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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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Dezember 2000 fährt
Müller geschäftlich nach Salzburg und kehrt nicht mehr zurück. Stattdessen
bekommt Frau Müller eine Nachricht von der oberbayerischen Polizei, dass ihr
Mann tödlich verunglückt sei.«
    »Wieso die oberbayerische Polizei?«, hakte Hanne ein.
    Stamm winkte ab. »Klingt erst komisch, ist es aber nicht mehr, wenn
man sich die Karte der Gegend anschaut. Der kürzeste Weg von Salzburg nach
Kitzbühel führt durchs Berchtesgadener Land. Okay, dort ist also Müller auf
einer Bergstraße verunglückt, der Wagen fing Feuer, der Fahrer ist bis zur
Unkenntlichkeit verbrannt. Ein Metallköfferchen blieb aber einigermaßen
unversehrt, und dort lagen Müllers Papiere und merkwürdigerweise eine
Benachrichtigung des gerichtsmedizinischen Instituts Salzburg an Frau Dembski
in Waren, dass ihr Mann zu den Opfern der Bergbahnkatastrophe von Kaprun
gehört. Beziehungsweise, nicht eine Benachrichtigung, sondern gleich vier
Kopien. Das Unglück ist kurz zuvor passiert, und allem Anschein nach war
Dembski in der Bahn. Also erst mal finde ich schon diese Konzentration von
tödlichen Unfällen … na ja, irgendwie auffällig. Dann frage ich mich, wie
Müller an die Benachrichtigung für Frau Dembski kommt. Ich habe übrigens mit
ihr gesprochen, sie hat die Nachricht tatsächlich bekommen, Müller hatte also
wirklich Kopien bei sich. Dabei fand ich aber noch etwas komisch. Sie sagt, man
habe ihr eine Urne mit der Asche ihres Mannes per Post zugeschickt. Ich weiß
nicht, macht man das so?«
    »Tja, keine Ahnung«, erwiderte Hanne. »Ich hab zum Glück noch nie
eine behördliche Nachricht über einen Verstorbenen bekommen, geschweige denn
eine Urne. Erscheint mir jetzt auch nicht sehr pietätvoll. Aber worauf willst
du hinaus?«
    »Ich weiß nicht, irgendwie stinkt die Sache. Also dass in dem
Autowrack ein Toter war, ist schon klar. Aber war es wirklich Müller? Was
wollte er mit der Benachrichtigung über Dembskis Tod in der Bergbahn? Die haben
damals keine DNA -Analyse durchgeführt, weil sie
keinen Zweifel an der Identität des Fahrers hatten.«
    »Wer sollte es sonst sein?«
    »Das ist die Frage. Im Moment überlege ich, ob es vielleicht Dembski
gewesen sein könnte. Ich meine, diese Geschichte mit dem Bergbahnunglück ist
schon ein wenig komisch. Ich weiß auch von Frau Müller, dass ihr Mann Angst vor
Dembski hatte. Aber je länger ich überlege, desto mehr komme ich zu dem
Schluss, dass er noch vor irgendwas anderem Angst hatte. Fängt ja schon bei der
Flucht an. Wäre er wegen Dembski abgehauen, hätte er sich kaum in dessen
Wohnung einquartiert. Frau Müller kennt den Grund für die Flucht nicht. Sagt
sie jedenfalls. Sie vermutet aber, dass sich ihr Mann von Dembski auch bedroht
fühlte, warum auch immer. Das muss nicht einmal was mit unserem Fall zu tun
haben. Wahrscheinlich haben die beiden so viele krumme Dinger gedreht, dass es
da so eine Art Grundmisstrauen gab. Meine Arbeitshypothese ist im Moment, dass
Müller das Bergbahnunglück ausgenutzt hat, um sich einerseits Dembskis zu
entledigen und gleichzeitig auf Nimmerwiedersehen selbst abzutauchen, um auch
der anderen Bedrohung zu entgehen.«
    Hanne überlegte eine Weile. Schließlich sagte sie. »Klingt ziemlich
verrückt. Aber nicht unlogisch. Ich hätte trotzdem drei Einwände vorzubringen.«
    »Dafür frage ich dich ja.«
    »Erstens: Das ganze Szenario ist irgendwie arg kompliziert und abenteuerlich.
Zweitens: Was soll das für eine andere Bedrohung für Müller gewesen sein?
Drittens: Nach aktueller Faktenlage ist Dembski in der Bergbahn ums Leben
gekommen. Außer einer vagen Spekulation spricht nichts dagegen.«
    Stamm nickte. »Drei wichtige Punkte. Lass mal überlegen. Erstens:
Nun gut, kompliziert ist es schon, aber die Jungs von der KoKo waren es
gewohnt, verquere Aktionen durchzuziehen. Zweitens: Müller hat immerhin einen
Jungen an den Galgen gebracht. Da sind ja schon die Eltern …«
    »Ist der Vater des Jungen nicht Pfarrer?«
    »Okay, ich will ihm ja nichts unterstellen, entscheidend ist ja
eher, ob sich Müller, vielleicht wegen seines schlechten Gewissens, bedroht
gefühlt haben könnte. Okay, mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein, wir können
es vorläufig auch nicht klären. Aber der dritte Punkt, da könnte es einen
Ansatz geben.«
    »Wollte ich gerade sagen. Es müsste sich doch herausfinden lassen,
ob Dembski tatsächlich unter den Opfern des Bergbahnunglücks war. Sollte das
nicht der Fall sein, kann man ja weitersehen. Schick

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