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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Ihnen sprechen könnte ... manchmal ergeben sich aus einem Gespräch ganz neue Ansätze.“
    „Ich halte das für keine so gute Idee.“
    Irrte sie sich oder wurde Adrian nervös? Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie begeistert zu Kaffee und Kuchen hereinbitten würde. Niemand freute sich über ungebetene Gäste an der Tür. Aber die Nervosität war bei ihm doch etwas übertrieben.
    „Ach kommen Sie“, Sequana lächelte in die Kamera, es war Zeit, die Strategie zu wechseln. „Schenken Sie mir doch nur einen Augenblick. Ich werde danach brav sein und wieder gehen, wenn Sie mir nichts mehr zu sagen haben.“
    Er schwieg eine Weile, dann erlosch das Display. Sequana war sich schon fast sicher, dass er das Gespräch damit beendet hatte, doch gerade als sie sich zum Gehen wenden wollte, summte ein Relais und das Tor schwang auf.
    „Kommen Sie in den Garten, Mademoiselle Sidé.“
    Der Garten war wie das Haus selbst, modern und architektonisch tot. Es war einer jener Orte, der jede Seele vermissen ließ. Adrian Karim saß in einem Rollstuhl auf der Terrasse hinter einigen Beeten, die von breiten Karbonwänden umfasst waren. Ein unpassender Marmorbrunnen plätscherte in der Mitte des Gartens.
    „Schön haben Sie es hier“, behauptete Sequana.
    „Setzen Sie sich. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich nicht aufstehe“, er klopfte auf die Armlehnen seines Rollstuhls. Sequana warf einen Blick auf die Krücken, die er an einen Gartenstuhl gelehnt hatte. Adrian Karim musste in seiner Jugend ein schöner Mann gewesen sein. Er wirkte wie einer jener Männer, die mit Anfang Dreißig ihre besten Tage bereits hinter sich hatten. Die Tatsache, dass er auf Krücken oder einen Rollstuhl angewiesen war, komplettierte das Bild eines gebrochenen Mannes, so zumindest deutete Sequana seine ganze Körpersprache.
    „Was wissen Sie über den Unfall, bei dem Claudette ... van Ijssel ums Leben kam?“, erkundigte er sich. Sequana seufzte innerlich. Sie würde nach Bruchot und Adrian später am Tag auch noch Gallea dieselbe Geschichte erzählen müssen, und es fiel ihr schwer, die Geduld dafür aufzubringen. Sie atmete tief durch und erzählte ihm alles, was sie aus dem städtischen Archiv erfahren hatte. Das Treffen mit Bruchot ließ sie dabei jedoch unerwähnt.
    „Das ist mehr oder weniger das, was ich damals auch herausgefundene hatte“, sagte Adrian schließlich.
    „Na Sie sind lustig“, entfuhr es Sequana, „was meinen Sie, woher ich diese Informationen habe? Aus Ihrem Artikel natürlich.“
    „In wessen Auftrag sind Sie eigentlich unterwegs?“
    Sequana lächelte ihn an und sagte nichts. Er nickte nur knapp und wandte den Blick von ihr ab.
    „Warum haben Sie damals aufgehört weitere Ermittlungen anzustellen?“, erkundigte sich Sequana. „Es war doch ganz offensichtlich noch längst nicht alles bekannt in diesem Fall.“
    „Das hatte zwei Gründe“, entgegnete Adrian. „Einerseits hatte ich einen Unfall und lag lange im Krankenhaus. Wie Sie sehen können, ist mir davon eine Erinnerung geblieben. Und andererseits war ich persönlich zu tief in die ganze Geschichte involviert.“
    „Tief involviert?“, hakte Sequana nach, „inwiefern?“
    „Claudette Bruchot ... entschuldigen Sie, Claudette van Ijssel hätte meine Frau werden sollen. Wir waren zusammen, bevor sie mit diesem windigen Geschäftsmann aus Amsterdam verheiratet wurde. Und später hatten wir eine Affäre.“ Er sagte es nicht ohne eine gewisse Genugtuung.
    „Das tut mir leid für Sie“, entgegnete Sequana aufrichtig. „Es muss sicher schwer gewesen sein, im Todesfall der eigenen Geliebten Nachforschungen anzustellen.“
    „Ja ...“, brachte Adrian hervor, doch er schien sich selbst damit überzeugen zu müssen.
    „Ich kann verstehen, wenn Sie in einem solchen Fall auf das eigene Wohl geachtet und das Schicksal Ihrer Geliebten verdrängt haben.“
    „Ja ... nein, so war das nicht!“, protestierte Adrian.
    „Nein? Wie war es dann?“, entgegnete Sequana und bemühte sich nicht, den triumphalen Tonfall in ihrer Stimme zu verbergen.
    „Es war der Unfall. Ich konnte wochenlang das Krankenhaus nicht verlassen, und als ich schließlich doch raus kam, waren alle Spuren kalt.“
    „Und dennoch behaupten sie fest, dass es sich um einen Unfall handelte?“
    „Worum denn sonst?“
    „Vielleicht um Mord?“
    „Das ist absurd! Es war ein Laborunfall.“
    „Wenn Sie sich da so sicher sind, wie viel wissen Sie dann wirklich von dem, was

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