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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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auf den zusammengebrochenen Körper, der vor ihnen lag. Isaak reagierte sofort. Er griff Ninive, die wie erstarrt vor ihm stand, um die Taille und schwang sie über seine Schulter. Dann lief er so schnell er konnte den Gang hinunter.
    Sie landeten unsanft auf dem staubigen Boden der Hütte. Isaak ließ Ninive los, die stöhnend zur Seite rollte. Er drehte sich und sah zum Durchgang zurück, doch er blickte nur auf einen alten, verschlossenen Spind. Angespannt wartete er einige Sekunden ab, doch die Verbindung zu den Korridoren und ihre Verfolger blieben verschwunden. Draußen heulte der Sturm und prasselte der Regen. Ihm war kalt und er spürte den Staub auf seiner Haut. Das Tauchermesser lag ein Stück neben ihm, davon abgesehen hatten sie nichts von ihren Sachen retten können. Der Raum war fast unverändert, nur das alte Radio auf dem Tisch sah aus, als hätte es jemand mit einem Hammer bearbeitet und dann liegenlassen.
    Schwer atmend drehte er sich zu Ninive. Sie lag noch immer auf dem Boden und starrte erschöpft die Decke an. Im fahlen Licht, das von außen hereindrang sah er die Silhouette ihres Körpers und spürte wieder das Verlangen, sie in den Arm zu nehmen. Er schüttelte sich und setzte sich auf.
    „Bist du verletzt?“, fragte er behutsam.
    „Ich glaube nicht“, entgegnet sie und schüttelte sich, „aber diese Körper ... diese widerlichen, kalten Körper, sie sind in mich gefahren, bis in meine Knochen, und ...“
    „Halt!“, fuhr Isaak energisch dazwischen. „Das konnten sie nicht. Es war eng, aber ich konnte sie zurückhalten.“ Er war sich nicht sicher, dass das wirklich stimmte, doch er wollte verhindern, dass sich Ninive in diese irrationalen Gedanken herein steigerte. Das wäre zu viel für eine Nacht gewesen.
    Sie nickte nur stumm und richtete sich ebenfalls vorsichtig auf. Sie sah zu ihm auf und bedeckte ihre Brüste mit einem Arm, den sie jedoch sofort wieder sinken ließ. Es war nicht mehr wichtig. Sie hatten gerade einen Alptraum hinter sich und waren diesem buchstäblich mit dem nackten Leben entkommen. Ninive hatte sich diesen Kreaturen ergeben und Isaak hatte ihre willenlose Hülle aus ihren Fängen befreit. Auf eine skurrile Art fühlte es sich so an, als schuldete sie ihm ihr Innerstes. Es war fast ein befreiender Gedanke, dass sie dadurch nun so miteinander verbunden waren, dass sie sich gegenüber über Schamgefühl oder Schwäche keine Gedanken mehr machen mussten.
    Ninive stand auf und spürte, wie der Staub von ihrem Körper abfiel. Sie machte einen Schritt vorwärts und lehnte sich an Isaak an, der sie zögernd in den Arm nahm. Ninive hatte Angst gehabt, die Gefühle würden sie übermannen, so wie es einige Male geschehen war, seitdem Isaak ihr erzählt hatte, dass die Neurohemmer eine große Lüge gewesen waren. Doch in diesem Moment spürte sie nichts dergleichen. Ruhe und kühle Nüchternheit kehrten in ihren Körper zurück, während sie die Wärme, die Isaak ausstrahlte, dankbar in sich aufnahm.

58 | AMSTERDAM
     
    „Guten Morgen!“, kam es ihr entgegen, als Sequana durch die kleine Luke aus dem hinteren Teil des Schienentrucks in die Fahrerkabine stieg. Das helle Licht eines kalten, verregneten Morgens blendete sie. Gallea saß am Steuer des Trucks und hob eine Hand zum Gruß, während Adrian sie von der anderen Seite der Kabine mit einem freundlichen Lächeln ansah. „Gut geschlafen?“
    „Ich habe ...“, Sequana unterbrach sich. Der Traum der letzten Nacht war mehr als ein Traum, oder? Sie hatte sich in den Minuten nach dem Aufwachen, in denen sie reglos im Dunkeln lag und auf das Rattern der Räder auf den Schienen gehört hatte, diese Frage gestellt und entschieden, dass sie tatsächlich ein Gespräch mit Ninive geführt hatte. Doch wie sollte sie jemand anderen davon überzeugen? Sie beschloss, es vorerst für sich zu behalten. „Ich hatte einen komischen Traum, aber ja, ich bin ausgeruht und bereit, das Steuer zu übernehmen.“
    „Langsam, langsam“, entgegnete Gallea. „Dafür gibt es keinen Grund.“
    Er deutete aus dem Fenster des Trucks. Weite, überschwemmte Wiesen mit trockenen Gräsern erstreckten sich um sie herum, durchbrochen nur hin und wieder von sandigen Hügeln, auf denen selten knorrige, gedrungene Büsche und Bäume standen. Hier und da waren schnurgerade Gräben zu sehen, die vor Ewigkeiten wohl von Menschen gegraben worden waren. Die Weite überwältigte sie. In jeder Richtung, in die sie blicken konnte, reichte das ebene Land bis

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