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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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und dunkelhaariger als Kol, doch beide Männer waren von einer Aura der Erfahrenheit und Autorität umgeben. Dar sah es in ihren ernsten Zügen und an der Art, wie die Söldner auf sie reagierten. Der General und der Hauptmurdant waren Gehorsam gewöhnt. Sie erwarteten nichts Geringeres. Dar war erleichtert, als sie an ihr vorbei waren. Sie empfand gewiss nicht allein so.
    Auch Murdant Kols Pferdeknecht tauchte mit dem Vertreter der Königin wieder auf. Mithin war Dar von der Pflege Donners entbunden. Die Arbeit fehlte ihr. Kol hatte sie richtig eingeschätzt: Dass sie ein Händchen für Pferde hatte, war ihr erst während der Arbeit mit Donner aufgefallen. Inzwischen wusste sie, dass sie die Tiere verstand. Sie gefielen ihr; sie fühlte sich in ihrer Umgebung wohl. Im Vergleich mit den Menschen erschienen Tiere ihr unschuldig und arglos. In dieser Hinsicht glichen sie irgendwie den Orks: Auch wenn ein Pferd vielleicht jemanden zu Boden trat, es tat dergleichen nie aus Niedertracht.
    Wann immer eine Möglichkeit bestand, hielt Dar sich in der
Nähe der Stallungen auf, um den Pferden nahe zu sein. Sie hatte aber auch einen anderen Grund: Es war dort sicherer, da die Kavallerie und die Infanterie in der Nähe lagerten. Wenn Dar in die Nähe dieser Einheiten kam, wurde ihr immer deutlich, dass die Männer, die mit den Orks zusammen dienten, wirklich der Bodensatz des Militärs waren. Die Infanteristen und Kavalleristen waren ihnen in jeder Hinsicht überlegen. Sie pflegten ihre Waffen und Harnische. Sie hielten sich körperlich in Form und lungerten nicht nur herum. Sie waren stärker, geschickter, disziplinierter und benahmen sich weniger ungehobelt.
    Eines Morgens, als Dar einen Wassereimer durchs Lager der Infanteristen schleppte, hörte sie raschen Hufschlag und das furchtsame Wiehern eines Pferdes. Als sie sich umwandte, erspähte sie ein reiterloses Tier, das sich auf den Hinterläufen aufrichtete. Das große schwarze Pferd war von panischen Infanteristen umringt. Als Dar sah, dass sie ihre Waffen zogen, ließ sie den Eimer fallen und lief auf die Gruppe zu. Die Männer waren ängstlich, was die Situation nur verschlimmerte. Die Leute, die Spieße und Schwerter schwangen, wussten eindeutig nicht, wie man ein Pferd beruhigte.
    Dar trat in ihren Kreis. »Zurück«, rief sie. »Runter mit den Waffen!« Dann wandte sie sich dem ausschlagenden Pferd zu, schaute ihm in die Augen und hob die Arme mit den Handflächen nach oben. Mit der gleichen leisen und ruhigen Stimme, mit der sie sprach, wenn Donner nervös war, redete sie auf das verschreckte Tier ein. Bald zeigten ihre Worte Wirkung: Das Pferd trat nicht mehr aus. Ohne es aus den Augen zu lassen, bat Dar die Männer, sich weiter zu entfernen.
    Als die Söldner zurücktraten, ging sie langsam vorwärts. Sie sprach leise auf das Pferd ein, bis sie sich ihm so weit genähert hatte, dass sie es anfassen konnte. Als das Pferd gestreichelt
wurde, beruhigte es sich. »Es kann einem schon Angst machen, wenn man von Narren umzingelt ist«, sagte Dar. »Aber du bist in Ordnung.«
    Sie hörte jemanden herbeirennen und »Skymere!« rufen. Das Pferd wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Als Dar seinem Blick folgte, sah sie einen in ein blaurotes Wams gekleideten Mann. Er hielt Zaumzeug in der Hand. »Ist das dein Pferd?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte der Mann. »Du wendest außergewöhnliche Methoden an. Danke für deinen Beistand.«
    »Ich wollte nicht, dass man ihm etwas tut.« Dar musterte mit unverhüllter Neugier das lange rote Haar des Mannes.
    Es fiel ihm auf, und er lächelte. »Hast du noch nie jemanden aus’m Süden gesehen?«
    Bevor Dar ihm antworten konnte, näherte sich ihnen ein zweiter Mann, der wie der erste gekleidet war. »Ist Skymere in Ordnung, Sevren? Dieser dumme Lümmel …«
    »Diese Frau hat ihn gerettet, Valamar«, sagte Sevren. Er verbeugte sich vor Dar. »Wem darf ich danken?«
    »Ich heiße Dar.«
    »Die Ork-Metze«, fügte ein Söldner lachend hinzu.
    »Ork-Metze?«, fragte Sevren.
    »Sie schläft mit einem Ork!«, rief ein anderer Mann.
    Sevren grinste. »Kein Wunder, dass du keine Angst vor Pferden hast.«
    Dar erwiderte sein Grinsen und enthüllte ihre schwarzen Zähne. »Oder vor Männern«, sagte sie. Ohne ein weiteres Wort ging sie weiter, um ihren Wassereimer aufzuheben.
    Sevren schaute mit einem neugierigen Gesichtausdruck hinter ihr her. Als Valamar seinen Blick bemerkte, lachte er. »Verschwinde lieber, bevor du in

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