Soldat des Imperiums
Vater? Er war Agroingenieur, kein Soldat, und die Rebellen haben ihn trotzdem getötet. Erklär mir das.«
Aufgrund seines Tonfalls und der Leidenschaft seines Ausbruchs, erwartete Kyle, daß sie den Tisch verlassen würde. Zu seiner Überraschung und Erleichterung blieb sie sitzen.
Genauer gesagt, ließ sich ihr Gesichtsausdruck eher als überrascht bezeichnen. »Auf welchem Planeten?«
Kyle war verblüfft. »Auf einem Mond namens Sulon. Er umkreist Sullust.«
Sie nickte. »Ich habe davon gehört. Der Name deines Vaters?«
»Genau wie meiner. Katarn. Morgan Katarn.«
»Und wie kommst du auf die Idee, daß dein Vater durch die Hand der Allianz starb?«
Kyle runzelte die Stirn. »Der Kommandant schickte mir eine Nachricht.«
Jan schüttelte sichtlich erstaunt den Kopf. »Meine Mutter sagt, die Wege der Macht sind geheimnisvoll – und ich bin immer wieder überrascht, wie recht sie hat. Komm mit – ich möchte dir jemanden vorstellen.«
Kyle wußte, daß er durch den öffentlichen Umgang mit Mitgliedern der Rebellen-Allianz leicht die Aufmerksamkeit der Spione des Imperators auf sich lenken könnte, und machte sich allein auf den Weg zu Jans Kabine. Er berührte die Schalttafel. Dann hörte er ein summendes Geräusch, und die Luke öffnete sich.
Ob nun durch Glück, die Begünstigung durch einen Sympathisanten der Rebellen oder durch ein großzügigeres Budget, als Kyle vermutet hätte, Jans Kabine war jedenfalls etwas größer als seine. Trotzdem, die Tatsache, daß sie den Raum mit einem verchromten Protokoll-Droiden teilte, machte diesen Vorteil mehr als wett. Die Maschine erwachte zum Leben, als Jan ihren Namen sagte. »A-Cee. Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
Der Droide hob den Kopf, und Servos summten, als er in Kyles Richtung blickte. Was als nächstes geschah, überraschte beide Menschen. A-Cee versteifte sich, zog sich tiefer in seine Ecke zurück und sagte mit harter, unnachgiebiger Stimme: »Ich bin eine Bombe. Unerlaubte Zugriffe, Manipulationen oder Störungen meiner Programmierung, Datenspeichereinheit oder anderer Systeme führen zur Sprengung von Vier-Punkt-Zwei-Kilo-Plitex-Neun-Sprengstoff. Ich habe eine Bedrohung der Stufe drei erkannt und leite in Übereinstimmung mit meiner Programmierung die angemessenen Schritte ein. Detonationsvorgang aktiviert.
Countdown eingeleitet. Zehn – neun – acht ...«
Kyle machte einen Schritt auf die Luke zu und sah Jan an. Sie reihte die Worte hastig aneinander. »Unterbreche Code Alpha, Bravo, Zeta, Eins-Neun-Sechs. Ausführen.«
A-Cee hielt inne, unterbrach den Countdown und schien sich zu entspannen. »Unterbre-
chung ausgeführt. Detonationsvorgang abgebrochen.«
Jan sah Kyle an und grinste schwach. »Das tut mir leid. Es lag an der Uniform und daran, daß er so etwas wie eine Waise ist. Du wirst das alles gleich verstehen. Zuerst beantworte eine Frage. Sagten sie dir, warum sie dich und dein Team nach 456 schickten?«
Kyle zögerte. »Nein, nicht genau. Sie sagten, unser Ziel wäre es, eine Funkrelaisstation einzunehmen – sonst nichts.«
Jan nickte. »Nun, die Informationen, die sie dir gaben, waren soweit richtig, aber es steckt mehr dahinter. Die Wahrheit über den Imperator und seine vielen Greueltaten ist eine der stärksten Waffen der Allianz. Wenn sie bekannt wird, werden aus neutralen Beobachtern Sympathisanten, neue Allianzen werden geschlossen, und die Unterstützung nimmt zu. Doch die riesigen Entfernungen zwischen den Planeten des Imperiums machen das schwierig.«
Kyle fing an zu protestieren, aber Jan hob die Hand. »Laß mich ausreden, sieh es mit deinen eigenen Augen, dann sag, was du willst.«
»Die Allianz hat Berichterstatter, tapfere Männer und Frauen, die von Planet zu Planet fliegen, oft durch Gebiete, die das Imperium kontrolliert, und Geschichten sammeln, um sie denen zu zeigen, die bereit sind zu sehen, zu hören und zu verstehen. Viele dieser Korrespondenten haben Begleiter wie A-Cee hier, die in der Lage sind, alles, was sie beobachten, zu filmen, zu speichern und zu bearbeiten. Sobald die Berichte vorbereitet sind, werden sie von Funkrelaisstationen wie der auf Asteroid 456 überall im Imperium ausgestrahlt.«
Kyle, der nicht gerade begeistert war von all der antiimperialen Propaganda, die ihren Worten anhaftete, verschränkte die Arme. »Das ist alles sehr interessant. Aber was hat das mit mir zu tun?«
Jan schwieg einen Augenblick und sah ihn aus Gründen, die er nicht verstehen konnte, traurig an.
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