Soldner
irgendein dummer Söldner …«
»Es war kein Söldner«, sagte Kovok-mah. »Es war eine Flau.«
»Urkzimmuthi haben eine Mutter getötet?«, sagte Dar. »Warum denn?«
»Ich weiß es nicht genau«, sagte Kovok-mah. »Ich weiß nur, dass sie den Kreis übertreten und der Posten sie getötet hat. Vielleicht tut man dir und Vögelchen das Gleiche an. Ihr solltet jetzt lieber gehen.«
»Thwa«, sagte Dar. »Wenn wir in Muth’las Umarmung nicht sicher sind, sind wir es auch nirgendwo anders. Wir werden warten, bis die Posten kommen.«
Kovok-mah stritt nicht mit ihr, doch seine Miene verriet, dass er unglücklich war. Dar war eine Mutter, und er beugte sich ihrem Urteil. Er folgte ihrem Beispiel und setzte sich vor sein Quartier, wo man ihn gut sah. Twea, die nicht wusste, was vor sich ging, kuschelte sich an ihn.
Die Frauen, die den anderen Orks auftischten, verließen den Kreis. Die Sonne versank hinter dem Horizont. Es wurde dunkel. Eine kalte Brise kam vom Fluss her. Dar beobachtete unauffällig die Grüppchen bewaffneter Orks, die an der Grenze des Kreises patrouillierten. Schließlich kam eine Gruppe in ihre Richtung. Dar äußerte keinen Ton.
Die Gruppe bestand aus drei Orks, die Waffen in den Händen hielten. Zwei hatten Breitschwerter; der dritte und größte hielt eine Axt. Ihre rasiermesserscharfe Klinge war breiter als Dars Hals.
»Hier keine Washavoki!«, bellte der Axtträger.
Kovok-mah wollte aufstehen; seine Hand packte den Griff seines Säbels.
»Zetat!«, sagte Dar. Setzen!
Kovok-mah gehorchte, was die anderen Orks überraschte, sodass sie ihre Aufmerksamkeit nun auf Dar richteten. Dar sprach weiterhin Orkisch. »Hier sitzen zwei Mütter. Dies ist ein guter Platz für uns.«
»Keine Washavoki«, wiederholte der Ork, wenn auch etwas weniger selbstsicher.
»Wir bringen Essen, und Muth’la ist geehrt«, erwiderte Dar in der Orksprache. »Wenn ihr nicht glaubt, dass wir Mütter sind, tötet uns. Tötet alle Washavoki-Mütter. Dann verlasst Muth’las Umarmung und esst mit den Menschensoldaten, denn dann seid ihr wie sie.«
Der Ork hob seine Axt, doch Dar zuckte mit keiner Wimper. »Töte kleine Mutter zuerst«, sagte sie. »Sie versteht eure Sprache nicht. Sie vertraut den Urkzimmuthi. Überrasch sie mit einem schnellen Hieb.«
Der Ork zögerte, dann senkte er seine Waffe. Er schaute Kovok-mah an. »Was höre ich da?«, fragte er.
»Klugheit«, erwiderte Kovok-mah.
»Warum sind diese beiden hier?«, fragte ein anderer Wachtposten.
»Sie teilen mein Quartier mit mir«, sagte Kovok-mah.
»Du schläfst mit Washavoki?«, fragte der Axtträger. »Das ist sehr seltsam.«
»Wir sind anders als Washavoki«, sagte Dar.
Twea nahm Kovok-mahs Hand. »Was ist denn?«, fragte sie.
Kovok-mah antwortete nicht. Stattdessen sprach er auf Orkisch mit den Posten, damit sie ihn nicht verstand. »Kleine Mutter möchte ihr Schicksal erfahren. Soll ich ihr sagen, dass sie sterben wird?«
»Das kann ich nicht entscheiden«, sagte der Ork mit der Axt. Er wandte sich an seine Gefährten. »Kommt mit.«
Als die Wachen gegangen waren, fragte Dar: »Was passiert jetzt?«
»Ich glaube, er holt Weise Söhne, damit sie mit dir sprechen. «
»Was soll ich tun?«, fragte Dar.
»Zeig deine Klugheit.«
Kurz darauf kehrten die Posten an der Spitze einer fünfköpfigen Ork-Gruppe mit kurzen Umhängen zurück. Im Gegensatz zu den Menschen schmückten Orks ihre Waffen und Rüstungen nie, um ihre Autorität zu zeigen. Trotzdem spürte Dar, dass diese Orks eine besondere Rolle spielten; ihre Umhänge kennzeichneten sie als klug und weise. Der vorderste Ork hatte eine Mähne mit grauen Strähnen. Er trat vor und ergriff das Wort. »Ich höre, hier ist Washavoki, die wie Mutter spricht.«
»Ich bin Mutter«, sagte Dar und blieb sitzen. »Deswegen spreche ich so.«
»Wie heißt du?«
»Dieses Lager ist euer Zuhause«, erwiderte Dar. »Deswegen
ist es passender für dich, wenn du deinen Namen zuerst sagst.«
Der grauhaarige Ork schaute überrascht drein. »Wie kann Washavoki das wissen?«
»Man denkt«, sagte Dar. »Dann erkennt man die Antwort. «
Der Ork bleckte die Zähne. »Ich heiße Naghta-yat.«
»Ich heiße Dargu.«
»Ein guter Name für dich.«
Dar zeigte lächelnd ihre schwarzen Zähne. »Das hat man mir schon erzählt.«
»Warum wünscht ihr, in Muth’las Umarmung zu bleiben? «, fragte Naghta-yat.
»Hier fühle ich mich Muth’la nahe«, sagte Dar.
»Fehlt dir deine eigene Art nicht?«
»Thwa«,
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