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Soldner

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Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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hatte.

29

    WÄHREND TWEA SPIELTE, nutzte Dar den Vorteil ihrer unerwarteten Freizeit zum Dösen. Die Gelegenheit, sich ausruhen zu können, war ihr nicht nur willkommen; der Schlaf half ihr auch, Sevren aus dem Weg zu gehen. Als er sie sanft wachrüttelte, war schon Nachmittag. »Ich habe Davot versprochen, dass ich euch früh genug zurückbringe, damit ihr beim Abendessen helfen könnt«, sagte er.
    Auf dem Rückweg zum Lagerplatz des Königs bombardierte Dar Sevren mit Fragen über sein Leben. Er erzählte, dass er der Jüngste einer neunköpfigen Familie sei und sein Zuhause noch vor dem zwanzigsten Lebensjahr verlassen habe, um es in der Welt zu etwas zu bringen. Averen war Bestandteil eines zerfallenden Reiches. Ehrgeizige Fürsten stellten eigene Heere auf, und Krieger fanden überall etwas zu tun. Er hatte sich in die reiche Provinz Luvein begeben, wo streitende Edelleute ständig Soldaten suchten. Dort hatte er sein Können verfeinert und Reiten gelernt.
    »Was hat dich hierhergeführt?«, fragte Dar.
    »Als ich jung war, glaubte ich, ein Schwertkämpfer könne
die Schwachen beschützen.« Er lächelte wehmütig, als versetze seine Naivität ihn in Erstaunen. »Es war alles ganz anders. Die Schwachen können sich nämlich keine Soldaten leisten. Nur die Starken können es, und sie leisten sie sich zu ihrem eigenen Nutzen.«
    »Aber du hast ihnen trotzdem gedient.«
    »Eine Zeit lang bin ich von einem Fürsten zum anderen gewechselt, bis ich irgendwann wusste, dass sie alle gleich sind. Inzwischen habe ich mich an mein Dasein gewöhnt. Und natürlich hält man zu seinen Kameraden. Viele sind gute Menschen. Einer hat mir von einem König erzählt, der ein Mann des Friedens und der Gerechtigkeit war.«
    »König Kregant?«
    »Ja. Der Ältere. Ich bin nach Norden geritten, um mich seiner Garde anzuschließen, und erfuhr, dass er tot war.«
    »Sein Sohn ist wohl ganz anders?«
    »Ja. Aber was sollte ich machen? Nach Luvein zurückkehren? Also habe ich die blaurote Uniform angezogen. Ich trage sie jetzt drei Jahre.« Sevrens Stimme verriet seine Müdigkeit. »Der König hat Ansprüche ans Nachbarreich; es geht um Ländereien, von denen er sagt, sie gehören ihm. Wir nehmen Städte und Territorien ein, können aber nichts davon halten. Alles was wir kriegen, sind Waren.«
    »Geplünderte Waren, meinst du.«
    »Wähle deine Worte mit Sorgfalt. Laut Kregant gehören sie rechtmäßig ihm.«
    Als Sevren dies sagte, zeigte sein Gesichtsausdruck, dass er mit Dar einer Meinung war. Seine nächsten Worte bestätigte ihre Vermutung. »Dies ist mein letzter Feldzug. Im nächsten Frühjahr habe ich es hinter mir. Dann gehe ich mit dem Geld für meinen Hof wieder in den Süden.«
    Kurz vor dem königlichen Lagerplatz stellte Dar ihm noch
eine Frage. »Warum hast du mich ausgesucht? Sag nicht, es liegt an meinen Zähnen.«
    »Du erinnerst mich an mein Zuhause«, erwiderte Sevren.
    »Eine lieb klingende Lüge.«
    »Nein, ich schwöre, es ist wahr. Die Frauen von Averen sind keine Duckmäuser.«
    »Dann glaubst du also, ich habe Schneid?«
    »Ja. Und das ist großartig.«
    »Großartig?«, sagte Dar. »Ich zeige dir, wie großartig es ist! Fass mal meinen Rücken an.«
    Sevren zögerte.
    »Na, komm schon. Fass ihn an!«
    Sevrens Finger bewegten sich über den Stoff ihres Kleides.
    »Fühlst du die Narben?«, fragte Dar. »So honoriert man hier Schneid.«
    Sie verfiel in Schweigen, und Sevren hielt es für besser, nichts zu sagen. Dieser schöne Tag lässt den Rest jetzt vermutlich nur noch schlimmer wirken.
    Als sie im Lager des Königs waren, gab Dar Sevren still die Zügel und lief den Rest des Weges. Sevren rannte nicht hinter ihr her, sondern schaute ihr nur zu. Als er den Blick zu Twea hob, musterte sie ihn mit ernster Miene. »Sei nicht wütend auf Dar«, sagte sie.
    »Warum sollte ich?«, erwiderte Sevren. »Ich habe doch keinen Grund dazu.«
     
    Davot unterstand ein ganzer Stab von Männern, sodass Twea und Dar nur wenig zu tun hatten. Während der Zubereitung und des Auftragens des Essens bemühten sie sich hauptsächlich darum, niemandem im Wege zu stehen. Sie aßen mit den Gardisten zusammen und machten anschließend alles sauber. Als sie fertig waren, begleitete Murdant Cron sie zu ihrem Regiment
zurück. Nachdem er Teeg klargemacht hatte, dass er die beiden bei Sonnenaufgang wieder im Lager des Königs sehen wollte, ritt er zurück. Inzwischen dämmerte der Abend.
    Dar und Twea begaben sich zum Badezelt, doch Neffa

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