Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
weltmännisch, wenn es um Politik ging, oder in einem feinen Restaurant den richtigen Umgang zu wahren. Doch er sollte nicht außerhalb der Stadt sein. Schon gar nicht mitten im Kampfgebiet der Ossfhang.
„Die Begrüßung verschieben wir auf später“, teilte sie ihm knapp mit und hob ihre Waffe vom Boden auf. „Ich weiß nicht, wo ihr jetzt herkommt, aber wir haben es mit Monstern zu tun, gegen die wir ohne die richtigen Waffen machtlos sind.“
„Bist du alleine?“, fragte Lumière, und Ninive erahnte eine militärische Ausbildung. Er stellte die Frage, die für die aktuelle Situation entscheidend war. Und so unerwartet das Auftauchen der beiden gewesen war, sie konnten jetzt jeden Soldaten gebrauchen.
„Nein, meine Leute kämpfen an der primären Ladeluke. Folgt mir!“
Sie eilten den schmalen Korridor zurück und weiter in Richtung des Gefechtslärms.
„Wie viele seid ihr?“ Lumière schloss zu ihr auf.
„Ich und vier weitere“, entgegnete sie und dachte an Martin. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf ihn würden warten können, sank mit jeder Kreatur, die auf das Schiff zustürmte.
„Immerhin ... wir sollten deinen Freund aus dem Kampf raushalten.“ Lumière deutete über die Schulter zum hinter ihnen laufenden Rasmus.
„Natürlich, du hast Recht ...“, Ninive sah sich hastig um und deutete auf einen kleinen Wartungsraum. „Da rein, Rasmus! Und warte, bis wir dich da wieder raus holen. Gehe auf keinen Fall alleine, klar?“
Rasmus missfiel die Entwicklung, die die Situation nahm, doch er war auch nicht besonders scharf darauf, in den Kampf eingreifen zu müssen.
„Ich werde sehen, ob ich darin eine Waffe zur Unterstützung finde“, murmelte er und bog ab. Ninive ließ ihm seinen Stolz und erwiderte nichts weiter. Sie hatten das Ende des breiten Gangs erreicht, der an eine Plattform mündete, die einige Meter über dem großen Frachtraum thronte. Große Stapel eingelagerter Frachtkisten nahmen den größten Teil des Raums ein, der gut und gerne vierzig Meter breit und fast halb so tief war. Zu Ninives Rechten waren auch zwei Militärjeeps und ein gepanzertes Hoverboat fest vertäut, und dort zwischen den Fahrzeugen erkannte sie Isaak, der in einer starren Haltung mit ausgebreiteten Armen eine Art Energiefeld aufrecht erhielt, das die Ossfhang abblockte. Lilian und Seamus waren innerhalb des Felds und feuerten ihre Brandmunition auf die Angreifer.
„Deine Freunde sind gut“, bemerkte Lumière anerkennend mit einem Blick auf die zwei Dutzend leblosen Ossfhang-Körper, die im vorderen Bereich des Frachtraums lagen. Die große Frachtluke hatte sich in dem Moment, als Ninive und Lumière die Plattform erreichten, geschlossen, und keine weiteren Ossfhang kamen mehr herein. Ninive suchte die Umgebung nach Ilyena ab und fand sie schließlich in einem kleinen Schalthäuschen auf der anderen Raumseite. Offenbar hatte sie die Lukenverriegelung aktiviert und war nun vor den Bestien in Deckung gegangen.
„Ich weiß nicht, wie lange das Energiefeld noch hält“, brummte Lumière und deutete zu einer Leiter, die hinab zur Frachtfläche führte. „Wir sollten ihnen helfen.“
„Hier, dann nimmst du meine Waffe. Die Brandmunition wirkt Wunder gegen die Biester. Ich komme von hinten um die Kisten und versuche aus der Distanz das Feld zu stärken.“ Ninive drückte ihm ihre Pistole in die Hand und ging zur anderen Seite der Plattform.
„Achja, du bist ja auch so ein verdammter Klon“, knurrte Lumière, willigte aber in ihren Plan ein. Es waren noch etwa zehn Ossfhang, die Isaak, Lilian und Seamus belagert hielten. Es würde kein einfacher Kampf werden, aber er war auch nicht mehr aussichtslos.
28 | EVA
Der Regen hatte weiter zugenommen, doch immerhin hatte sie den Nebel unten am Bootsanleger zurücklassen können. In einem kleinen Laden nahe des Elbufers hatte sie sich einige notwendige Dinge besorgt, dann hatte sie dem Fluss den Rücken gekehrt und war durch einen weiten, kahlen Park hinüber zu ihrem Wohnblock gegangen. Eva hatte sich auf dem letzten Stück nicht beeilt. Sie mochte den Moment im Park bei diesem Wetter. Nach einem harten Arbeitstag freute sie sich auf nichts so sehr wie auf die Gemütlichkeit ihrer eigenen Wohnung, einen Tee gegen die Kälte und Zeit um zu lesen, zu kochen oder fernzusehen. Dabei wusste sie selbst am besten, dass sie selbst an guten Tag kaum über das Essen hinaus kam, bis sie sich wieder der Arbeit widmete.
Es lag an der Einsamkeit. Hier draußen war
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