Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
Vom Netzwerk:
setzen, der wir Ihre Anfrage bereits in eigener Sache
zugeleitet haben. Mit freundlichen Grüßen, Professor Dr. Elisabeth
Wanninger-Klepsch.«
    »Wow«, murmelte Stamm. Er druckte die E-Mail aus und legte sie Hanne
Lohmeyer auf den Schreibtisch.
    »Die Räuberpistole gewinnt Konturen«, sagte er.
    »Sieht so aus«, erwiderte sie zurückhaltend. »Aber was heißt das
genau? War Dembski nicht unter den Opfern des Bergbahnunglücks, oder hat die
Gerichtsmedizin nur nicht die Benachrichtigung geschrieben?«
    »Na Ersteres natürlich«, rief Stamm, geriet dann aber doch ins
Grübeln. »Obwohl … Vielleicht hast du recht. So eindeutig ist das nicht.«
    Er ging zu seinem Platz, rief die Homepage der Gerichtsmedizin auf
und wählte die dort angegebene Telefonnummer. Er verlangte die
Institutsleiterin zu sprechen. Nach zwei Weiterleitungen hatte er sie am
Apparat.
    »Hans Stamm vom Magazin in Düsseldorf«, stellte er sich vor. »Frau
Professor Wanninger-Klepsch, vielen Dank für Ihre wirklich sehr prompte Antwort
auf meine Anfrage von heute früh. Darf ich dazu noch eine Frage stellen?«
    »Bitte«, sagte sie mit unüberhörbarem österreichisch-lang gezogenem
i.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Ihre Mitteilung richtig verstehe.
Sie sagen ja, der Brief an Frau Dembski sei eine Fälschung. Heißt das, dass
sich Ulrich Dembski nicht unter den Opfern des Bergbahnunglücks befand?«
    »Genau das heißt das«, sagte die Pathologin.
    »Und Sie sind sich da ganz sicher?«
    »Selbstverständlich. Wir haben alle einhundertfünfundfünfzig Opfer
des Unglücks im Rahmen der Obduktionen und der DNA -Analysen
zweifelsfrei identifiziert. Normalerweise geben wir keine Auskünfte über die
Identität von Opfern, aber da dieser Mann, der in Ihrem Anschreiben erwähnt
ist, nun einmal kein Opfer ist, kann ich Ihnen so viel sagen, dass er eben
nicht dabei ist.«
    »Aber dieses Schreiben sah für mich echt aus.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen. Es scheint sich tatsächlich um
unseren damaligen Briefkopf zu handeln. Ich kann mir nur vorstellen, dass sich
seinerzeit jemand Zugang zu unseren Institutsräumen verschafft und
entsprechende Schriftstücke entwendet hat. Wir werden wohl entsprechend Anzeige
erstatten, aber das wird natürlich im Sande verlaufen nach so langer Zeit.
Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass etwas ermittelt
werden könnte, wäre der Fall vermutlich verjährt.«
    Stamm bedankte sich, legte den Hörer auf, lehnte sich zurück und sah
Hanne Lohmeyer an, die erwartungsvoll vor seinem Schreibtisch stand.
    »Wie ich vermutet habe, Dembski war definitiv nicht unter den
Kaprun-Opfern. Die Pathologin sagt, alle einhundertfünfundfünfzig seien
zweifelsfrei identifiziert worden.«
    »Und die Urne?«, fragte Hanne.
    »Das wusste sie natürlich nicht. Ich soll die Polizei in Innsbruck
anrufen. Werde ich auch machen, aber es ist ja wohl klar, dass die darüber auch
nichts wissen werden. Josef Müller hat Erika Dembski vermutlich eine Vase mit
Kaminasche geschickt. Ist doch ein Hammer, oder!«
    »Absolut. Ruf trotzdem mal an, allein, um eine positive Bestätigung
zu bekommen, dass das Verschicken von Urnen per Post nicht zu den
Gepflogenheiten österreichischer Behörden gehört. Ich meine, dass die arme Frau
Dembski die ganze Story arglos geglaubt hat, kann ich ja noch nachvollziehen.
Aber was ist mit der Staatsanwaltschaft da in Mecklenburg los? Ein offizielles
Ermittlungsverfahren auf einer so löcherigen Basis einzustellen … Das ist doch
ein Skandal!«
    Stamm suchte im Internet die Seite des Landespolizeikommandos in
Innsbruck und rief die Pressestelle an. Ein Herr Wutschi nahm das Gespräch an,
der Stamms Frage nicht auf Anhieb beantworten konnte oder wollte. Er rief aber
nach zehn Minuten zurück, um Stamm mitzuteilen, dass in der Behörde kein
Todesfall Dembski aktenkundig war. Und um ihm zu versichern, dass die Asche von
Verstorbenen niemals per Post verschickt werde, nicht einmal, wenn die
Angehörigen das wünschten.
    Stamm suchte die Anrufliste seines Handys durch und wählte die
Nummer der Pressestaatsanwältin in Neubrandenburg.
    »Eichhorn.«
    »Hans Stamm vom Magazin, guten Tag, Frau Eichhorn. Sie erinnern sich
vielleicht, dass ich Sie letzte Woche angerufen hatte wegen eines Selbstmordes
in Waren. Ein junger Mann namens Rico Fenten.«
    »Ja, ich hatte die Akte herausgesucht, aber da Sie sich nicht mehr
gemeldet haben …« Sie klang genervt.
    »Nun ja, ich hatte andere Dinge zu tun.

Weitere Kostenlose Bücher