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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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und die Luft in Flammen setzte. Instinktiv duckte sich Sequana hinter eine nahe Hecke. Dann regnete es Scherben um sie herum. Sie griff nach hinten und zog die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf. Sie sah auf ihren Handrücken. Blut rann aus einem langen Schnitt, den eine der Scherben hinterlassen hatte.
    Sequana wartete einige Sekunden ab, bis sich das dumpfe Rauschen in ihren Ohren gelegt hatte, dann sah sie sich um. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Alle Fenster im unteren Stockwerk von Adrian Karims Haus waren geborsten, Rauschwaden drangen nach draußen, mehrere kleinere Bäume und Büsche im Garten waren umgeknickt und über den Rasen und den Vorgarten hatte sich ein Mosaik aus Holz- und Glassplittern ergossen.
    Geduckt eilte sie die Hecke entlang zurück durch Adrians Garten und zur Terrasse. Sie fand ihn dort, noch immer in seinem Rollstuhl sitzend. Die linke Hälfte seines Gesichts war blutüberströmt, doch davon abgesehen schien er Glück gehabt zu haben.
    „Geht es Ihnen gut?“, erkundigte sich Sequana und warf einen Blick an ihm vorbei durch das, was zuvor noch eine große, gläserne Terrassentür gewesen war.
    „Ich glaube, ich bin okay“, entgegnete Adrian mit erstickter Stimme. Er bewies jene Ruhe, die nur ein schwerer Schock auslösen konnte. Sequana beschloss, sich das zunutze zu machen.
    „Soll ich die Feuerwehr und die Ambulanz rufen?“
    „Nein“, Adrian schüttelte den Kopf, „keine Zeit ... ich muss von hier weg!“
    „Sind Sie sicher?“
    „Aber natürlich! Das war ein Anschlag auf mich!“
    Sequana fragte nicht weiter. Sie war sich sehr sicher gewesen, dass die Explosion in Adrians Haus von einem Sprengsatz stammte und kein Unfall war. Sie hatte den feinen Impuls in der Veränderung des Luftdrucks auf ihrer Haut gespürt, wie ihn eine ganz spezielle Kombination aus Sprengsatz und Zünder auslösten. Sie hatte nicht die Fähigkeiten Ninives, Dinge zu sehen, zu denen niemand sonst imstande war, aber wenn es um Waffen und die Wahrnehmungsfähigkeit ihrer Haut ging, machte ihr niemand das Terrain streitig.
    Sie schnappte sich geistesgegenwärtig Adrians Krücken und drückte sie diesem in die Hand, dann griff sie nach dem Rollstuhl und schob ihn über den schmalen gepflasterten Weg zur Straße.
    „Haben Sie einen Wagen?“, fragte Adrian und spähte die Straße entlang.
    „Nein“, entgegnete Sequana, „aber ich weiß, wo wir vorerst sicher sein werden.
    Sie schob ihn die Straße entlang und bog wenige Meter weiter in einen kleinen Fußweg ein, der durch eine Wohnanlage zu einem kleinen Platz mit Geschäften und einer Metrostation führte.
    „Sie verstehen nicht, ich werde verfolgt!“, Adrians Ruhe war verflogen.
    „Das werden Sie mir schön der Reihe nach erzählen, aber erst mal muss ich Sie hier wegbringen.“
    „Die Männer, die die Bombe gezündet haben, sind wahrscheinlich schon jetzt in meinem Haus. Wenn sie mich dort nicht finden, werden sie beginnen, die Gegend abzusuchen.“
    „Es wird immer interessanter“, entgegnete Sequana und bugsierte den Rollstuhl in den Lift hinunter zur Metro. „Hören Sie, Adrian, hier auf dem Platz sind viele Menschen. Viele Zeugen. Wer wird Ihnen da am hellen Tage etwas tun wollen?“
    „Dieselben Leute, die am hellen Tag mein Haus in die Luft jagen, vielleicht?“, konterte Adrian aufgebracht. „Außerdem ... wer würde denn eingreifen? Die Pariser scheint es nicht einmal zu interessieren, wenn zwei blutüberströmte Menschen über einen offenen Platz laufen.“
    Sequana warf einen Blick auf ihr Spiegelbild in der Scheibe der Aufzugskabine. Ein weiterer Schnitt, zog sich über ihre Stirn, ohne dass sie etwas davon gemerkt hatte. Sie tastete danach und spürte das warme, gerinnende Blut. Leise fluchend schob sie Adrian aus dem Aufzug. Sie eilte über den Bahnsteig zur wartenden Bahn und bekam noch einen Fuß in die Lichtschranke, bevor sich die Türen ganz schließen konnten.
    Als sie fast eine Stunde später an der alten Villa im Bois de Boulogne ankamen, war sich Sequana sicher, dass nun auch für sie die Zeit um war, in der sie sich frei in Paris bewegen konnte. Sie übergab den Rollstuhl an Gallea, der sie an der Tür erwartete, und kehrte zurück zu Adrian, der ein Stück hinter ihr zurückgeblieben war und sich erschöpft auf seine Krücken stützte. Sequana griff nach seinem Arm und legte diesen um ihre Schultern, bevor sie Adrian ermunterte das letzte Stück zur Villa in Angriff zu nehmen.
    „Okay, nun mal raus mit der

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