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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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kannte. Sequana war der Auftraggeber von Anfang an unberechenbar vorgekommen, doch dass er sie als Marionette benutzte und ihr die Parameter ihrer eigenen Mission nicht mitteilte war ein Fehler. Sie musste den Kontakt zu Rasmus aufrecht erhalten. Oder besser: wieder herstellen, denn in dem festen Glauben, Rasmus als Zielperson von zukünftigen Aktionen ausgeschlossen zu haben, hatte sie nach der Durchsuchung seines Appartements dieses verlassen, bevor er aus dem Bad zurück kam. Es würde nicht einfach sein, das wieder zu bereinigen, aber es war nicht unmöglich. Nur würde Sequana dieses Mal ihr eigenes Spiel spielen. Es gab eine Information hinter dieser Mission, die ihr vorenthalten wurde. Und sie war fest entschlossen, sich einen Wissensvorsprung zu verschaffen.

11 | AÉROPORT
     
    Der steinige Weg, der von dem kleinen Kiesstreifen über die Klippen hoch zum Aéroport führte, war steil und gefährlich. Immer wieder musste die kleine Gruppe Felsvorsprünge umgehen und über abgerutschte Stellen klettern. Die Zeit hatte es nicht gut gemeint mit dem einstmals befestigten Weg. Vom Personal des Aéroport war dieser Weg offenbar schon lange nicht mehr benutzt worden. Es gab ungefährlichere und bequemere Wege vom Städtchen Camaret-sur-Mer zum Aéroport. Seamus hatte aber darauf bestanden, dass sie nicht die Straße nehmen würden, die die Bucht umspannte, sondern stattdessen mit einem Boot übersetzten und die Steilküste erklommen.
    Ninives Skepsis war im Lichte des frühen Morgens nach und nach Neugier gewichen. Sie hatte über Nacht erstaunlich ruhig geschlafen, hier draußen wo sie nur das Rauschen von Meer und Wind umgab. Lilian hatte ihr Vertrauen zumindest insoweit zurückgewinnen können, als dass Ninive keine Zweifel mehr daran hatte, dass sie in ihrer Gesellschaft sicher war, sofern Lilian nicht wieder auf die Idee kam, sie vor etwas retten zu müssen.
    Als sie am Morgen erwachte, das kühle Sonnenlicht durch die Löcher im Vorhang in den Raum fallen sah, die frische, salzige Brise spürte und schmeckte, die vom Meer hinaufgetragen wurde, ordnete sie ihre Gedanken. Durch ihre Ausbildung, ihre Erziehung im Institut und ihre biologischen Anlagen neigte Ninive dazu, unvorhergesehene Wendungen und Ereignisse möglichst zu umgehen. Sie hatte sich Jahre auf diese Mission vorbereitet, hatte alle Aspekte durchdacht und schließlich einen rationalen Entschluss gefasst. Doch jetzt waren alle Planungen innerhalb weniger Stunden zunichte gemacht. Ihr System war aus dem Takt gebracht worden. Und dennoch, an diesem Morgen spürte sie einen inneren Aufbruch, Neugier und Euphorie. Vermutlich waren das nur die Auswirkungen der fehlenden Neurohemmer, doch Ninive wusste, dass sie dieses Gefühl zu ihrem Vorteil nutzen musste.
    Es folgten nur noch einige Wegbiegungen bis sie schließlich das obere Ende der Steilküste erreicht hatten. Nur wenige Meter von der Kante entfernt, unter der tief unten das Meer in die Bucht rauschte, standen die ersten niedrigen Büsche und gedrungenen Bäume, knorrig und windgebeugt. Das Unterholz wurde dichter und bald war nichts mehr zu erkennen, das Hinweise auf einen Pfad gegeben hätte. Sie schlugen sich durchs widerspenstige Unterholz, bis Martin schließlich inne hielt.
    „Da vorne ist der Zaun!“, rief er und deutete zwischen den Bäumen hindurch. Ninive spähte in die gezeigte Richtung und erkannte das dünne Geflecht eines hohen Maschendrahtzauns.
    „Kommen wir da durch?“, erkundigte sie sich bei Seamus, der nur eine Armlänge rechts von ihr stand.
    „Es gibt Schwachstellen im Sicherheitssystem. Die Umzäunung des Aéroports ist in den vergangenen Jahrzehnten nur noch als Hindernis für Wildtiere verwendet worden und dementsprechend schlecht gepflegt.“ Seamus klopfte einige Blätter von seiner Schulter. „Das wird sicher unser kleinstes Problem sein.“
    „Gut, und was ist das große Problem?“
    Anstatt einer Antwort zuckte der schmale Mann nur die Schultern und setzte seinen Weg in Richtung Zaun fort.
    Das Unterholz war ungewohnt für Ninive. Sie hatte – wie so viele Menschen – die Stadt ihr Leben lang nicht verlassen, und auch wenn die Simulation von unwegsamem Gelände Teil ihrer Expeditionsvorbereitung gewesen war, hielt sie sich dicht hinter ihren Begleitern, die mit offensichtlicher Routine den Weg durch Gestrüpp und trockene Dornensträucher bahnten.
    Einige Meter vor dem Sicherheitszaun lichtete sich der Wald, doch Sträucher und hohe Gräser hatten im Laufe der

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