Soldatenehre
Eigentlich bin ich überrascht, dass es nicht schon früher aufs Tapet gekommen ist. Aber jetzt ist es so weit, und ich sollte wohl mit einigen der jungen Leute reden.«
»Viel Vergnügen«, wünschte ihm Grace.
»O ja, ganz bestimmt«, erwiderte Glen und seufzte.
Grace blieb auf ihrem Platz, während die anderen zirkulierten. Es gab Lob zu verteilen und Details auszuarbeiten. Sie verbrachte einige Zeit mit den Harfenstraße-Partisanen, ein Name, den sich die Kinder bei einem Vidprogramm ausgeliehen hatten, das ihnen gefiel. Sie wurden rot und stammelten, als Grace sie lobte. »Aber seid vorsichtig«, fügte sie hinzu und musste sich prompt vorwerfen lassen, genau wie deren Mütter zu reden. Es war schon spät, als sie in dieser Nacht das >Brat-und-Brauhaus< verließ.
Glen brauchte jemanden, der ihn nach Hause brachte, und sie bot ihm an, bei ihr mitzufahren. »Es sind gute Leute«, sagte er.
»Hatten sie Schwierigkeiten, gewaltlos zu bleiben?«
»Ein paar. Ein junger Hitzkopf hier, ein eifersüchtiger Freund da. Nicht alle Mädchen spielen nur mit den Söldnern. Ein paar haben sogar ihr Herz verloren. Zumindest habe ich den Eindruck.«
»Ich möchte in dieser Situation nicht jung und verletzlich sein.«
»Da ist noch etwas. Dieser Hansen glaubt, er hat gewonnen. Ein paar von uns finden, er sollte wissen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Zum Beispiel unmittelbar bevor sein Boss ankommt.« Glen sprach eine Weile über eine kleine Operation, bei der kein Söldner ums Leben kommen sollte, die ihrem Kommandeur aber ein deutliches Signal geben würde, dass noch nichts entschieden war. Es gefiel ihr.
»Ihre Mutter hat Ihnen doch bestimmt die Geschichte von der Nebelfee aus den alten Kriegen erzählt«, bemerkte Grace, als er fertig war.
Er lachte. »Meine Großmutter hat geschworen, dass ihre eigene Großmutter die ursprüngliche Nebelfee war. Natürlich behauptete meine andere Großmutter haargenau dasselbe. Selbst mit fünf machte mich das skeptisch. Aber sie waren feine, zähe Mädchen, genau der Typ dafür.«
»Glauben Sie, Mary Anne ist geeignet, die nächste Nebelfee zu werden und Hansen ein Licht aufgehen zu lassen?«
Glen lachte. »Geschähe Romie Recht.«
Grace verbrachte die Nacht in Glens Haus, auf dem Sofa zwischen dem Kinderspielzeug. Es war ein Risiko für ihn, aber sicherer, als wenn sie eine Kreditkarte benutzt hätte, die vermutlich überwacht wurde. Sie holte sich das Benzin aus Wilsons Tank und hatte immer genug in Ersatzkanistern dabei, um es bis zurück nach Falkirk zu schaffen. Eine Geheimrevolte zu leiten hatte nie auf ihrer Wunschliste der Dinge gestanden, die sie in ihrem Leben irgendwann mitmachen wollte. Doch irgendwie schien es ihr dieses Jahr bestimmt zu sein.
Um halb sechs weckte sie ein hungriges Baby. Um sechs waren Mutter und Kind wieder eingeschlafen. Um Viertel nach sechs war Grace auf dem Heimweg.
Bei dieser Nachricht runzelte Major Hansen die Stirn. Alkalurops' »Leiter« würde in zwei Tagen eintreffen und »erwartete« von ihm, dass er ihn zusammen mit allen wichtigen Bürgermeistern empfing. Grace O'Malley war ausdrücklich erwähnt worden.
»Mallary, sorgen Sie dafür, dass diese Liste verteilt wird. Zwei Tage sind nicht viel Zeit. Teilen Sie Grace O'Malley mit, dass wir einen Schnelltransporter schicken, falls sie es sonst nicht schafft.«
»Sonst noch etwas, Sir?«
»Erklären Sie Alarmstufe Drei. Es hat zwar bisher keine Probleme gegeben, aber zum jetzigen Zeitpunkt sollten wir nichts riskieren.«
»Ich werde es sofort veranlassen«, bestätigte sie. Dann stockte sie. »Heute Abend ist eine Art Feier. Die Einheimischen nennen es Oktoberfest, und es ist mit einer riesigen Party für die ganze Stadt verbunden.«
»Wir haben keinen Oktober«, gab L. J. zurück.
»Ja, Sir, das ist mir auch aufgefallen, aber es hat mit der Hopfenernte zu tun. Die fällt in den Spätsommer, Sir. Jedenfalls haben sie mir das erzählt.«
»Sie?«, fragte L. J. nach und hob beide Augenbrauen.
»Okay, Heinrich hat es mir erzählt. Sein Brauhaus hat das Dreifache der normalen Menge gebraut, und wenn es heute Nacht keine Party mit reichlich Bier gibt ... dann wird er kein fröhlicher kleiner Camper mehr sein, Major.«
»Und zumindest aus einer Söldnerin hat er eine sehr fröhliche kleine Camperin gemacht, was?«
»Das ist eine Privatangelegenheit, Sir. Was ich in meiner Freizeit tue, geht nur mich etwas an. Richtig, Sir? Der Colonel weiß, dass wir wenig genug
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