Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
Hut? Eine Million kleine Schweine!«
»Ja, ja«, nickt sein Kollege zustimmend und sagt: »Der Alte ist wohl schon ziemlich schwerhörig. Oder glaubst du, dass ich mir einen dreißig Zentimeter großen Simmel gewünscht habe?!«
Ich habe diesen Witz einmal auf dem gemeinsamen Abend mit Eckart von Hirschhausen erzählt. Er mochte ihn gar nicht. Weil er so veraltet (wegen Simmel) ist. Und so voraussehbar.
Ich finde, genau das macht seinen surrealen Charme aus, der die erwünschte Verlängerung der Manneskraft im Witz durch die putzige, fast surreale Albernheit des Witzes erträglich macht, ja mitten in dem Potenzgedröhne männlicher Witze so etwas wie Leichtigkeit schafft und einen Monty-Python-Charme, wenn man sich den geplagten Zauberer vorstellt, wie er tapfer mit seiner Schwerhörigkeit kämpft. Oder anders gesagt: Ich mag den Witz und erzähle ihn nach wie vor. Auch weil er in mir (Simmel begann seine Erfolgsreihe 1960 ) die Erinnerung an das rauschend klägliche Büroweihnachtsfest in The Apartment hervorruft (der Film ist auch von 1960 ) und an viele eigene Betriebsweihnachtsfeiern in jenen Jahren, auf denen leider kein dreißig Zentimeter großer Simmel mitfeierte.
Die nächsten zwei Wunsch-Witze erzähle ich in je zwei Versionen, weil die Pointen auf verschiedene Weise gleich und auf gleiche Weise verschieden sind – und weil sich dadurch etwas übers Witzeerzählen erzählen lässt.
Der erste Witz ist ein Ehepaar-Witz, genauer ein Witz, den Männer gern über Ehefrauen erzählen, aber der Ehemann, von dem hier erzählt wird, ist, anders als andere Ehemänner, geradezu rührend von seiner Frau, ihrem Aussehen und ihren Chancen überzeugt, er spottet also nicht, trotz seiner vermutlichen Glatze und seines vermutlich dicken Bauchs, über ihr Aussehen, wie es der folgende tut, den ich hier rasch einschiebe.
Der Ehemann kommt spät nach Hause, will sich ins Haus schleichen, ist aber so ungeschickt, dass er polternd etwas umschmeißt. Es ist zwei Uhr vierzig. Die Ehefrau erscheint (früher mit Lockenwicklern, heute ohne Lockenwickler) in der Schlafzimmertür. Er erschrickt. Darauf entwickelt sich folgender Dialog:
Sie: »Was machst du für ein Gesicht?«
Er: »Du, wenn ich Gesichter machen könnte, hätte ich dir längst ein anderes gemacht.«
Punkt. Ende. Aus.
Nein, von dieser Ehemannbrutalität ist die Geschichte weit entfernt. Sie erzählt scheinbar deren Gegenteil. Aber nur scheinbar. Sie ist also hinterlistig und heimtückisch, während sie so lammfromm daherkommt.
Ein Mann fährt im Dunkeln, es regnet, über eine kurvige Landstraße im Harz oder im Schwarzwald. Plötzlich erfassen seine Scheinwerfer einen Frosch, der an die andere Straßenseite will. Der Mann bremst. Der hüpfende Frosch ist gerettet.
Er hüpft also ans Fenster und sagt, als der Mann seine Seite öffnet:
»Ich danke dir, weil du so tapfer für mich gebremst hast. Ich will dir zur Belohnung auch einen Wunsch erfüllen.«
Darauf sagt der Fahrer, indem er sein Fenster weiter öffnet:
»Ich habe eigentlich nur einen kleinen, bescheidenen Wunsch. Ich habe einen Hund. Den mag ich sehr. Und ich möchte, dass der an einer Pudelschau teilnimmt. An einem Hundewettbewerb. Er muss nicht gewinnen. Dabei sein ist alles.«
Dann hebt er den Hund dem Frosch entgegen. Der sieht, dass der Hund ein blindes Auge hat, ein Schlappohr, ein räudiges Fell, außerdem fehlt ihm ein Bein. Der Frosch schaut den Hund an, den Mann, dann sagt er:
»Du, diesen Wunsch kann ich dir unmöglich erfüllen. Es ist zu schwer. Das schaffe selbst ich nicht. Hast du nicht einen anderen, einen zweiten Wunsch?«
Der Mann überlegt kurz, nickt dann und sagt: »Hinten im Auto sitzt meine Frau. Ich hätte so gern, dass sie an einer Misswahl teilnimmt. An irgendeiner. Es muss nicht Deutschland sucht das Supermodel sein. Gar nicht. Dabei sein wäre für sie und mich alles.«
Der Frosch richtet seine Taschenlampe auf die Frau auf dem Rücksitz. Schaut sie lange an. Zögert dann. Und sagt:
»Darf ich den Hund noch mal sehen?«
Der Witz ist schön, schon allein, weil Frösche in Witzen und bei regnerischer Nacht eine Taschenlampe bei sich führen.
Nun die Version Nummer zwei:
Ein Mann, ein Auto, es regnet, Nacht. Eine bergige Straße. Ein Frosch. Der Mann bremst. Alles wie gehabt. Der Frosch bedankt sich. Der Mann darf sich was wünschen.
Von nun an variiert der Witz:
Der Mann, ein begeisterter Rallyefahrer, sagt:
»Ich wünsche mir,
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