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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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zum Horizont. Im Westen ging es an einem undefinierten Punkt im Grau des Regens ins Meer über. Überwältigt von der Weite konnte sie ihren Blick kaum lösen.
    „Wo sind wir?“, fragte sie langsam.
    „Das sind die Niederlande“, antwortete Adrian. „Zumindest waren sie das einmal. Es soll irgendwo im Osten noch einzelne Dörfer auf einigen Anhöhen geben, aber ein großer Teil des ehemaligen Landes liegt auf Meereshöhe oder sogar darunter. Die Fluten haben nicht viel zurückgelassen.“
    „Nicht viel?“, Sequana sah Adrian an. „Ist es nicht ein unfassbarer Anblick? Jede Linie, jede Wasserspiegelung reicht von Horizont zu Horizont! Hast du jemals so weit blicken können? So viel Ferne gesehen? Es ist als würden meine Augen erst jetzt beginnen zu sehen.“
    Sie verstummte und dachte daran, dass Ninive dank des Sangres in der Lage war, in weite Ferne zu blicken. Es wunderte sie nun nicht mehr, dass diese so einfach scheinende Manipulation ihrer Sinne so viel Energie verbrauchte. Sie bemerkte, dass Adrian und Gallea sie erstaunt ansahen.
    „Was?“
    „Äh, naja ... ich hatte dich bislang nicht für so ... poetisch gehalten“, entgegnete Adrian. Sequana dachte an das, was sie gerade gesagt hatte und nickte. „Ja, keine Ahnung, was da passiert ist“, murmelte sie. „Es war ein sonderbarer Traum, der hat mich durcheinander gebracht ...“
    Der Bahndamm ragte mittlerweile mehrere Meter hoch aus dem Land, und dennoch gab es Passagen entlang der Strecke, an denen das Meer so nah war, dass große Wellen an seinen Hängen ausliefen. Hier und da waren die Schienen unterspült, und so konnten sie nicht mehr mit voller Geschwindigkeit weiterfahren, wenn sie nicht entgleisen wollten. Schließlich zog sich der Damm in einem langgestreckten Bogen westwärts und am Horizont tauchte eine höhere Ebene auf, an deren Hang sie die Ruinen von Amsterdam erkennen konnten.
    „Ich weiß nicht, ob ich darauf hoffen soll, dass van Ijssel noch in Amsterdam ist oder nicht“, durchbrach Gallea schließlich das Schweigen.
    „Er ist das einzige lose Ende, das wir noch haben. Wenn Amsterdam verlassen ist, dann stehen wir mit leeren Händen mitten im Nichts“, gab Adrian zu Bedenken.
    „Es gibt eine Schienenstrecke von Amsterdam nach Hamburg“, mischte sich Sequana ein. „Das wäre noch ein Weg, den wir nehmen könnten.“
    „Wenn die Strecke denn noch existiert“, Adrian deutete auf die Wellen unterhalb des Bahndamms. „Wir haben schon Glück, dass wir von Paris bis hierher gekommen sind. Die Strecke zwischen Amsterdam und Hamburg verläuft immer im Einzugsgebiet der Fluten.“
    „Nicht so pessimistisch“, brummte Gallea und verminderte abermals die Geschwindigkeit des Schienentrucks, als sie über eine seitlich durchhängende Schiene fuhren. Sie hatten die ersten ehemaligen Vororte der Stadt erreicht. Nicht sah hier bewohnt aus. Eine traurige Ruine schloss sich an die nächste an.
    „Egal wie es weitergeht“, Sequana trommelte mit den Fingern auf das Armaturenbrett, „wir müssen in jedem Fall vorher herausfinden, ob van Ijssel hier ist und was er weiß. Die Frage ist nur, wo in dieser Stadt wir anfangen sollen zu suchen.“
    „Da sind wir schon einen Schritt weiter“, Gallea bremste den Schienentruck behutsam ab, als sie durch das Bahnhofsgebäude der Amstelstation fuhren.
    „Ich habe versucht, etwas über van Ijssel in Erfahrung zu bringen und dabei auch den Sitz seines Handelsunternehmens hier in Amsterdam recherchiert“, erklärte Adrian. „Wir steuern jetzt den Bahnhof Muiderpoort an. Bis zu van Ijssels Firmensitz im alten Stadtteil Zeeburg ist es dann nicht mehr weit.“
    Einige Minuten später kam der Schienentruck in einem alten Hochbahnhof zum Stillstand. Das Dach war teilweise eingestürzt, doch ansonsten machte das Gebäude noch einen soliden Eindruck. Sequana zog den Verband an ihrem Bein nach und sprang hinunter auf den Bahnsteig. Sofort spürte sie den scharfen, beißenden Wind und zog den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Hals zu. Sie hatte sich das Sturmgewehr bereits umgehängt und die Ersatzmunitionspacks in ihrem Rucksack verstaut. Gallea kletterte hinter ihr aus dem Wagen und knöpfte ebenfalls seinen Mantel zu.
    „Das ist ein richtiger Sturm“, bemerkte er, „kein Wunder, dass es uns während der Fahrt so durchgeschüttelt hat.“
    „Habt ihr alles?“, Adrian steckte seinen Kopf aus dem Fenster des Trucks. Sie hatten vereinbart, dass er den Schienentruck an der nächsten

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