Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
Vom Netzwerk:
hatte sie in einem Film oder interaktiven Roman aufgeschnappt, dass sich Frauen untereinander solche Komplimente machten, wenn sie sich ausgelassen auf eine Party vorbereiteten. Eva musste zugeben, selbst wenig Praxiserfahrung zu haben, doch sie vermutete stark, dass diese mediale Darstellung einer Partyvorbereitung eher auf die Fantasie von männlichen Autoren zurückging, als dass es tatsächlich der Realität entsprach. Andererseits wusste sie auch, dass Solvejg solche Äußerungen nur dann machte, wenn es auch zu ihrer Meinung passte. In gewisser Weise schmeichelte ihr das auf eine verstörende Art und Weise. Und so saß sie auch noch einige Minuten dort auf dem Sofa, bevor sie sich schließlich den BH anzog und ins Schlafzimmer ging, um sich ein geeigneteres Oberteil zu suchen.

47 | VERTRAUEN
     
    „Wenn Lumière etwas über die Children of Chou weiß, das uns weiterhelfen kann, dann sollten wir ihm die Möglichkeit geben, uns zu überzeugen. Dennoch halte ich es für notwendig vorher zu erfahren, warum er hier an Bord ist und uns helfen will.“
    Lilian drehte ihren leeren Becher zwischen den Händen und nickte zu Seamus' Worten. Sie war sichtlich genervt von der Diskussion, die sie bis zu diesem Punkt gebracht hatte und noch nicht vorbei schien. So sehr sie auch Verständnis dafür aufbrachte, dass Ninive nicht noch weiter in ihrer Vergangenheit herumwühlen lassen wollte, sie konnte Seamus nur beipflichten. Ihr behagte der Gedanke ganz und gar nicht, einen Mann frei herumlaufen zu lassen, dessen Motive sie nicht kannte. Und auch Ninive schien ganz und gar nicht überzeugt von seinen Erklärungen, die er ihr gegeben hatte. Dass Ilyena Ninive verteidigte, wunderte Lilian nicht besonders. Zwar wusste sie, dass die Hexe von Lumière ebenso wenig begeistert war wie die anderen, doch es war ein unumstößliches Prinzip von ihr, dass die Vergangenheit eines jeden Menschen Privatsache sei.
    „Ich habe doch schon gesagt, dass ich euch nicht erklären kann, auf welche Art er mit meiner Vergangenheit verstrickt ist“, entgegnete Ninive schwach aber deutlich gereizt. „Er erzählt mir Geschichten, die ebenso gut oder schlecht sind wie die Geschichten von jemand anderem“, Lilian bemerkte Ninives kurzen Seitenblick zu Isaak. „Ich kann nicht überprüfen und durch nichts bestätigen, ob er die Wahrheit sagt, außer durch mein Gefühl. Und das sagt mir, dass er ehrlich ist, obwohl ich wirklich wünschte, es wäre nicht so.“
    „Er erschien mir anfangs auch ehrlich, ich habe ihm die Agentennummer geglaubt“, warf Rasmus in gutgemeintem Tonfall ein, „aber später kamen die Zweifel.“
    „Das ist etwas völlig anderes, Rasmus“, gab Ninive ungeduldig zurück, „ich rede nicht von einem gut gemeinten ersten Eindruck, sondern von ... mehr.“
    „Mach dir ruhig weiter Freunde, Ninive“, knurrte Rasmus und lehnte sich demonstrativ zurück.
    Lilian schüttelte den Kopf. Die gute Stimmung war schon seit einiger Zeit dahin, doch jetzt drohte die Kommunikation endgültig auf Schulklassenniveau abzusinken. Warum mischte sich Isaak eigentlich nicht ein? Der Grund, warum eine Gruppe mit so unterschiedlichen Köpfen wie Ilyena oder Seamus überhaupt zusammenhielt, war meistens Isaak gewesen, der im entscheidenden Moment mit Logik und Verstand eingriff und die Entscheidungen so traf, dass niemand mehr Einwände erhob. Sie musterte ihn, wie er am Kopf des langen Tisches in der Schiffsmesse saß und sich das alles unbewegt mit ansah. Vermutlich wusste er auch, dass Seamus Recht hatte. Und Lilian wusste, dass es Isaak bei Ninive nicht nur um ein fähiges Mitglied ihrer Truppe ging. Diese Erkenntnis kam nicht überraschend für sie, doch dass er die Interessen des Teams nicht über seine eigenen stellen konnte, wurde ihr zum ersten Mal bewusst. War es nur ein Moment der Schwäche? Oder musste sie jetzt an dem Ziel ihrer ganzen Mission zweifeln?
    „Warum holen wir Lumière nicht her und lassen ihn für sich selbst sprechen?“, mischte sich Lilian schließlich selbst wieder ins Gespräch mit ein. „Dann kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, ob wir ihm trauen wollen oder nicht.“
    „Es geht doch nicht um Vertrauen“, warf Rasmus ein, „es geht um Beweise, dass wir ihm vertrauen können.“
    „Das sagst ausgerechnet du, Rasmus?“, gab Ninive zurück. „Wenn wir Beweise hätten, wäre Vertrauen überflüssig. Das sind doch sonst deine Wortklaubereien!“
    „Hört auf damit, das ist kindisch!“, fuhr Seamus grob

Weitere Kostenlose Bücher