haut und ständig ein Grinsen auf den Lippen. »Negativ, o Ausgezeichneter. Kommst du freiwillig? Oder muß ich dich zwingen?«
    Kyle erkannte die Entschlossenheit in den Augen seines Freundes und lächelte. »Wird deine Schwester auch dasein?«
    Odom lachte. »Paß auf, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen!«
    Der Abend verlief ruhig. Im Gegensatz zu den meisten wohlhabenden Familien des Imperiums, hatten die Odoms keine Verbindungen zum Imperator und waren aufrichtig nett.
    Mecks Mutter leitete ein kleines, aber erfolgreiches Import-Export-Geschäft, und sein Vater war ein gefeierter Architekt. Sie und ihre hübsche Tochter waren ausgezeichnete Gastgeber, und der Abend verging wie im Flug.
    Schließlich kehrten die Kadetten zurück in die Kaserne. Kyle hatte so viel gegessen, daß er dachte, er müßte platzen. Da das Ausgehverbot aufgehoben war und die Militärpolizei nur im absoluten Ernstfall einschritt, gab es die vorherzusehende Zahl an Betrunkenen, sowohl angenehmen als auch weniger angenehmen.
    Die jungen Männer gingen den schlimmsten Verrückten aus dem Weg und erreichten ohne größere Schwierigkeiten ihre Zimmer. Kyle hatte sich von seiner Uniformjacke befreit und die meisten Knöpfe seines Hemds abgerissen, als er bemerkte, daß in der oberen, linken Ecke seines Computerbildschirms ein E-Mail-Icon erschienen war. Es blinkte mit lästiger Regelmäßigkeit. Er war sich sicher,

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