Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
ankamen. Während Ninive, durchgefroren wie sie war, in Isaaks Kabine ging und eine heiße Dusche nahm, hatte er noch mit Lilian gesprochen. Erst als Ninive sich in seine Bettdecke gewickelt hatte, kam auch Isaak zum Duschen herein. Sie beobachtete ihn durch die Rauchglasscheibe, die die Nasszelle vom Rest der Kabine abtrennte, und schlief ein, bevor er sich im Sessel schlafenlegte.
„Du siehst so zivilisiert aus“, kommentierte Ninive, als Isaak den Saum des Pullovers heruntergezogen hatte. „Bist du dir sicher, dass du weißt was du tust?“
„Ich habe keine Zweifel“, entgegnete er ohne zu zögern. „Mit Lilian habe ich bereits gesprochen, sie ist vorbereitet.“
„Wie hat sie reagiert?“
„Sie hat mich schwören lassen, dass ich es nicht für Nina tue.“
Ninive stellte ihre Tasse zur Seite und stand vom Bett auf. Isaak sah sie an. „Wollen wir ...?“
„Ich bin bereit“, antwortete Ninive und strich ihm mit ihrer Hand flüchtig über den Arm. Er nickte, dann öffnete er die Kabinentür und sie machten sich auf den Weg.
Als sie in die Mannschaftsmesse kamen waren bereits alle anwesend. Lilian hatte auch Lumière geholt, der zwischen ihr und Rasmus am großen Tisch saß. Seamus unterhielt sich mit Eva, Solvejg und Ilyena saßen auf der anderen Seite des Tischs und sahen so aus, als fehlten ihnen einige Stunden Schlaf. Isaak trat an das Kopfende des Tischs und augenblicklich kehrte Ruhe ein.
„Guten Morgen alle zusammen“, begann er, um die Spannung, die sich augenblicklich aufgebaut hatte, zu lösen. „Ich weiß nicht genau, was Lilian bereits erzählt hat, aber es haben letzte Nacht zwei wichtige Ereignisse stattgefunden. Einerseits kam in den frühen Morgenstunden vom Schiff der Children of Chou wieder ein Signal. Sie sind vor wenigen Stunden gestartet. Soll unser Schiff die Verfolgung aus sicherem Abstand aufnehmen, sollte es in den nächsten zwei bis drei Stunden abheben. Andererseits habe ich eine Entscheidung getroffen.“
Isaak hob entschuldigend die Hand, als seine Stimme rau wurde. Er griff nach einer der Wasserflaschen auf dem Tisch und nahm einen großen Schluck. „Ich werde euch bei eurer Suche nach der Quelle des Sangre nicht begleiten. Zervett und seine Children of Chou müssen verfolgt werden, aber ihr müsst es ohne mich machen.“
Er wartete nicht lange ab und unterbrach die Fragen und überraschten Reaktionen sofort. „Es gibt noch einen zweiten Weg, den Weg des Sangre zurückzuverfolgen. Ich habe etwas über die seltsamen ... Tore herausgefunden, die ich mit Ilyena in Camaret untersucht habe. Sie sind ein Produkt der Sangre-Energie und werden von den Children of Chou als Korridore bezeichnet. Ninive und ich sind gestern auf einen solchen Durchgang gestoßen. Und wir hatten Glück, diesen Fund lebend zu überstehen. Es ist der deutlich gefährlichere Weg sich dem Sangre zu nähern, doch ich muss ihn für mich in Betracht ziehen.“
„Warum?“, fragte Seamus sofort. „Ist es nicht klüger, wenn wir zusammen bleiben? Wir können den Children of Chou jetzt noch aus sicherer Entfernung folgen, aber irgendwann kommen wir an deren Ziel an, und wer weiß, was uns dort erwartet. Wir brauchen dann vielleicht jeden einzelnen von uns.“
„Das ist eine Möglichkeit, Seamus, ich weiß“, Isaak warf Lilian einen kurzen Blick zu, die daraufhin aufstand und neben ihn an den Tisch trat. „Aber wir dürfen den anderen Weg nicht unversucht lassen“, fuhr er fort. „Es gibt zwei Wege, der Spur des Sangre zu folgen. Einer führt über die Children of Chou, ein anderer über das Klonprogramm. Ich trage das Sangre selbst in mir, auch Ninive hat es. Wir werden zu zweit versuchen, Zugang zu dem Ort zu finden, an dem das Chaos entstand, das über unsere Welt gekommen ist.“
Schweigen setzte ein und einige der Anwesenden nickten zustimmend. Isaak sah zu Ninive, die erleichtert nickte. Sie hatten beide mit einer größeren Diskussion gerechnet, doch entweder war nach der Party der letzten Nacht niemand in der Lage, viel Energie dafür aufzubringen, oder sie folgten noch immer Isaaks Entscheidungen.
„Ich habe mit Lilian bereits letzte Nacht gesprochen“, setzte Isaak noch einmal an, „sie wird das Steuer übernehmen. Sie weiß alles, was ich weiß. Euch allen habe ich eine Kopie der Unterlagen im Schiffssystem hinterlassen, die ich von den Children of Chou stehlen konnte.“
„Wir werden in einer Stunde starten und Zervetts Schiffen folgen“, übernahm Lilian die Ansage. „Wir
Weitere Kostenlose Bücher