Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
wir denn hier!?“, fragte sie ungläubig.
„Warst du schon einmal dort?“, schaltete sich Rasmus ein, der plötzlich aufgeregt wie ein begeistertes Kind wirkte und damit sofort einen Sympathiepunkt bei Lilian hatte.
„Nein, aber dennoch ...“, Lilian drehte sich zu Isaak, der mit Seamus in der Tür des Cockpits erschienen war.
„Entweder es ist nur ein Zwischenstopp, oder sie transportieren eine Fracht, die sie auf dem Landweg nicht hätten überbringen können. Aber was?“ Isaak prüfte die Kursaufzeichnung. „Wir sollten die Gelegenheit nutzen und unbemerkt abseits von ihnen runtergehen. Wir werden einiges in Erfahrung bringen müssen, doch zunächst können wir zumindest den Vorteil nutzen, dass ich Ortskenntnis habe. Ich gebe dir die Koordinaten durch, Lil.“
48 | ADRIAN
„Sequana, es ist schön deine Stimme zu hören!“
„Was ist los, Bertrand? Ist es dir zu ruhig geworden in deinem Wald?“
„Sag sowas nicht! Die Ruhe stört mich überhaupt nicht, wenn ich an die Alternative denke, dass mich ein Sec-Team findet. Was hast du herausfinden können?“
„Ich verfolge eine Spur. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob mich das irgendwohin führt, aber es ist das einzige, was ich zurzeit habe. Und immer wenn ich denke, ich bin an einem toten Ende angekommen, taucht doch noch irgendwo Sasha Bréa auf.“
„Aber das ist doch gut, oder etwa nicht?“
Sequana berichtete Gallea in groben Zügen, was sie den Tag über herausgefunden hatte, während sie das Ufer der Seine entlang ging. Sie hatte sich dazu entschlossen ihre nächste Station zu Fuß aufzusuchen und sich dabei Zeit zu lassen. Sie hatte seit der Verabschiedung von Charles Bruchot das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Vielleicht war sie bei ihm an den Falschen geraten. Er hatte ihr einiges an Informationen geliefert, und doch war nichts dabei, was ihr konkret weitergeholfen hatte. Jetzt, wo sie daran zurückdachte kam es ihr vor, als hätte er ihr absichtlich so ausführlich von Sasha Bréa und dem Laborunfall erzählt, um sie nicht auf eine andere Fährte zu lenken. Die Art wie er dabei gleichzeitig nach Doignacs Journal und Ninives Mission gefragt hatte, behagte ihr immer weniger.
„Was ist dein nächstes Ziel?“, erkundigte sich Gallea schließlich.
„Adrian Karim. Er ist der Journalist der damals den Tod Claudette van Ijssels und den Laborunfall näher untersucht hat. Ich hoffe, er hat vielleicht noch Informationen, die mir die offiziellen Quellen nicht verraten. Danach mache ich mich auf den Weg zurück und wir suchen nochmal im oberen Stockwerk nach Hinweisen.“
Sie verabschiedete sich von Gallea und verstaute das Comdevice in der Tasche ihrer Jacke. Sie wusste selbst nicht ganz genau, welche Informationen sie von Adrian Karim zu bekommen hoffte, aber er war der letzte bekannte Name auf ihrer Liste und sie wollte sichergehen, solange sie sich in Paris noch frei bewegen konnte. Seit ihrem Gespräch mit Bruchot hatte sie das Gefühl, dass diese Zeit begrenzt war.
Das Haus, in dem Adrian Karim wohnte, war ein modernes Stadthaus, das architektonisch an Magritte Parc erinnerte. Sequana hatte nicht erwartet, dass sich ein Journalist ein solches Anwesen leisten konnte. Sicher, es gab immer Gründe, warum Menschen zu mehr Geld kamen, als die Profession vermuten ließ. Aber einer dieser Gründe waren krumme Geschäfte. Und Sequana war niemand, der zuerst vom Guten im Menschen ausging.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis auf ihr Klingeln reagiert wurde. Das kleine Display neben dem Eingangstor flackerte auf und ein Mann, der sich auf lange Krücken stützte, erschien im Bild. Er musste etwa vierzig gewesen sein, mit schwarzen, kurzen Haaren und einem runden Gesicht, das aber so wirkte, als habe es in kurzer Zeit zu viel von seiner Form verloren.
„Monsieur Karim?“, begann Sequana. „Ich bin Sequana Sidé. Ich untersuche im Auftrag einflussreicher Interessenten einige ungeklärte Zwischenfälle. Darunter auch den Fall Claudette van Ijssel. Dürfte ich dazu mit Ihnen sprechen.“
„Claudette van Ijssel?“, entgegnete Adrian reserviert. „Was wollen Sie da von mir?“
„Na ich dachte“, Sequana hob ihr Comdevice und gab vor etwas nachzuschlagen, „Sie hätten damals über den Fall berichtet?“
„Da ist richtig, aber ich habe leider nichts Besonderes dazu beitragen können. Ein Laborunfall. Sie wissen sicherlich, wie diese Wissenschaftler sind. Machen ein Geheimnis aus allem und so.“
„Wenn ich dennoch kurz mit
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