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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Himmel und das milde Wetter trugen aber nicht dazu bei, Dars Laune zu verbessern. Sie verlangsamte ihren Schritt, und bald marschierte sie zwischen den Orks. »Dargu gavak nervler«, sagte eine Stimme.
    Dar schaute sich um und sah, dass Kovok-mah gesprochen hatte.
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, du siehst traurig aus.«
    Dar, der es noch immer schwer fiel, Kovok-mahs Gesichtsausdruck zu deuten, war überrascht, dass er dies hinsichtlich des ihren offenbar konnte. »Mer nav«, sagte sie. Ich bin’s.
    »Kam?« Warum?
    »Loral geht über den Dunklen Pfad.«
    Kovok-mah schaute Dar mit einem Ausdruck an, den sie für Verwirrung hielt. »Was ist das für ein Pfad?«
    »Der Pfad, auf dem der Geist wandelt, wenn er den Körper verlassen hat. Loral ist tot.«
    »Sie ist zu Muth’la zurückgekehrt«, sagte Kovok-mah. »Es ist traurig für dich, aber nicht für Loral.«
    »Ich habe sie auf dem Boden liegen lassen müssen«, sagte Dar mit spröder Stimme.

    »Wir würden sagen ›te far Muthz’la‹ – ›an Muth’las Busen‹. Es ist ein guter Ort. Denk an deine eigene Mutter.«
    Diese Bemerkung brachte Dar zum Weinen. Kovok-mah beobachtete sie, dann sagte er: »Du hast dieses Geräusch schon mal gemacht. An dem Tag, an dem wir uns begegnet sind.«
    »Mer nav nervler.« Ich bin traurig. Dar hörte auf zu schluchzen und stieß einen Seufzer aus. »Was sagt ihr zu einer ›richtigen Mutter‹?«
    »Richtige Mutter? Ich verstehe nicht.«
    »Loral hat ein Kind bekommen. Macht sie das nicht zu einer richtigen Mutter?«
    »Bei uns hieße sie ›Muthuri‹. In eurer Sprache bedeutet es ›schenkende Mutter‹.
    »Ach so«, sagte Dar. »Loral hat Frey das Leben geschenkt. Ich verschenke nur Grütze.« Sie seufzte erneut.
    »Du bist noch immer Mutter«, sagte Kovok-mah. »Und du hast schöne Zähne.«
    Obwohl er leicht zu durchschauen war, musste Dar lächeln. »Hai. Werden sie je wieder so aussehen wie Hundezähne?«
    »Nicht, wenn du hin und wieder Washuthahi kaust.«
    »Ich will versuchen, mein Äußeres zu erhalten.«
    »Es ist erfreulich, schöne Zähne zu sehen.«
    Dar ging eine Weile schweigend weiter, dann fragte sie: »Wie sehen Urkzimmuthi-Mütter aus?«
    »Sie sind kleiner als Söhne. Ihr Kopf ist glatt, ihre Zähne sind klein«, sagte Kovok-mah. »Sie sehen so ähnlich aus wie du, sind aber viel schöner.«
    Dar lächelte. »Hältst du nichts von Schmeichelei?«
    »Was ist das?«
    »Du würdest es doch nicht verstehen. Es ist so eine Art Lüge.«

    »Du meinst, wenn man Worte sagt, die bedeutungslos sind?«
    »Hai. Etwa, wenn du sagen würdest, dass ich schön bin.«
    »Deine Zähne sind schön.«
    »Das hast du schon mal gesagt.«
    »Und du hast einen großen Brustkorb.«
    Dar schaute an sich hinab. »Meine Brüste sind doch nicht groß.«
    Kovok-mah lächelte. »Thwa urkfar – nicht Brüste. Großer Brustkorb bedeutet viel Gefühl, viel Mut.«
    »Washavoki würden ›herzensgut‹ sagen, oder vielleicht auch ›mutig‹«, sagte Dar.
    »Ist vielleicht das Gleiche«, sagte Kovok-mah, der nicht ganz sicher wirkte. »Ist gut, großen Brustkorb zu haben. Ich schenke dir keine Schmeichelei.«
     
    Als sie an der Stadt vorbeimarschierten, gesellte Dar sich wieder zu den Frauen. Bis jetzt war die größte Siedlung, die sie je gesehen hatte, das Dorf in der Nähe ihres Zuhauses gewesen. Verglichen mit dieser Hüttenansammlung wirkte die Kleinstadt imposant. Dar musterte die über die Stadtmauer hinausragenden Gebäude mit offenem Mund. Die schiere Größe erstaunte sie ebenso wie das aus Stein gefügte Mauerwerk und die Dachpfannen. Ihr Erstaunen erheiterte Kari, die Dar aufzog, als Murdant Kol ihnen aus dem Stadttor entgegenritt. Dar hätte sehr gern gewusst, ob Frey noch bei ihm war, und sich gern mit ihm unterhalten, doch er gesellte sich zu den Offizieren an der Spitze der Marschkolonne. Den Rest des Tages wartete sie gespannt auf eine Gelegenheit zu erfahren, ob er ein Zuhause für den Säugling gefunden hatte. Als man schließlich das Nachtlager aufschlug, eilte Dar zu ihm. »Murdant Kol«, sagte sie. »Gibt es Neuigkeiten? Hattest du Erfolg?«

    Kol lächelte. »Karm war dem Kind wohlgesonnen. Ich habe eine Familie gefunden, die es wie eins ihrer eigenen angenommen hat. Es sind Weber, die feine Mädchenhände zu schätzen wissen.«
    »Haben sie noch andere Kinder?«, fragte Dar.
    »Drei Töchter. Als ich ging, haben sie die Kleine schon abgöttisch geliebt.«
    Dar strahlte, doch dann nahm ihre Miene einen anderen

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