Soldat des Imperiums
Kyle hatte sich nie viel aus Spielen gemacht. Er war, wie er zugeben muß-
te, ein schlechter Verlierer.
Kyle sah vom Tisch auf und warf einen flüchtigen Blick auf ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam. Oder nicht? Das Gesicht gehörte einem Mädchen, und so sehr er es sich auch wünschte, Kyle kannte keine Mädchen. Er sah genau hin, aber sie verschwand hinter einem Paar kopfschwänziger Twi'leks am anderen Ende des Raums. Kyle bewegte sich nach links, um sie besser sehen zu können, und stieß versehentlich mit einem rodianischen Kopfgeldjäger zusammen. Es war schwer zu sagen, was schlimmer war, der Körpergeruch des Wesens oder das billige Parfüm, mit dem er ihn zu verbergen versuchte.
Plötzlich, so als würden sich die Wolken teilen, um einen Sonnenstrahl durchzulassen, gingen zwei der Zuschauer auseinander. Das Mädchen sah in seine Richtung, ihre Blicke trafen sich, und sie erkannten einander. Sie war es! Das Mädchen von dem Asteroiden!
Kyle sah, wie sich ihre Augen vor Überraschung weiteten, konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht ganz einordnen und beobachtete, wie sie sich umdrehte. Kyle folgte ihr, ohne zu überlegen, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte.
Er redete sich ein, daß es ihm um ihre Mitgliedschaft bei den Rebellen ging – daß er nur seine Pflicht tat –, aber er wußte, daß mehr dahintersteckte. Er wollte ihr weh tun, sie für all das bestrafen, was die Rebellen getan hatten. Aber er wollte auch mit ihr reden. Sie war auf dem Asteroiden gewesen, und sie war vielleicht der einzige Mensch, der verstehen konnte, was er fühlte.
Kyle umrundete den Tisch, wich dem Droiden aus, der nicht von Calrissians Seite zu weichen schien, und stürzte zur Tür. Der rodianische Kopfgeldjäger, dessen große, lila Augen völlig ausdruckslos waren, sah ihm nach. Draußen sah Kyle nur noch einen blauen Schatten, als das Mädchen auf einem Laufband verschwand.
Um sie einzuholen, lief, sprang, stolperte und schob sich Kyle an unzähligen Sentinents vorbei, murmelte immer wieder »Entschuldigung« und ließ seine Beute nicht aus den Augen.
Als er das Laufband erreicht hatte, hielt er sich auf der äußeren Spur, überholte eine Geschäftsfrau und ihren Protokoll-Droiden und fing an, schneller zu gehen.
Das Mädchen hatte inzwischen einen beachtlichen Vorsprung. Sie blickte über die Schulter zurück, vergewisserte sich, daß er hinter ihr war, und ging noch schneller. Kyle sah das, verdoppelte seine Anstrengungen, und fing an zu laufen. Er bemerkte nicht den großen, ausgemergelten Mann, der den Stöpsel in seinem rechten Ohr berührte und »Waller hier – er ist unterwegs« in ein Funkgerät murmelte und gemächlich hinterherkam.
Das Laufband endete, das Mädchen machte eine Pause, damit Kyle sie genau sehen konnte, und lief zu einer Liftröhre. Der junge Offizier bahnte sich einen Weg durch die Menge, entschuldigte sich nach links und rechts und erreichte den Lift, als sich die Türen schlossen.
Kyle schlug frustriert gegen das Metall, ignorierte das Angebot eines Droiden und beobachtete die Anzeigetafel. Unter dieser Etage lagen zwei weitere, aber die zweite war für Passagiere gesperrt, und damit wußte er Bescheid.
Die Leiter, die für Notfälle vorgesehen war und nur selten benutzt wurde, verlief parallel zu der Röhre. Kyle berührte die Schalttafel neben der Eingangstür, wartete, bis sie zur Seite glitt, und betrat den Schacht. Die Leiter war so angelegt, daß sie sich der jeweiligen Schwerkraft anpaßte. Er klemmte seine Füße gegen die Außenstangen und benutzte seine Hände als Bremse. Die künstliche Schwerkraft des Schiffs erledigte den Rest.
Der Abstieg dauerte fünf Sekunden. Seine Stiefel landeten genau in dem Moment auf der nächsten Plattform, als ihn jemand in den Schwitzkasten nahm. Kyle stemmte sich gegen den Griff, aber es war sinnlos. Genausogut hätte er versuchen können, eine Durastahlstange zu verbiegen. Die Worte wärmten seine rechte Gesichtshälfte. »Warum hast du es so eilig, Kumpel? Stell dir vor, du fällst und brichst dir das Genick? Was würde der Imperator sagen?«
Kyle versuchte etwas zu sagen, versuchte zu antworten, aber er brachte nur ein gurgeln-des Geräusch hervor. Eine andere Stimme mischte sich ein. Sie gehörte einer Frau. »Das reicht, Rosco. Der Korridor ist sauber. Bring ihn raus.«
Wie von Zauberhand verwandelte sich der Würgegriff in ein paar Handschellen. Rosco verstärkte den Druck, Kyle zuckte zusammen und bewegte sich
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