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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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Trotzdem gibt es im Zusammenhang mit dieser Trauer auch Witze. So zum Beispiel den Witz von Moische, dem seine Frau gestorben ist.
     
    Die Trauerfeier findet im Haus statt, die ganze Familie ist versammelt. Irgendwann ist Moische verschwunden, die Familie sucht ihn und findet ihn, wie man damals erzählt hätte, in einer verfänglichen Situation mit dem Dienstmädchen. Vielleicht hätte man auch gesagt: in einer zweideutigen oder gar eindeutigen Situation. Der älteste Sohn ruft:
    »Schande über dich! Deine Frau ist gestorben, und du vergnügst dich hier mit dem Dienstmädchen.«
    Dann sagt sein Bruder: »Was hast du zu sagen zu deiner Entschuldigung?« Darauf guckt Moische sie traurig und verzweifelt an, hebt die Arme zum Himmel und sagt:
    »Weiß ich, was ich tue in meinem Schmerz?«
     
    Ein Mann steht klagend am Grab seiner Frau und ruft:
    »Sarah, warum hast du mich so plötzlich verlassen! Ach, könntest du noch einen Tag zu mir zurückkommen!« In dem Moment rührt sich ein Maulwurf am Grab und wirft einen Hügel auf. Erschrocken ruft der Witwer:
    »Ich hab doch nur Spaß gemacht!«
     
    Ein anderer Mann steht am Grab und weint und sagt: »Warum bist du so früh gestorben? Warum hast du uns verlassen?« Da kommt ein anderer vorbei und sagt anteilnehmend:
    »Sie haben wohl Ihre Frau verloren? Mein Beileid.«
    »Nein!«, ruft der Jude. »Hier liegt ihr erster Ehemann!«
     
    Schließlich noch einen vom Aufstieg zum Reichtum und was dann alles dazugehört.
     
    Bei einem Spaziergang mit seiner Frau trifft Löwi eine gut aussehende junge Frau, begrüßt sie herzlich, ist sehr vertraut mir ihr und sagt:
    »Bis morgen, meine Schöne.« Die beiden gehen weiter, die Frau fragt:
    »Wer war denn das?« Darauf sagt er: »Das war meine Mätresse. Es geht uns jetzt so gut, dass ich mir eine Mätresse leisten kann und muss.«
    Eine Woche später sind sie bei einem Freund eingeladen zu einer Soiree. Der Mann empfängt die Gäste mit seiner Ehefrau, darauf sagt Löwi zu seiner Frau:
    »Siehst du, die junge Frau in der Ecke im Gespräch? Das ist seine Mätresse.« Darauf seine Frau stolz:
    »Also, unsere gefällt mir viel besser!«
     
    Die Juden behielten in der Fremde streng die religiösen Bräuche bei, weil sie sich durch sie definierten. Von den Schriftgelehrten, deren Pflicht es war, sich jahrelang mit talmudischer Kasuistik zu beschäftigen, stammen die Treffsicherheit und Hintergründigkeit, das Um-die-Ecke-Denken und die komische Wirkung vieler dieser Witze. Gegen die Strenge der dogmatischen Talmud-Gelehrsamkeit entstand um die Mitte des 18 . Jahrhunderts im Milieu der ostjüdischen Gemeinden die Bewegung des Chassidismus. Die Rabbis, um die sich die Chassiden scharten, leisteten dem Wunderglauben des einfachen Volkes Vorschub und nutzten ihn pfiffig zu ihrem eigenen Vorteil aus. Auch um Nihilismus und Glauben, zwischen weltlicher Vernunft und gläubiger Verzweiflung kreisen diese Witze:
     
    Cheskel Herz, ein russischer Nihilist, wird zum Tode verurteilt. Kurz vor der Exekution tritt der Rabbiner in seine Zelle.
    »Ich komme zu euch«, spricht der, »um euch das Wort Gottes zu verkünden.«
    Darauf Herz: »Dazu brauch ich gerade Sie! In einer halben Stunde spreche ich mit Ihrem Chef persönlich!«
     
    Nach einem Schiffbruch sitzen zwei Juden im Rettungsboot.
    »Großer Gott«, betet der eine, »wenn du uns mit dem Leben davonkommen lässt, will ich die Hälfte meines Vermögens für einen guten Zweck hergeben.«
    Sie rudern den ganzen Tag und die ganze Nacht. Weit und breit ist kein Schiff zu sehen.
    »Herr«, steigert sich der Jude, »wenn du uns aus unserer Not errettest, opfere ich dir zwei Drittel meines Vermögens.«
    Am dritten Tag scheint die Lage der Schiffbrüchigen noch trostloser.
    »Herr im Himmel«, betet der Jude wieder, »wenn wir durch deine Hilfe aus diesem Schlamassel herauskommen …«
    »Halt!«, unterbricht ihn der andere. »Hör auf mit den Angeboten. Land in Sicht!«
     
    Ein Chassid brüstet sich mit seinem Rabbi:
    »Glaubt mir, Gott selber spricht jeden Freitagabend mit ihm!«
    »Woher weißt du das?«, fragt einer zweifelnd.
    »Er hat es mir selbst erzählt.«
    »Vielleicht hat er gelogen?«
    »Was fallt dir ein!«, entrüstet sich der Chassid. »Wird Gott mit einem Lügner reden?«
     
    Auch der nächste Witz handelt vom Wunderglauben.
     
    Ein Chassid erzählt:
    »Die meisten Wundertaten der Rabbis kennt man nur vom Hörensagen. Ich aber kann euch von einem Wunder erzählen, das ich

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