Soldatenehre

ihrer besten Lehrerinnenstimme. »Ihre Mechs sind mit supergehärteten Bohrern und Steinsägen ausgestattet. Im Nahkampf ist ein unmodifizierter BergbauMech eine Bedrohung für jeden BattleMech in unserem Bestand. Falls sie so umgebaut sind, dass sie den Sprengstoff abfeuern können, den alle Bergleute auf Vorrat haben, könnten wir uns einem gefährlichen Gegner gegenübersehen.«
    »Beim ersten Schuss ins Schwarze.« L. J. nickte.
    Sein Comp meldete mit einem Glockensignal einen eingehenden Anruf, aber der Schirm blieb dunkel. »Ich würde mich gerne mal mit Ihnen treffen und über alte Zeiten plaudern«, sagte eine Frauenstimme. Er erkannte die Stimme. Sie gehörte Grace O'Malley. »Die Berge, die wir bestiegen haben, den Spaß, den wir hatten.«
    L. J. runzelte die Stirn. »Beim Wettrennen.«
    »Ihre Erinnerungen unterscheiden sich von meinen. Falls Sie es einrichten können, treffen wir uns auf der Hauptstraße in Dublin Town. Sagen wir ... in einer Stunde.«
    »Sie haben es eilig?« L. J. fragte sich, ob schon jemand dabei war, eine Falle vorzubereiten.
    »Die Zeit vergeht im Fluge, wenn man nicht weiß, was einen erwartet.«
    »Was mich erwarten könnte, wenn ich jetzt die Hauptstraße runterschlendere, ist ein Schuss in den Rücken.« Mallary nickte.
    »Ich wusste gar nicht, dass Söldner so versessen darauf sind, im Bett zu sterben.«
    Das war nicht gerade ermutigend. Doch am Raumhafen hatte L. J. seinerseits mit dem Gedanken gespielt, Grace um ein Treffen zu bitten. Sie mussten reden. »Ich komme«, erklärte er, unterbrach die Verbindung und nickte dem Banner zu. »Holen Sie einen Wagen. Sie fahren.«
    »Bewaffnung?«, fragte der Spieß.
    »Pistolen.« Die meisten hielten sie für Kurzstrek-kenwaffen, aber L. J. hatte den Banner damit ein menschengroßes Ziel auf maximale Entfernung treffen sehen.
    »Sehen Sie sich vor, Sir«, sagte Mallary, als L. J. den Raum verließ. Von ihr kommend klang es ehrlich.
    Die Hauptstraße in Dublin Town verlief entlang MacGillions Bach, der im Sommer nicht mehr als ein schlammiges Rinnsal war. L. J. ließ sich vom Spieß am Anfang der Straße absetzen. »Sir, die Straße windet sich etwas. Für die halbe Strecke habe ich keine Sichtlinie zu Ihnen«, bemerkte der Banner, als er die Bremse betätigte.
    »Das Leben ist voller Risiken«, erwiderte L. J. und stieg aus dem Geländewagen. Er überprüfte seine Kaliber-9-mm-Pistole und steckte sie locker ins Seitholster.
    Der Weg die Hauptstraße hinauf war lang. Die Häuser waren in Pastellfarben getünchte Lehmziegelbauten: ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber es passte zu den Blumenkästen unter allen Fenstern.
    Eine niedrige Felswand zum Westen bot Schutz vor dem Wind. Die Leute, die er sah, lächelten und winkten einander zu, und sobald sie ihn bemerkten, wurden sie so kalt wie ein schon seit drei Tagen Toter. Ein junger Mann und eine alte Dame schienen Streit mit ihm anfangen zu wollen, aber ein paar andere aus ihrer Begleitung zogen weiter. Er war noch fünf Querstraßen vom Gerichtsgebäude entfernt, als er eine gewisse Rothaarige auf einer Steinbank am Bach sitzen sah. Sie fütterte eine Gans und deren Küken. »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«, fragte er.
    »Diese Welt ist frei... oder war es zumindest«, antwortete Grace O'Malley mit einem traurigen Lächeln, das den wilden Wunsch in ihm weckte, bis zu seinem Tod für Alkalurops' Freiheit zu kämpfen. »Und Ihr Banner wird keine Probleme haben, Sie in Sicht zu behalten.«
    »Sie müssen ihm vergeben. Er neigt zur Nervosität«, sagte L. J. und setzte sich. Grace bot ihm die Hälfte ihrer Maiskörner, und er n ahm an. »Lieber hätte ich meine vierzig Söldner zurück.«
    »Eigentlich sind nur zwanzig davon Ihre, und ich hätte nicht das Geringste dagegen einzuwenden, wenn Ihre gesamte Einheit zurück in Ihr Landungsschiff marschiert. Ist das Leben nicht traurig? Vorerst sind sie in meinem persönlichen Gewahrsam gut aufgehoben.«
    »In Falkirk, bei den grauen Mech-Umbauten?«
    »Nein, aber es freut mich, dass Sie unsere kleine
    Demonstration bemerkt haben. Ben hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass das, was Sie gesehen haben, nur eine Staffel war. Wir haben noch mehr.« Es klang ehrlich.
    »Oder auch nicht«, erwiderte L. J. »Ein Teil des Schleiers über einer Situation, die ich nicht als Krieg bezeichnen möchte. Sie wissen, dass Sie ein gefährliches Spiel spielen.«
    Sie sah weg. »Gestern Nacht war in Allabad ein Pärchen auf dem Heimweg von einem