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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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flirtete mal wieder mit dem Untergang. Nur dieses Mal würden sie ihn bekommen. Und es würde schlimmer werden, als irgendjemand vorhersagen konnte. Außer vielleicht Isaak selbst.
    Und er wusste, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb. Er warf einen letzten Blick auf die App, doch diese lieferte beim Nachladen der letzten Tweets nur noch eine Meldung zur Serverüberlastung. Isaak schaltete das Handy ab, zögerte eine Sekunde, dann holte er aus und warf es ins Hafenbecken. Er durfte nun nicht mehr abwarten, auch wenn er Angst hatte vor dem, was nun kam. Er hatte alle Schritte an diesem Tag so gut es ging geplant, aber dieser letzte entzog sich seiner Kontrolle. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm immer noch vertraute.
    Er lief durch den verwaisten Hafen flussabwärts. Hier in den äußeren Bezirken der Stadt waren die Gebiete im Laufe des Tages hastig verlassen worden. Die ersten größeren Wellen rollten bereits über die weiten Flächen unter den Verladekränen. Isaak verschwand immer wieder zwischen den großen Frachtcontainern, die lange Gassen bildeten. Er rannte fast eine halbe Stunde ohne langsamer zu werden. Seine Lungen brannten, sein Puls hämmerte heftig in seinem Körper, doch er verlangsamte seinen Schritt erst, als er den mehrere Meter hohen Sicherheitszaun erreichte, der das Hafengebiet von den kleineren Anlegern des angrenzenden Yachtclubs trennte.
    Der Strom war noch nicht ausgefallen. Ungleichmäßige Wellen von Wechselspannung brandeten auf, als Isaak sich daran machte, den Zaun hinaufzuklettern. Als er oben angekommen war und sich auf der anderen Seite an den Abstieg machte, erfasste ihn eine starke Böe, und er hielt für einen Moment inne. Sein Blick glitt das Elbufer entlang. Und in diesem Moment sah er sie. Die schmale Gestalt, die dort unten mitten im Sturm stand, die Arme fröstelnd um ihren Körper geschlungen, im Licht der letzten flackernden Laterne wartend. Er hätte sein Leben dafür gegeben, sie noch einmal zu berühren oder ihre Stimme zu hören.
    Erschrocken stellte er fest, dass er länger als beabsichtigt gewartet hatte. Er musste vom Zaun herunter, bevor die Welle ihn erreichte. Hastig kletterte er dem Boden entgegen. Er hatte sie aus den Augen verloren, und in der Ferne hörte er bereits das Rauschen der großen Welle, das in wenigen Augenblicken zum ohrenbetäubenden Vorboten dessen werden würde, was man am besten als Untergang der Welt bezeichnen konnte.
    Die Medikamente, die man Isaak in der psychiatrischen Abteilung verabreicht hatte, zirkulierten immer noch in seinem Körper und verlangsamten seine Reaktion. Er fühlte sich betäubt, seine Gliedmaßen empfanden kaum etwas. Eigentlich galt das für alles um ihn herum. Alles sah aus wie in Glas gegossen. Er hätte die Panik fühlen müssen, den Drang alles zu geben um zu ihr zu kommen, doch ein Gefühl der Leere holte ihn ein.
    Unter ihm am Fuß des Sicherheitszauns stand ein kleines Wärterhäuschen, vermutlich vom Aufsichtspersonal für den Yachthafen. Die Gegend war verwaist, doch es lief noch ein Radio. Isaak hörte die Ansage zu den 18-Uhr-Nachrichten des 11. Oktober 2015.
    „Nachrichten aus dem Inland: Hamburg und die deutsche Nordseeküste stehen vor der schwersten Flut seit Jahrzehnten. Eine Tsunamiwelle von nicht abschätzbarer Höhe trifft in diesen Minuten auf die Küste. Wie Experten des Deutschen Wetterdienstes gegenüber dem NDR erklärt haben, ist die Ursache für eine Monsterwelle in diesem Ausmaß für die Nordsee bislang völlig ungeklärt. Die Prognose, die Welle könnte durch das seichte Wattenmeer deutlich an Kraft verlieren, hat sich offiziellen Angaben zufolge nicht bestätigt. Berichte, wonach die Flut mit dem Aufkommen einer Reihe bislang nicht erklärbarer Wetterkatastrophen in diesem Jahr auf das Sangre-Phänomen zurückgeführt werden kann, werden von den offiziellen Institutionen und der Politik abgelehnt. Tausende Menschen sind unterdessen auf der Flucht ins Inland. Die Ost- und Nordfriesischen Inseln sind evakuiert und auch ganze Stadtteile von Hamburg gleichen einer Geisterstadt. Der Katastrophenschutz hat die Evakuierung der elbabwärts gelegenen Gemeinden und einiger Hamburger Stadtteile angeordnet. Es mehren sich jedoch kritische Stimmen, dass auf die vorhergesagte Bedrohung viel zu spät reagiert wurde. NDR 2 bleibt für Sie mit aktuellen Meldungen zur Lage an der Nordsee am Ball.“
    Isaak hatte innegehalten und den Nachrichten zugehört. Es klang so fern von ihm, was die Sprecherin

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