Soldatenehre

Titel: Soldatenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Moscoe

Vom Netzwerk:

überhaupt nicht beleidigt?«, fragte Jobe mit breitem Grinsen. »Grace, Sie dürfen da nicht hin. Das stinkt nach einem Plan der Weißen, alle Feinde an einem Ort zu versammeln, um sie dann umzubringen.«
    »Jobe, du musst endlich aufhören, alles als einen Trick der Weißen zu betrachten, alle anderen zu unterdrücken.
    Der junge Sean kann dir bestätigen, dass die weißen Engländer dieses Spiel schon mit ihren schottischen und irischen Vettern getrieben haben, lange bevor sie ahnten, dass es noch jemanden anders gab, den sie verprügeln konnten.«
    »Wenn Sie das sagen, Grace«, erwiderte Chato. »Aber ich bin derselben Meinung wie Jobe. Das hört sich absolut nicht nach einem Ort an, an den man sich begeben sollte.«
    »Sie könnte eine Krötenrüstung tragen«, schlug Sean vor.
    Grace schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das Image, das ich ausstrahlen möchte.«
    »Ich stimme zu«, sagte Ben. »Gehen Sie elegant oder gar nicht.«
    »Ich gehe. Falls der Rest die Banditen mit Knabberzeug und Drinks empfängt, will ich nicht durch Abwesenheit alle Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Da wir ohnehin noch nicht so weit sind, auf den Raumhafen zu donnern und Streit anzufangen, spielen wir erst einmal mit. Chato, Jobe, Ben: Sie übernehmen das Kommando, solange ich fort bin. Halten Sie die Versammlungen ab, und sehen Sie zu, dass an deren Ende alle zufrieden sind.«
    »Das werde ich nicht tun können, Grace. Ich begleite Sie«, erklärte Ben.
    »Das wurde nicht verlangt.«
    »Genau deswegen. Sie brauchen Rückendeckung. Wenn ich Sie begleite, sind Sie besser gegen Angriffe von unerwarteter Seite geschützt.«
    »Sie werden hier gebraucht.«
    »Das Errste, was man in der Ausbildung lernt, is', dass nae Jack vo' uns unersetzbarr is'«, ließ sich Danny hören. »Wenn derr verrückte Katzenträumer gehn will, dann sage ich, lassen wirr ihn gehn. Ich will in nae Schlacht ziehen, die er organisiert hat, weil er es in einem seiner nassen Trräume gesehn hat.«
    Ben fletschte die Zähne, aber Danny grinste nur.
    »Nun, wenn das dann geklärt ist«, bemerkte Syn und stellte sich so vor das Licht, dass deutlich zu sehen war, was sie an ihrem Körper trug und was nicht. »Ich habe heute Nacht noch was vor.«
    »Ich auch«, sagte Jobe.
    »Dann hole ich euch zwei morgen früh ab«, sagte Angus - zu Grace und Ben.
    Die Fahrt nach Allabad war zugleich schneller und langsamer, als es die Fahrt ins Gebirge gewesen war. Zwei Wochen zuvor waren sie ohne Halt durchgefahren, aber durch die schwer beladenen Laster waren sie nur langsam vorangekommen. Diesmal fuhren sie so schnell, wie Wilsons Allradantrieb sie über den Kies oder die von Schlaglöchern übersäten Straßen transportieren konnte. Abends aber machten sie an einer kleinen Pension Halt.
    Grace hielt das für eine gute Gelegenheit, aber sie war noch nie jemandem wie diesem Mann begegnet. Er hatte zwar fünf Finger an jeder Hand, trotzdem wirkte er völlig fremdartig. Er war soweit er zurückdenken konnte als Teil einer Kampfgruppe aufgewachsen, und sie fand es ebenso unmöglich, sich in seine Kindheit hineinzudenken, wie es für ihn war, ihre liebevollen Erinnerungen daran zu verstehen, wie sie an der Seite ihres Vaters ihr Handwerk gelernt hatte. Ihre Gefühle beim Verlust des Vaters machten ihn sprachlos.
    Schließlich verbrachten sie die Fahrt damit, das Gelände in Augenschein zu nehmen, das sie durchquerten, und sich Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten zu überlegen.
    Garry McGuire meldete sich bei Grace, kaum dass sie die Stadt erreicht hatten. Er wollte mit ihr reden.
    Angus bot ihr sein Haus an, verschwand aber, noch bevor Garry auftauchte, um sich mit Freunden zu treffen.
    »Morgen früh um zehn setzen die Banditen auf, wissen Sie. Es gibt viel zu tun«, keuchte er.
    »Ich habe gehört, man hat Sie zum Provisorischen Gouverneur ernannt.«
    »Ja, einstimmig«, bestätigte er stolz. Durch die letzten siebenundzwanzig noch anwesenden Delegierten, so hatte Grace gehört. »Also, ich möchte, dass es wie folgt abläuft. Wir werden uns alle in der Ankunftshalle des Raumhafens aufstellen, alle fünfzig. Seltsam, keiner von denen, die so dringend im Zunftsaal mitreden mussten, drängt sich, bei diesem Treffen dabei zu sein. Jedenfalls stellen wir uns auf, ich heiße unsere Besucher willkommen und teile ihnen mit, dass die Gendarmerie aufgelöst wurde und niemand auf sie schießen wird. Haben Sie das verstanden? Niemand wird sie auch nur im Geringsten provozieren.«
    Grace