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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Zeit den einstmals gerodeten Streifen davor zurückerobert. Auch einige kleinere Bäume standen dort nun wieder. Einer davon war direkt unter dem Maschendrahtgeflecht in die Höhe gewachsen und hatte dabei den Zaun mit der Zeit eingerissen, sodass eine Lücke entstanden war, durch die sie Zugang zum Gelände fanden. Ninive fragte sich, wie Paris heute aussehen würde, hätten die Menschen diese Stadt wie so viele andere Städte vor Jahrzehnten verlassen. Als sie am Morgen Camaret-sur-Mer auf dem Weg zum Boot durchquert hatten, hatte sie einen kleinen Eindruck bekommen, doch Martin hatte ihr erzählt, dass der Ort bis vor wenigen Jahren noch bewohnt gewesen war. Wie mussten die einstmals großen Städte aussehen, die bereits vor fünfzig oder sechzig Jahren zu Geisterstädten geworden waren?
    Ein Streifen aus hohem Gras lag zwischen dem Zaun und einer weiten, asphaltierten Fläche, an deren Rand sich einige kleine Lagerhäuser und flache Baracken aneinanderreihten, hinter denen wiederum die Rückwand eines großen Hangars aufragte. Lilian spähte in alle Richtungen und lief dann ins hohe Gras geduckt zum ersten der Gebäude hinüber. Ninive ihrerseits wandte den Blick zur freien Asphaltfläche, an deren fernem Ende weitere Gebäude und der alte Tower der Anlage schemenhaft aufragten. Irgendetwas ging dort vor sich. Die Entfernung war viel zu groß, um Details erkennen zu können, doch am Rande von Ninives Wahrnehmung flackerte eine Ahnung, die sie nicht ignorieren konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Seamus und Martin Lilian in Richtung der Gebäude folgten, doch sie hob nur abwehrend die Hand, nicht sicher, ob diese Geste wahrgenommen oder verstanden worden war.
    Ninive konzentrierte ihre Energie auf ihre Augen, während sie fest die fernen Gebäude fokussierte. Das wohlvertraute Rauschen des Bluts in ihren Ohren schwoll an, sie fühlte die Taubheit in ihren Gliedmaßen, doch vor allem schärfte sich ihr Blick und tauchte tief in die Umgebung ein. Ein Tunnel aus Farben und Schatten entstand, als sie vorwärts schnellte und in das Geschehen am Fuße des fernen Hauptgebäudekomplexes eintrat. Es wimmelte dort vor Bewegungen, schnell und ohne erkennbares Muster. Sie spannte ihren Körper an und konzentrierte die Energie noch weiter, bis sie wieder klar sah. Und dann erschrak sie.
     
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einer alten, dreckigen Liege, deren Polster morsch und an einigen Stellen aufgerissen war. Mittlerweile ließ die Überraschung an unbekannten Orten aufzuwachen gründlich nach. Stattdessen setzte sie sich auf und schwang ihre Beine über den Rand der Liege, eine Bewegung, die sofort mit einem schmerzenden Schwindelanfall quittiert wurde.
    „Was hast du gesehen?“ Die Frage kam von Lilian. Ninive warf einen Blick um sich. Sie befand sich in einem kleinen Raum, der wohl mal eine Art Krankenzimmer gewesen war. Zumindest bevor die Hälfte der Einrichtung zerfallen war. Seamus stand auf der anderen Seite des Raums vor einem geöffneten Metallspind und begutachtete ein altes Gewehr. Er warf ihr einen besorgten Blick zu, ebenso wie Martin, der in der offenen Tür lehnte, hinter der das asphaltierte Rollfeld des Aéroports zu sehen war. Lilian hingegen schien wenig beeindruckt von Ninives Blackout, hatte sie diese Situation doch bereits im Zug erlebt. Sie saß auf der Kante eines einfachen Schreibtischs, wie er für die Standardeinrichtung von Armeegebäuden üblich war. Eine hässliche, immer dreckig aussehende Holzplatte auf einem schlichten Metallgestell. Letzteres war in diesem Fall wohl auch der Grund, warum der Schreibtisch als einziges Möbelstück an diesem Ort noch einen einigermaßen robusten Eindruck machte.
    „Mir geht es gut“, entgegnete Ninive, weniger als sarkastischen Hinweis als vielmehr um Zeit zu gewinnen um ihre Gedanken zu ordnen. Lilian schwieg und überging ihre Bemerkung.
    „Am Tower wird gekämpft“, fuhr Ninive fort. „Am Hauptgebäude und an einem großen Tor, vermutlich die Haupteinfahrt. Gefechte, Schusswechsel zwischen ... Menschen, aber kein Militär und auch keine Leute vom Institut und ...“
    „Das sind die Children of Chou“, entgegnete Martin von seinem Platz an der Tür, „unsere Feinde.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich der Fall ist. Freunde sind die ... Wesen, gegen die sie kämpfen, vermutlich auch nicht unbedingt.“
    „Was für Wesen?“, erkundigte sich Lilian und schnitt damit Martin das Wort ab, der ebenfalls zu einer Erwiderung

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