Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
sagt er gerade, »werfe den ersten Stein.«
Daraufhin bleibt die Menge stumm und untätig, nur aus einer Richtung fliegt ein Stein. Jesus schaut auf dieStelle, von wo der Stein geworfen wurde, und sagt dann:
»Mama, du nervst!«
Zu der Muttergeschichte passt auch die Anekdote um Egon Erwin Kisch, den legendären »rasenden Reporter«:
Der Erste Weltkrieg ist zu Ende, Revolution in Wien. Kisch gehört zu den Roten Garden, die die alte Ordnung stürzen. Er gehört zur Gruppe, die ins Kriegsministerium eindringt und die dortigen Beamten verhaftet. Sein Bruder ist hoher Beamter im Kriegsministerium. Er betritt dessen Büro und ruft:
»Im Namen der Revolution, du bist verhaftet!«
Sein Bruder antwortet:
»Gut, Egon, ich füge mich der Gewalt. Aber ich werd’s heut Abend der Mama sagen.«
Der ungeheuren Fürsorge und Liebe der jüdischen Mutter entspricht auch ihr fordernder Anspruch auf Gegenliebe. Sie gibt viel, wenn nicht alles, und fordert dafür auch viel. Es ist schwer, es ihr recht zu machen.
Eine jüdische Mama hat ihrem Sohn zu Weihnachten zwei Krawatten geschenkt, eine rot-blau gestreifte und eine rot-weiß gepunktete. Als er sie kurz darauf mit der rot-weiß gepunkteten besucht, sagt sie:
»Die andere hat dir wohl nicht gefallen.«
Natürlich kannten die Erwartungen, die jüdische Mütter an ihre Söhne stellten, keine Grenzen:
»Wie alt sind denn Ihre Söhne, Frau Cohen?«
»Der Arzt ist fünf, der Rechtsanwalt drei.«
Ein ähnlich enges Mutter-Sohn-Verhältnis wie zwischen der »jiddischen Mame« und ihrem Sohn gibt es auch in der italienischen Familie. Hier ein Witz zum Thema:
Jesus muss ein Italiener gewesen sein.
Warum?
Er lebte noch mit über dreißig Jahren zu Hause, und er glaubte, dasss seine Mutter eine Heilige und Jungfrau ist.
Und sie hielt ihn für Gott.
DER FREUD’SCHE VERSPRECHER
Menschen versprechen sich, weil sie über die Sprache stolpern, über schwere Wörter, über Zungenbrecher. Der oscarprämierte Film The King’s Speech zeigt einen sprachgestörten Menschen, der das Reden lernen muss, weil Reden für ihn extrem wichtig ist – es handelt sich schließlich um George VI ., König von England. Er kann mithilfe eines Sprachlehrers von seinem Stottern befreit werden.
Lispeln und Stottern sind wohl die häufigsten Sprachfehler. Sicher haben beide oft Ursachen, die in der Psyche zu suchen sind.
Es gibt die Geschichte von dem Stotterer, der von Frankfurt nach München umzieht. Eines Tages hat er folgende Konversation mit einem Freund:
»Wie lange bist du jetzt eigentlich schon in München?«
»Ein halbes Jahr.«
»Warst du denn schon in der Pinakothek?«
»Na-na-nein«, sagt der Stotterer. »Je-je-jedes Mal, wenn ich nach ihr frage, schicken mich die Leute zur nächsten Toilette.«
Ein anderer Stottererwitz handelt von der Tücke des falschen Helfers.
Ein Mann stürmt in höchster Eile in den Berliner Hauptbahnhof.
»Von welchem Gleis fährt der Zug nach Cottbus?«, fragt er atemlos einen Passanten. Worauf der antwortet:
»B-B-B-Berlin ha-ha-hat v-v-vier Millionen Einwohner. U-u-u-und ausgerechnet mi-mi-mi-mich m-m-mü-müssen Sie fragen! W-w-wenn Sie s-s-s-sich beeilen, s-s-s-sehen se ihn n-n-noch v-v-von Gl-Gl-Gleis d-drei verschwinden.«
Stottern heilt man in Sprachschulen, wo Sprachlehrer die Sprachbehinderten über einen schweren Parcours von Sprachhindernissen jagen. So wie Magath seine Fußballer mit Medizinbällen auf hohen Treppengeländern trainiert.
Ein Stotterer kommt nach einem halben Jahr von einer solchen Sprachschule, worauf ihn sein Freund fragt: »Na, wie geht’s denn jetzt mit dem Sprechen?«
Darauf der Stotterer fließend: »Fischers Fritz fischt frische Fische.«
Da sagt der andere: »Na großartig, wie flüssig du sprichst!«
Darauf der Stotterer: »B-b-b-bloß p-p-passt’s nicht immer.«
Anders ist es mit dem Zungenbrecher des Cottbuser Postkutschers, der den Postkutschwagen putzt und eigentlich ein Verwandter des Wiesels aus dem Morgenstern-Gedicht ist, das sich im Bachgeriesel spiegelt. Worauf Morgenstern auf die Zeile »Wißt ihr weshalb?« antwortet: »Das raffinierte Tier tat’s um des Reimes willen.« So verdankt der Cottbuser Postkutscher seine Existenz nur seiner zungenbrecherischen Sprachherkunft. Aber in Cottbus rennen historisch maskierte Postkutscher herum, friderizianisch gewandet, mit Dreispitz und blauem Frack, und kurbeln nicht nur die Sprachgewandtheit,
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