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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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selbst miterlebt habe: Eines Tages sah unser Rabbi im Haustor gegenüber einen jüdischen Jungen Schweinespeck kauen. Er war so erzürnt über diese Sünde, dass er sich hinreißen ließ und ausrief:
    ›Das Haus soll über dem Frevler zusammenbrechen! ‹
    Doch rasch besann er sich in seinem Zorn und rief:
    ›Halt! Um der Gerechten willen, die vielleicht in dem Haus wohnen, soll es stehen bleiben! ‹
    Und was soll ich euch sagen: Das Haus blieb stehen.«
     
    Ein Wunderrabbi erzählt seinen Schülern folgende Legende:
    »Eine arme Mutter setzte ihr Kind im Walde aus, denn sie hatte kein Geld, es zu ernähren. Ein Köhler hörte das verlassene Kind wimmern, eilte herbei und wollte ihm helfen. Aber, schade, er konnte es nicht, denn er war selbst so arm, dass er kaum etwas zu essen hatte.
    Da geschah das Wunder. Gott ließ ihm Milchbrüste wachsen. Der Köhler nahm das Kind, legte es an die Brust und stillte es.«
    »Rebbe«, wendet einer der Schüler ein, »die Geschichte verstehe ich nicht. Wenn Gott schon Wunder tun kann, wozu braucht er so eine ausgefallene Sache wie Frauenbrüste bei einem Mann? Warum legt er nicht einfach einen Beutel mit Geldstücken neben das Kind? Da hätte der Köhler Milch kaufen und das Kind ohne Brüste ernähren können.«
    »Falsch«, entgegnet der Rabbi, »überleg doch mal: Wenn Gott ein Wunder tun und dem Mann Brüste wachsen lassen kann, wozu soll er dann bares Geld ausgeben?«
     
    Es gibt die Geschichte von Friedrich dem Großen (und Freud erzählt sie in seiner Witzanalyse), der von einem Wunderpriester in Schlesien gehört hatte, dem der Ruf vorausging, er könne Geister beschwören. Er schickte nach dem Mann und empfing ihn mit der Frage:
    »Er kann Geister beschwören?«
    Der Wundergeistliche antwortete:
    »Zu Befehl, Majestät! Ich kann’s. Aber sie kommen nicht.«
     
    Und zum Schluss noch die Geschichte von dem großen Rabbi N., der im Tempel in Krakau sitzt und mit seinen Schülern betet. Plötzlich stößt er einen Schrei aus. Und als ihn die Schüler ängstlich fragen, was denn passiert sei, ruft er aus:
    »Gott sei’s geklagt, aber gerade in diesem Augenblick ist der große Rabbi L. in Lemberg gestorben.«
    Alle zusammen beginnen ein Trauergebet für den großen Toten in Lemberg.
    In den nächsten Tagen kommen Reisende von Lemberg in Krakau an, und die Schüler fragen sie, wie der Rabbi in Lemberg gestorben sei und was ihm denn gefehlt habe. Die aus Lemberg Zugereisten schütteln den Kopf:
    »Ihm fehlt doch gar nichts. Er erfreut sich bester Gesundheit.«
    Schließlich stellt sich heraus, dass der Rabbi L. in Lemberg überhaupt nicht gestorben ist, als Rabbi N. ihn telepathisch beim Sterben gesehen haben will. Einer der Fremden nutzt die Gelegenheit und ruft den Krakauer Schülern des Rabbi N. zu:
    »Euer Rabbi hat sich ganz schön zum Narren gemacht, als er den Rabbi L. in Lemberg beim Sterben gesehen haben will.«
    »Das macht keinen Unterschied«, erwidert einer der Schüler. »Du magst sagen, was du willst, aber der Weitblick von Krakau nach Lemberg war dennoch ein großartiges Wunder!«
     
    Dieser Weitblick heißt im Jiddischen der »Kück«, vom deutschen »Gucken«. Und alle Wunderrabbis, die in die Ferne gucken, haben diesen »Kück«, auch wenn er manchmal danebengeht.
     
    Über Fisch und Fleisch, koscher und nicht koscher, gibt es viele Witze. Kohn im Restaurant:
     
    »Ober, geben Sie mir von dem Fisch.«
    Darauf der Ober: »Verzeihung, mein Herr, das ist Schinken.«
    »Hab ich Sie gefragt, wie er heißt, der Fisch?«
     
    Man kann natürlich auch, wie viele dieser Witze beweisen, mit Gott rechnen und rechten.
     
    Der Kantor der Gemeinde will seine Tochter verheiraten und bittet den Rabbi und den Gemeinderat um drei Jahresgehälter Vorschuss. Die halten das für riskant – vielleicht stirbt ja der Kantor vorher.
    »Lasst es doch drauf ankommen«, bittet der Kantor, »vielleicht habt ihr Glück, und ich lebe dann noch. Und sollte ich wirklich vor den nächsten drei Jahren sterben – nu, dann hab halt ich Glück gehabt.«
     
    Eine ungeheure Rolle in der jüdischen Familie spielt das Verhältnis der jüdischen Jungen zur Mama. Ähnlich wie in der traditionellen katholischen Kirche Italiens ist sie in einer Macho-Religion, die an einen allmächtigen Gottvater glaubt, das eigentliche und geheime Zentrum der Familie, deren Kommandogewalt.
     
    Jesus trifft in der folgenden Szene die Ehebrecherin, die er vor der Volkswut rettet.
    »Wer ohne Schuld ist«,

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