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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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kämpfen gegen die Einflussnahme der Konzerne …“
    „Ich habe schon verstanden“, Ninive hob abwehrend die Hände, „ihr seid die Rebellenallianz in dieser Geschichte.“ Rasmus wäre begeistert, dachte sie.
    „Ich weiß, dass ich dich nicht so einfach überzeugen kann“, bemerkte Lilian, „aber ich mache dir einen Vorschlag: Wir befinden uns in Camaret, nicht weit vom Aéroport entfernt. Wir werden morgen bei Tagesanbruch dorthin gehen. Dort kannst du dir ein Bild davon machen, was dort los ist. Wenn du uns dann noch nicht traust, halten wir dich nicht auf, falls du zur Mission zurückkehren willst. Aber das wird nicht passieren.“
    „Du scheinst dir deiner Sache ja sehr sicher zu sein“, entgegnete Ninive vorsichtig.
    „Warte bis morgen und du wirst keine Zweifel mehr haben.“

10 | NINA
     
    Sequana erwachte vom Rauschen des Wassers. Es war ohrenbetäubend. Fluten, die über ihrem Kopf zusammenschlugen, Strömungen, die sie mitrissen, ein Sog, der sie hinab zog in die schwarze Tiefe. Sie hatte ihn gerufen, hatte ihn erreichen wollen, bevor die Flut sie einschloss. Sie war gerannt, bis ihre Lunge brannte, bis ihr Herz schneller schlug, als es jemals zuvor geschlagen hatte.
    Erst als sie den Nebel der Schläfrigkeit durchbrochen hatte, ebbte das ohrenbetäubende Rauschen ab auf den leisen Klang der Dusche im benachbarten Badezimmer. Sie drehte sich auf den Rücken und strampelte die Bettdecke von sich. Kalter Schweiß bedeckte ihren ganzen Körper und das schnelle Pochen ihres Pulses beruhigte sich nur langsam. Sequana fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und starrte zur Decke. Sie hatte diesen Traum seit einigen Wochen nicht mehr so intensiv erlebt, dass es sie ausgerechnet jetzt traf, kam höchst ungelegen.
    Der Wind kam durch die offene Balkontür und bauschte die weißen Vorhänge auf. Dankbar sog sie den kühlenden Lufthauch ein und setzte sich auf. Durch die offene Tür des Schlafzimmers sah sie über einen kleinen Wohnungsflur hinüber zum Badezimmer, aus dem ein Lichtschein fiel. Rasmus war bereits unter der Dusche. Sequana fluchte innerlich. So war das nicht geplant.
    Sie waren zu seiner Wohnung in den Appartements de Ciél gefahren und hatten sich eine angemessene Zeitlang unterhalten, bevor sie wieder Sex hatten. Sequana hatte ihn danach so lange im Bett halten können, bis sie schließlich beide eingeschlafen waren. Bis dahin war ihr Plan aufgegangen. Doch nun war er früher als sie erwacht, und sie musste improvisieren. Sie stand auf und machte ein paar schnelle Schritte hinüber zum Bad. Vorsichtig stieß sie die Tür weiter auf. Sie hörte Rasmus hinter dem blickdicht rauchgefüllten Glas der Duschabtrennung. Mit einem schnellen Blick sah sich Sequana um. Die einzigen Badetücher, die sie sehen konnte, lagen über einem Hocker nahe der Dusche. Sie griff danach und ging zurück ins Schlafzimmer, wo sie die Tücher über einen Stuhl warf. Es war kein besonders ausgefeilter Plan, aber es würde Rasmus hoffentlich lange genug aufhalten.
    Ohne Zeit darauf zu verschwenden sich anzuziehen, setzte sie sich an den Schreibtisch in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers, auf dem Rasmus‘ Computer stand. Sie schaltete ihn ein und wartete, bis das Betriebssystem hochgefahren war. Dann begann sie damit, Daten zu suchen.
     
    Es war der letzte Winter, bevor das globale Netz zusammenbrach. Später konnte man lesen, es hätte diese eigenartige Stimmung gegeben, als hätten die Menschen gespürt, dass es das letzte Mal gewesen sei, dass sie im behüteten Schoße einer Welt Weihnachten feierten, die noch nicht die Apokalypse gesehen hatte. Später, in den Städten die übrig geblieben waren, glaubte man diese Verklärung der Wahrheit. Der Mensch will sein Opium, die Medien sind sein Dealer.
    Nina öffnete die schwere Seitentür der Kirche am Abend vor den Festtagen und schlüpfte ins Innere. Die Kälte umfing sie. Draußen waren es fast zwanzig Grad – über Null wohlgemerkt! – eindeutig zu warm für diese Jahreszeit. Nina war nicht religiös, gehörte keiner Kirche an und war Traditionen nicht verbunden, aber sie hatte die Fähigkeit zu glauben. Damals. Und sie war nicht alleine damit. Er war auch dort.
    Die Kirche war kein ansehnlicher Bau. Eigentlich war es gar kein eigenständiger Bau, eher eine etwas vorgezogene Fassade in der Ladenzeile, die die unterste Ebene der mehr als 20 Stockwerke aufragenden Wohnblocks durchzog und mit ihren gut gemeinten Passagen, flackernden Neonlichtern und

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