Soldner
das?«
Sevren grinste. »Ich hatte schon immer eine Schwäche für schwarze Zähne.«
»Dem letzten Mann, der mich angefasst hat, hat ein Ork das Genick gebrochen.«
»Ich weiß.«
»Er würde es wieder tun.«
»Dann liegt mein Leben in deinen Händen«, sagte Sevren.
»Es liegt in deinen Händen«, gab Dar zurück. »Achte also darauf, wo du sie hintust.«
Ihre Warnung führte dazu, dass Sevrens Grinsen noch breiter wurde. »Ich wusste doch, dass wir miteinander auskommen. «
Dar schenkte ihm einen fragenden und leicht irritierten Blick.
Sie verließen das Zelt zu dritt. Skymere stand draußen. Sevren hob Twea in den Sattel, dann gab er Dar die Zügel. »Du kannst ihn führen. Er vertraut dir.«
»Wohin gehen wir?«
»Ein Pfad führt am Fluss entlang«, sagte Sevren. »Da ist es ganz schön. Und auch ruhig.«
Bald spazierten sie am Ufer des Turgen. Dar und Sevren schwiegen. Skymeres Hufe auf dem Kies, das Rauschen des Wassers und Tweas aufgeregtes Geschnatter waren die einzigen Geräusche.
Als Dar so vor sich hin ging, beobachtete sie den Mann an ihrer Seite. Er war nur wenige Jahre älter als sie, war aber schon vom militärischen Leben gezeichnet. Seine hagere Gestalt machte einen abgehärteten Eindruck. Er war drahtig, aber stark und von einer Wachsamkeit erfüllt, die sie zu der Überzeugung kommen ließ, dass er mit einem Messer oder einem Schwert in der Hand tödlich sein musste. Sein Gesicht war ramponiert. Eine Narbe verlief über seine Wange und seinen
Nasenrücken. Immer wenn Sevren lächelte, verzog sich sein Mund auf komische Weise. Seine Augen fielen ihr am meisten auf. Sie waren so ungewöhnlich wie sein rotes Haar: blassbraun, und wenn sie die Sonne einfingen, waren sie grüngolden gesprenkelt. Sevren lächelte häufig über Tweas Bemerkungen, und sein Lächeln zeigte sich auch in seinen Augen. Dies führte dazu, dass Dars Unbehagen abnahm.
Twea hatte von ihrem Zuhause erzählt, als Dar Sevren aus einem Impuls heraus fragte, woher er stammte. Er schien überrascht, dass sie überhaupt etwas sagte. »Aus Averen«, erwiderte er.
»Wo ist das?«, fragte Dar.
»Es liegt tief im Süden der Wolkenberge. Hinter Luvein und Vinden, dann nach Westen. Bergland. Es ist so schön, wie Karm gütig ist. Es gibt keinen schönere Ort.«
»Warum bist du fortgegangen?«
»Im Hochland kann ein Bursche nur zwei Dinge tun: Er wird Bauer oder Soldat. Um Bauer zu werden, braucht man Land. Ein Kämpfer braucht nur eine Klinge.«
»Dann wurdest du zum Soldaten erzogen?«, fragte Dar.
»Nein, aber landlose Söhne müssen selbst sehen, wie sie durchkommen.«
»Und dies ist der Weg, den du gewählt hast.«
Sevren entdeckte Geringschätzung in ihrer Stimme. »Eine leere Geldbörse hat für mich die Wahl getroffen. Ich bin Bauer – nur habe ich keinen Hof. Doch das wird sich ändern. Ich habe das, was ich verdient habe, gespart.«
»Verdient durch das Plündern von Bauernhöfen.«
»Ich beschütze den König«, sagte Sevren. »Ein Gardist ist nicht das Gleiche wie ein Söldner.«
»Ich habe gesehen, was man in seinem Namen anrichtet«, sagte Dar. »Plünderungen. Du beschützt einen Plünderer.«
Sevrens Miene wurde düster. »Solche Worte solltest du lieber für dich behalten. Wenn sie an die falschen Ohren dringen …«
»Sind deine Ohren die falschen Ohren?«
Sevren schüttelte den Kopf.
»Glaubst du, dass ich mich irre?«
»Ich bin ein königlicher Gardist. Ich werde keine Antwort geben.«
»Warum denn nicht? Du kannst doch flüstern, damit nur ich sie höre.«
»Im Dienst des Königs steht ein Magier, der die geheimen Künste sehr geschickt ausübt«, sagte Sevren. »Er kann hören und sehen, was anderen nicht hören und sehen. Man sagt, er kann sogar Gedanken lesen.«
»Und du hast Angst vor ihm?«
»Ich bin eben vorsichtig«, erwiderte Sevren. »Wenn du klug bist, bist du es auch.«
Dar verfiel in Schweigen. Der Pfad folgte dem Verlauf des Flusses bis zu einem grauen Sandstrand. Sevren hob Twea aus dem Sattel. »Skymere muss sich mal von seiner schweren Last erholen«, sagte er.
Twea rannte schon am Wasser entlang, sobald ihre Füße den Boden berührten. Sevren lächelte. »Obwohl sie wenig Grund dazu hat, ist sie ein fröhliches Kind. In Averen würde man sagen, sie ist ›von der Fee geküsst‹.«
»Sie kennt nur ihre Zukunft nicht«, sagte Dar.
»Wie wir alle«, sagte Sevren. Als er Dar anschaute, sah er überrascht, dass seine Bemerkung sie aus der Fassung gebracht
Weitere Kostenlose Bücher