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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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fragt ihn mit errötendem Blick: »Bist du der Frosch, der sich in einen Prinzen verwandelt, wenn man ihn küsst?«
»Na, dös is mei Bruader! Mir musst scho einen blasen!«
     
    Da gilt es, dem Mädchen zu sagen: Sei kein Frosch! Und da wir schon einmal dabei sind, sei hier kurz Désirée Nick zitiert: »Diemeisten Frauen kriegen von neuen Schuhen Blasen. Bei mir ist es umgekehrt.«
    Wahrscheinlich sagen ihr die Männer vorher: Sei kein Frosch!
AUF DEN HUND GEKOMMEN
    Ist das ein Hundewitz? Die beiden, Herr und Hund, sind offenbar finanziell auf den Hund gekommen. Die Geschichte geht so:
     
    Ein Mann kommt mit seinem Hund in eine New Yorker Bar. Dort gesteht er dem Barmann, dass er Durst, aber kein Geld hat. Dafür aber einen Hund, der sprechen kann. Der Barmann zuckt die Achseln. »Ach wissen Sie, sprechende Hunde!« Er macht eine wegwerfende Handbewegung.
»Geben Sie mir eine Chance! Mein Hund spricht, und Sie spendieren mir einen doppelten Manhattan!«
Der Barkeeper zuckt die Achseln. »Legen Sie schon los«, sagt er.
Darauf der Mann zu seinem Hund in bestem Amerikanisch: »What is on the top of a house?«
Der Hund schaut ihn an und antwortet: »Ruff!« Das klingt wie »Roof«, und das ist die richtige Antwort, denn an der Spitze des Hauses ist das Dach.
»Ruff! Ruff«, äfft der Barmann ärgerlich den Hund nach. »Jeder Hund macht ›Ruff‹. Hören Sie auf! Dafür gibt’s keinen Drink.«
»Bitte geben Sie mir noch eine Chance«, sagt der Mann und nimmt das Schweigen des Barkeepers für einEinverständnis. Also fragt er den Hund: »If your skin is wet and you don’t dry it, it gets …?«
»Raff«, kläfft der Hund. Und es ist die richtige Antwort, denn eine Haut, die man nicht trocknet, wenn sie nass ist, wird rau, also »rough«.
Der Barkeeper schüttelt leicht angemistet den Kopf. »Ruff! Raff! Das soll Sprechen sein? Das ist Bellen. Das kann jeder Hund. Ziehen Sie mit Ihrem Köter Leine!«
»Bitte! Ich habe Durst! Noch eine letzte Chance! Bitte.«
»Okay«, seufzt der Barkeeper. »Okay. Aber dann ist Sense. Danach ist wirklich Schluss!«
Der Mann stellt schnell seine Frage an seinen Hund. Eine hochgestochene Frage. Intellektuell anspruchsvoll. »Listen, Harro!«, sagt er zu dem Hund. »Who is the most famous chorus composer of the twentieth century?«
Der Hund antwortet schnell und präzise: »Orff«, gurgelt es aus ihm heraus.
Der Barkeeper ist jetzt ernsthaft verärgert. »Ruff! Raff! Orff! Ich hab die Schnauze voll von Ihrem Hund und dessen Gebelle. Ruff! Raff! Orff! Raus mit euch beiden! Ihr Hund bellt wie jeder Hund.«
Die beiden ziehen kleinlaut ab, mit eingezogenen Schultern. Als sie vor der Tür sind, sagt der Hund leise zu seinem Herrchen: »Should I’ve better said Strawinsky?« Hätte ich vielleicht eher Strawinsky antworten sollen?
     
    Der Witz hat Atmosphäre, durch ihn kringeln sich der Durst des Herrchens und die Langeweile eines Vorabends in einer Bar, wo die Flaschen mit den begehrten Getränken hinterm Tresen im Dämmer stehen. Zum Greifen nahe und für den nicht zu kriegen, der kein Geld hat. Aber hat er nicht einen Hund, der nichtnur über Sprache, sondern auch über Bildung verfügt, ein intellektuelles Unikat von Hund? Ist der Witz nicht in Wahrheit eine traurige Geschichte vom verkannten Genie? Vom Künstler, der sich unter Wert verkauft, der von seinem Impresario, von seinem Manager falsch präsentiert wird. Einem Impresario, der sowieso nur an seinen eigenen Vorteil, an seine Bedürfnisse denkt, statt für seinen Hund wenigstens eine Wurst zu besorgen.
    Mich jedenfalls erinnert die Geschichte an die von Beethovens verkannter Putzfrau, die der verärgerte Maestro, der oft aufgrund seiner Trunksucht und Krankheit schlecht gelaunt ist und seine Putzfrau ob der Unordnung in seiner Wohnung (er war wieder einmal kurz vorher umgezogen) anschnauzt und rausschmeißen will:
     
    »Ich habe nichts von Ihnen! Nichts! Keinerlei Nutzen und Vorteile für meine Arbeit.«
»Nichts von mir? Dass ich nicht lache!«, antwortet sie empört und lacht: »Ha, ha, ha, haah! Ha, ha, ha, haah!« – (G G G Es!) das Schicksalsmotiv, den heroischen Anfangsakkord der Fünften.
     
    Doch zurück zu den Hunden.
     
    Wieder sind es durstige Männer, die mit ihren Kötern spazieren gehen. In New York, am Strand. Sie sind lange gelaufen und haben Durst. Weit und breit kein Gasthaus in Sicht. Sie traben immer weiter. Endlich sehen sie eine Kneipe, gehen darauf zu. Sehen ein Schild: Hunde verboten! So ein Pech.

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