Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
es wäre auch noch etwas Fleischkonserve da, aber die könnten sie ihm nicht geben, weil die eben bis zum nächsten Markttag reichen muß. Und dann sind sie zu Bett gegangen.«
»Und wie nun der Bauer draußen ist, da stupst sie den, also da stupst die Frau den Wanderer in die Seite und sagt: Na …«
»Keine Spur! Aber keine Spur! Walter, das ist doch falsch! Sie sagt doch nicht: Na …!«
»Natürlich sagt sie: Na …! Was soll sie denn sagen?«
Sie sagt: Jetzt wäre so eine Gelegenheit …«
»Sie sagt im Gegenteil: Na … und stupst den Wandersmann in die Seite …«
»Du verdirbst aber wirklich jeden Witz, Walter!«
»Das ist großartig! Ich verderbe jeden Witz? Du verdirbst jeden Witz – ich verderbe doch nicht jeden Witz! Da sagt die Frau …«
»Jetzt laß mich mal den Witz erzählen! Du verkorkst ja die Pointe …!«
»Also jetzt mach mich nicht böse, Trude! Wenn ich einen Witz anfange, will ich ihn auch zu Ende erzählen …«
»Du hast ihn ja gar nicht angefangen … ich habe ihn angefangen!« – »Das ist ganz egal – jedenfalls will ich die Geschichte zu Ende erzählen; denn du kannst keine Geschichten erzählen, wenigstens nicht richtig!« – »Und ich erzähle eben meine Geschichten nach meiner Art und nicht nach deiner, und wenn es dir nicht paßt, dann mußt du eben nicht zuhören …!« – »Ich will auch gar nicht zuhören … ich will sie zu Ende erzählen – und zwar so, daß Herr Panter einen Genuß von der Geschichte hat!« – »Wenn du vielleicht glaubst, daß es ein Genuß ist, dir zuzuhören …« – »Trude!« – »Nun sagen Sie, Herr Panter – ist das auszuhalten! Und so nervös ist er schon die ganze Woche … ich habe …« – »Du bist …« – »Deine Unbeherrschtheit …« – »Gleich wird sie sagen: Komplexe! Deine Mutter nennt das einfach schlechte Erziehung …« – »Meine Kinderstube …!« – »Wer hat denn die Sache beim Anwalt rückgängig gemacht? Wer denn? Ich vielleicht? Du! Du hast gebeten, daß die Scheidung nicht …« – »Lüge!« – Bumm: Türgeknall rechts. Bumm: Türgeknall links.
Jetzt sitze ich da mit dem halben Witz.
Was hat der Mann zu der jungen Bauersfrau gesagt?
Peter Panter ( 1931 )
Schlecht erzählte Witze, wie sie Torberg gnadenlos bei Salcia Landmann aufgespürt hat, finden sich auch in anderen Witzsammlungen zuhauf. So in Ben Eliezer Die besten jüdischen Witze der Welt .
Ein katholischer und ein anglikanischer Geistlicher und ein Rabbi diskutieren, wie jeder das von der Gemeinde gesammelte Geld verteilt, was sie für sich behalten und was sie – als sogenannten Gottesanteil – den Armen geben.
Der Katholik erklärt: »Ich zeichne ein Quadrat auf den Boden und werfe das Geld in die Luft: Und was im Quadrat landet, ist für mich, was außerhalb liegt, ist Gottes Anteil.«
Der Reverend erzählt, er male einen Kreis und werfe den Ertrag gegen die Wand. Was neben den Kreis falle, bleibe ihm, was im Kreise sei, gehöre den Armen als Gottes Anteil.
»Ich male weder Kreise noch Quadrate«, sagt der Rabbiner, »ich schleudere die Kollekte in die Luft. Was Gott als seinen Anteil will, behält er. Alles, was auf den Boden fällt, gehört mir.«
An dem Witz ist in dieser Version so gut wie alles kaputt. Eigentlich müsste der Witz etwa so erzählt werden:
Ein protestantischer, ein katholischer und ein mosaischer Geistlicher unterhalten sich darüber, wie sie es mit der Kollekte halten. Sagt der evangelische: »Also, ich zeichne ein Quadrat von einem Meter in zehn Metern Entfernung auf den Boden und werfe das Geld dorthin. Was im Quadrat landet, ist für Gott, was außerhalb fällt, ist für mich.«
Der katholische Geistliche sagt: »Ich mache das ganz ähnlich. Nur male ich einen Kreis von fünfzig Zentimeter Durchmesser in zwanzig Metern Entfernung. Was in den Kreis fällt, gehört Gott, das andere ist für mich.«
»Ihr habt überhaupt kein Gottvertrauen«, sagt darauf der Rabbi. »Ich werfe das ganze Geld in die Luft und sage: ›Behalte, was du brauchst, Gott.‹«
Friedrich Torberg weiß auch, dass es beim Witzeerzählen auf den Witz des Erzählers und gleichermaßen auf den Witz des Zuhörers ankommt. Er verbessert:
»In Salcia Landmanns Buch steht auch die klassische Geschichte von den vier verschiedenen Reaktionen, die einem jüdischen Witz seitens verschiedener Hörertypen begegnen:
seitens des Bauern, der dreimal lacht (wenn man ihm den Witz
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