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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Steine, um einen Grabhügel zu errichten.
    Dar hielt Frey so, dass das Kind seine Mutter sah. »Sie hat dir das Leben geschenkt«, sagte sie zu dem sich regenden Säugling, »doch sie hat mit dem ihren dafür bezahlt.«
    Sie schob Frey wieder in die Wärme ihres Kleides und setzte sich hin, um etwas Brot zu essen. Sie tauchte es ins Wasser, damit sie es kauen konnte. Sie überlegte sich kurz, ob sie ein einsiedlerisches und ungebundenes Leben führen konnte. Ein Säugling wird in der Wildnis nicht lange durchhalten, dachte sie. Wenn ich zum Regiment zurückkehre, hat Frey wenigstens eine Chance. Und wenn sie auch nur gering war – Dar fühlte sich verpflichtet, alles in ihrer Macht Stehende zu tun.
    So müde sie auch war – sie musste sich beeilen, um die Truppe einzuholen. Sie sind wahrscheinlich schon wieder unterwegs. Sie wickelte einen Stofffetzen um ihren Kopf, um das Brandzeichen vor jenen Leuten zu verbergen, die ihr vielleicht begegneten. Dann nahm sie den Topf samt Inhalt, legte sich den Mantel um und ging in Richtung Straße. Sie trug Frey unter ihrem eingerissenen Kleid.
    Die Straße schlängelte sich durch eine leere Landschaft, die jedoch Spuren einer durchgezogenen Armee aufwies. Dar schritt so schnell aus wie sie konnte. Trotzdem wurde es Vormittag, ehe sie die Stelle erreichte, an dem ihre Einheit in der vergangenen Nacht gelagert hatte. Inzwischen machte sie sich Sorgen um Frey, weil sie bezweifelte, dass Loral sie hatte
stillen können. Sie schüttete Wasser in den Kessel, feuchtete einen Finger an und schob ihn in den Mund des Kindes. Frey fing gierig an zu saugen. »Du hast Durst, was?«, sagte Dar. Sie gab der Kleinen mehr Wasser; immer nur einen Tropfen.
    Da ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kind galt, bemerkte sie den ihr entgegenkommenden Mann erst, als er schon ziemlich nahe war. Es erschreckte sie, dass er ein Schwert trug, obwohl er wie ein Bauer gekleidet war. Dar huschte ins Heidekraut, machte sich klein und zog sich in das verfilzte Unterholz zurück. Zwanzig Schritte von der Straße entfernt ging sie in Deckung und wartete, dass der Mann vorbeiging. Die Furcht schien ihr Gehör zu schärfen. Sie lauschte seinen lauter werdenden Schritten, die plötzlich verstummten.
    »Ich hab dich gesehen«, rief eine Stimme. »Aus welchem Grund versteckst du dich?«
    Dar verhielt sich weiterhin still. Dann hörte sie, dass jemand das Heidekraut durchquerte.
    »Ich tue dir nichts Böses«, sagte die Stimme. »Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Frey fing an zu weinen. Dar wollte sie gerade beruhigen, als ein Mann mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken vor sie trat. Seine vom Wetter fleckigen Kleider waren zerlumpt, und seine bärtige Miene so grimmig wie die eines Söldners. Er lächelte Dar an, doch sein Lächeln reichte nicht bis zu seinen wolfsähnlichen Augen. Ihr fiel auf, dass seine Hand am Schwertgriff lag.
    »Du bist für eine Reise nicht gut ausgerüstet«, sagte der Mann und warf einen Blick auf Dars schmutzige Beine. »Wo willst du denn hin?«
    »Das geht nur mich etwas an.« Dar stand auf.
    »Das ist wohl wahr. Ich habe auch nichts Gegenteiliges behauptet. « Der Mann musterte die Ausbuchtung unter ihrem
Kleid. »Hast du ein Kind dabei?« Er kam näher. »Zeigst du es mir mal? Ich hab Kinder gern.«
    Dar schaute auf Frey hinab. Im gleichen Moment riss der Mann den Fetzen von ihrem Kopf. Er grinste, als er das Brandzeichen sah. »Das ist fünf Silbermünzen wert.«
    Der Mann griff nach dem Oberteil von Dars Kleid und zog sein Schwert. Dar schwang den Kessel und traf seine Stirn. Der Mann stöhnte, wankte und ließ von ihr ab. Dar schlug erneut zu – diesmal mit solcher Wucht, dass der Griff des Kessels abbrach. Der Mann flog mit dem Gesicht voran in ein Gebüsch. Dar nahm das Schwert an sich und drehte den Mann herum. Seine Augen stierten leblos unter der klaffenden Wunde auf seiner Stirn.
    Frey heulte, denn sie war tiefer in Dars Kleid gerutscht. Dar tröstete sie und beschloss, den Rucksack des Toten nach Nahrung zu durchsuchen. Sie rollte den Leichnam auf den Bauch und löste den Kordelknoten. Menschliche Haarlocken fielen ihr entgegen. Weitere Ermittlungen ersparte sie sich.
     
    Mit dem Schwert des Kopfgeldjägers bewaffnet marschierte Dar unbelästigt weiter. Die wenigen Menschen, die ihr entgegenkamen, gingen ihr aus dem Weg, denn sie strahlte eine gefährliche und verzweifelte Aura aus. Falls jemand vermutete, dass ihr Stirnband ein Brandzeichen verbarg, gab er sich alle Mühe, es

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