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Soldat des Imperiums

Soldat des Imperiums

Titel: Soldat des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C.Dietz , Dean Williams
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das Mädchen zu. »Wir reden. Aber in aller Öffentlichkeit, wo uns jeder sehen kann. Die Bibliothek. In einer Stunde.«
    Kyle nickte. »Die Bibliothek. Dort sehen wir uns.«
    Jan Ors lächelte und verschwand.
    Die Bibliothek des Schiffs, die in der Tat viel mehr war, verfügte über Millionen von Büchern, in Tausenden von Sprachen, die alle elektronisch gespeichert waren. Es gab interaktive Virtual-Reality-Spiele, Lernkurse und viel, viel mehr. Aufgrund der Tatsache, daß auf die meisten Daten direkt zugegriffen werden konnte oder sie auf Datenträger kopiert waren, nahm die Einrichtung relativ wenig Platz in Anspruch.
    Vielleicht lag es an der Größe der Bibliothek oder an der Tageszeit, aber das erste, was Kyle auffiel, war, daß es relativ leer war. Oh, es waren schon Leute da, aber nicht mehr als ein Dutzend. Die meisten waren in irgendeinen Text oder ein Szenario vertieft, die ihre Scanner abspielten, oder, wie in einem Fall – ein Rodianer – anscheinend in einer Nische eingeschla-fen.
    Da Kyle zu früh gekommen war, erwartete er nicht, Jan zu sehen, und war überrascht, daß sie bereits da war. Das Podest, das für Lesungen vorgesehen war, war klein, aber für einen einzelnen Vortragenden ausreichend. Kyle sah sich um, als wartete er auf ein Stichwort, und nahm einen der fünf leeren Stühle. Obwohl er nicht sehen konnte, was sie sah, und nicht die Musik hören konnte, die sie so bewegte, erkannte er auf den ersten Blick ihr reines, un-verdorbenes Talent. Mehr noch – Kyle wußte, daß er auf einen wichtigen Aspekt in Jan Ors Leben blickte.
    Jan beobachtete die anderen Tänzer aus den Augenwinkeln, wartete auf die Musik, die sie in Bewegung setzen würde, paßte sich ihrem Jete an, drehte eine Pirouette und hielt eine Arabesque. Ihre Füße knickten ein, weil sie keine Ballettschuhe besaß und es ihr an der nötigen Übung fehlte, aber der Beifall toste trotzdem, und Blumen landeten um ihre Füße.
    Das Ganze sah so echt aus und klang so natürlich, daß Jan für einen flüchtigen Augenblick glaubte, es wäre echt, und eine Verbeugung machte. Als der Ton schwächer wurde und das Bild anfing zu verschwimmen, hob sie den Visor. Sie war entsetzt, ihn dort sitzen zu sehen und sein Klatschen zu hören, und hörte ihre wütenden Schreie. »Hast du nichts Besseres zu tun, als dich über mich lustig zu machen?«
    Kyle sah verletzt aus. »Das ist ein Mißverständnis. Du warst wunderbar. Wo hast du so tanzen gelernt?«
    Ein wenig beruhigt und insgeheim geschmeichelt, gewann Jan ihre Fassung zurück und stieg von dem Podest herunter. »Als ich ein kleines Mädchen war. Meine Mutter war die Cho-reographin der Ersten Balletttruppe auf Alderaan. Und ich wurde zwischen den Proben groß-
    gezogen.«
    »Und dein Vater?«
    Jans Kopf neigte sich vor. Sie sah ihn von unten an. »Du bist ganz schön neugierig, was? Mein Vater war – und ist, soweit ich weiß – ein erstklassiger Raumfahrtingenieur. Gib mir die Stiefel.«
    Kyle sah sich um, entdeckte ein Paar abgenutzte Stiefel und bückte sich, um sie aufzu-heben. »Wirklich? Heißt das, du kannst einen Antrieb genausogut reparieren, wie du tanzt?«
    »Ja«, sagte Jan nüchtern, »das heißt es. Was ist mit dir, Schlaumeier? Hast du noch irgendwelche anderen Talente, als die, die du auf dem Asteroiden demonstriert hast?«
    Kyle runzelte die Stirn »Ich besuchte die Akademie, um ausgebildet zu werden. Aber ich bin eher ein Ingenieur als ein Soldat.«
    »Klar, und ich bin eine Tänzerin«, sagte Jan skeptisch. »Komm mit. Ich bin durstig.«
    Die Cafeteria bewirtete die weniger vermögenden Reisenden an Bord und war halb ge-füllt. Sie stellten sich an, redeten belangloses Zeug und bekamen ihre Drinks. Kyle bot an zu bezahlen, und Jan ließ ihn gewähren. Es schien natürlich, den entferntesten und folglich abge-schiedensten Teil des Raums anzusteuern. Sie setzten sich, nippten an ihren Gläsern und sahen sich über den Tisch hinweg an. »Nun«, sagte Jan zurückhaltend. »Du wolltest reden.«
    Kyle zuckte mit den Achseln. »Ja ... Vermutlich glaubst du mir nicht, aber die meisten Soldaten, die auf dem Asteroiden starben, waren gute Männer.«
    Jan schwieg einen Augenblick. Als sie sprach, klang ihre Stimme sanft, aber entschlossen. »Viele gute Leute starben an diesem Tag, Kyle. Einige waren auf meiner Seite –
    einige auf deiner. So ist nun mal der Krieg. Du bist Soldat. Was hast du erwartet?«
    Kyle spürte plötzlich Wut in sich aufsteigen. »Ja? Und was ist mit meinem

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