Soldner
kundschafteten das Land aus oder patrouillierten an den Flanken. Der König kam als Letzter. Er wurde von seinen Gardisten beschützt, die ihn über die Lage auf dem neuesten Stand hielten.
Da die Orks in Schlachtformation marschierten, mussten Dar und Twea beim Nachschub bleiben. Dies war das Reich des Hauptmurdanten, denn die Offiziere ritten neben den Orks her. Dar entdeckte zu ihrer Bestürzung, dass sich Kols Machtbereich – wie der des Vertreters der Königin – über alle Kompanien erstreckte. Deswegen fand sie auch bei den Fremden keine Zuflucht mehr, deren Blicke und gemurmelten Kommentare ihre Feindseligkeit spiegelten. Kol hatte sie offenbar, während sie im Lager des Königs tätig gewesen war, überall schlechtgemacht. Als sie die verschlammte Straße entlangschlurfte, überkam Dar ein Gefühl, als hätte Murdant Kol eine Schlinge um ihren Hals geworfen, die er, wenn die Zeit reif war, nur zusammenzuziehen brauchte.
Um sich von diesem unheilschwangeren Gefühl abzulenken, schaute sie sich die Landschaft an. Diesmal sah sie die Welt aus einem anderen Blickwinkel, denn nun war sie Teil eines großen Heeres. Die Orks blockierten ihren Blick auf die Straße vor ihr, und die marschierenden Infanteristen verdeckten das, was hinter ihnen lag. Oftmals konnte sie nicht mal die andere Straßenseite sehen. Das wenige, was sie erblickte, wies auf frühere Konflikte hin. Die verlassenen Felder verwilderten schon; nichts von Menschenhand Erschaffenes wirkte unbeschädigt. Sämtliche Gebäude, an denen sie vorbeikamen, waren ausgebrannte Ruinen. Die einzigen Anzeichen ihrer früheren Bewohner waren mit Stoffresten bekleidete Gebeine, die am Straßenrand lagen.
Der Tod hatte die Landschaft verändert und eine unheimliche Stille hinterlassen. Dennoch erhöhte die Abwesenheit des Feindes eher die Spannung, statt Dar zu beruhigen. Aber das schien auch für die anderen zu gelten: Alle waren gereizt. Dar sah es in den Blicken der Söldner und dem hektischen Hin und her Reiten der Kundschafter. Sie fühlte sich wie kurz vor dem Zuschlagen einer Peitsche. Man fragte sich nicht mehr, ob sie zuschlagen würde, sondern wann.
Das Stampfen zahlreicher Orkfüße wühlte die nasse Straße auf, bis sie morastig war. Blieb ein Planwagen stecken, mussten auch Dar und Twea beim Anschieben helfen. Bald wurde der Marsch zu einer stumpfsinnigen Plackerei, die alle Befürchtungen übertönte. Als das Heer den Tagesmarsch beendete, war Dar erschöpft und mit Schlamm bespritzt. Twea bewegte sich wie im Tran.
So müde die Frauen auch waren: Sie schlugen das Lager auf und kochten Grütze. Als die Zeit kam, den Orks das Essen zu bringen, fiel ihr Bad oberflächlich aus. Das Wasser in der kleinen Wanne wurde schnell schlammig, aber nicht erneuert. Als die Frauen vom Servieren zurückkehrten, machten sich nur
wenige die Mühe, ihre Gewänder zu waschen, bevor sie zum Schlafen fortwankten. Dar machte sich die Mühe, dann kehrte sie in Muth’las Umarmung zurück und suchte Kovok-mahs Quartier. Twea war fest eingeschlafen, und der Ork ebenso. Dar gesellte sich schnell zu ihnen.
Murdant Teeg und Kol spazierten durch das dunkle Lager. Alles war still. Nur die Posten rührten sich noch. Teeg lächelte dankbar beim Anblick der Szenerie. »Es ist gut, wieder auf einem Feldzug zu sein.«
»Ja«, sagte Kol. »Im Lager wird man träge.«
»Und arm«, sagte Teeg. »Ich könnte schon ein wenig Beute gebrauchen. Du stehst doch auf gutem Fuß mit dem Vertreter der Königin. Wann haben wir denn die erste Gelegenheit zum Plündern?«
»Wir halten auf eine kleine Stadt zu«, sagte Kol. »In zwei Tagen sind wir dort.«
»Mit ’ner Stadtmauer?«
»Nichts, womit die Pissaugen nicht fertigwerden. Ich glaube nicht, dass es zu einer Belagerung kommt.«
»Die schnelle Methode ist die beste«, sagte Teeg. »Sie bedeutet volle Speisekammern und dralle Weiber. Ich hab’s beim Bocken gern weich.«
Kol grunzte nur.
»Du scheinst ja auch nicht wild auf dürre Weiber zu sein«, sagte Teeg. »Du nimmst dir deine Frau ja nicht oft vor.«
»Ich nehm sie mir alle naselang vor«, sagte Kol. »Sie hat mir doch die Sache mit Memni erzählt.«
»Das war ’ne famose Arbeit«, sagte Teeg. »Seitdem springen die Schlampen schon, wenn man sie nur anschaut.«
»Hin und wieder brauchen sie halt ein Exempel. Und ich muss in Übung bleiben.«
»Weswegen? Wegen Wiesel?«
Kol lächelte. »Die kommt auch noch dran.«
»Was ist mit dem Pissauge?«
»Der wird bald
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