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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Ungemütlich – wie jede Veränderung – aber mit der Aussicht auf Erneuerung. Der Gedanke daran beruhigte sie und ließ sie frösteln.
    Sie erhob sich vom Bett und ging in das kleine Bad. Dort drehte sie das warme Wasser für den Whirlpool auf und betrachtete sich dann im Spiegel. Ninive trug nie viel Make-up oder ähnliches, doch das wenige, das sie trug, war jetzt gründlich ruiniert. Dunkle Mascaraspuren zogen sich um ihre Augen und über ihre Wangen. Sie schminkte ich vorm Spiegel ab, dann zog sie sich aus und stieg vorsichtig in das heiße Wasser des Whirlpools. Dünne Schwaden aus Wasserdampf stiegen über dem Wasser auf. Ninive betrachtete diese nachdenklich und spürte, wie das Kribbeln ihren Körper verließ, als sich die Haut an das warme Wasser gewöhnt hatte.

03 | EIN HALBER TAKT
     
    Kurz nach ein Uhr nachts hatte der Zug die letzte Zwischenhaltestelle verlassen. Die Ankunft am Aéroport Camaret wurde gegen sieben am nächsten Morgen erwartet. Ninive war daher früh zu Bett gegangen, doch nach zwei Stunden unruhigen Schlafes hatte das Anfahren des Zugs sie endgültig geweckt. Eine Zeitlang lag sie wach im Bett und starrte zur niedrigen Decke ihres Abteils, in der Hoffnung, die Müdigkeit wiederzufinden und einzuschlafen. Doch schließlich stand sie auf, ging zum Fenster und ließ sich in den Sessel sinken. Mit einer Geste in Richtung des Controlpads, das sich neben der Abteiltür in einer Wandhalterung befand, löschte sie das zum Schlafen gedimmte Ambientlight ganz. Es wurde stockdunkel um sie herum, doch nur den Bruchteil einer Sekunde später hatten sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt und sie sah den Sternenhimmel hinter ihrem Fenster.
    Es war erst wenige Tage nach Neumond und so war es vor allem das Sternenlicht, das Schemen und Schatten in die schwarze Landschaft zeichnete, die draußen vor dem Fenster vorbeiflog. Ninive versuchte Konturen zu erkennen, doch das Licht war zu schwach und der Zug zu schnell. Sie fragte sich, wie so eine Nachtfahrt wohl vor hundert Jahren zur Zeit der letzten Jahrtausendwende gewesen war. In der Zeit bevor das globale Netz zusammenbrach, bevor Naturkatastrophen das Land entvölkerten und den überlebenden Teil der Menschheit in die großen Städte zurückdrängten.
    Entlang der Zugstrecke gab es auch jetzt noch hin und wieder kleine Ansiedlungen, die sich in den Schutz des Bahndammes gedrängt um Forschungseinrichtungen und Stützpunkte scharten, doch früher – das hatte Ninive in alten Filmen gesehen – lagen ganze Dörfer und Kleinstädte über das Land verbreitet mit Tausenden schimmernder Lichter in der Nacht, dort wo jetzt nur schwarze Wildnis war.
    Sie ließ das Licht im Abteil wieder hochfahren, bis der Raum in ein dämmriges kaltes Weiß getaucht war. Sie ging hinüber zu ihrem Koffer – die Kleiderkommode hatte sie für eine Nacht nicht einräumen wollen – und zog sich an. Dabei fiel ihr Blick auf den engen, anthrazitfarbenen Overall, der die Basis des leichten Kampfanzugs, der Standardarbeitskleidung für alle nichtmilitärischen Personen an Bord des Schiffes, war. Die dazugehörigen Kevlar verstärkten Schutzteile hatte Ninive in einem zweiten Koffer mit biometrischem Sicherheitsschloss, in dem sich auch ihre Notfallwaffe befand, eine Lettic Schockpistole. Zur Vorbereitung auf die Mission gehörte auch ein Waffentraining. Ninive hatte sogar eine Berechtigung für schwere Sturmwaffen, diese wurden aber im Regelfall nur den Soldaten ausgehändigt.
    Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Abteiltür und Ninive trat hinaus auf den Gang. Es war hier einige Grad wärmer als in ihrem Abteil, dessen Klimatisierung bereits auf Schlaftemperatur eingestellt war. Dennoch fröstelte sie, eine Auswirkung ihres Kreislaufs, den sie zur Nachtzeit immer drosselte. Sie zog die Strickjacke, die sie lose über ein schlichtes, nicht besonders warmes Top gezogen hatte, enger um sich und blickte dann unschlüssig den Gang zu beiden Seiten hinunter. In Fahrtrichtung sah sie am Ende des Wagons zwei Männer, die sich am Fenster stehend angeregt aber leise unterhielten.
    Ninive war nicht nach Gesellschaft zumute, und so wandte sie sich zur anderen Seite und ging den Gang ein Stück hinab. Zwei Abteile weiter hielt sie plötzlich inne. Sie hörte Musik aus dem Inneren des Abteils. Musik gehörte zu den Disziplinen, die Ninive beherrschte. Jeder Klon, der in die Ausbildung zu einem der großen Institute ging, hatte die Möglichkeit, Musik als Logik und

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