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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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hier.
     
    Auch hier wieder reißt sich die Sprache von der Leine, hechelt von der Dressur zurück in die freie Natur, wie in dem Witz von den drei Hunden in der Tierarztpraxis.
     
    Sitzen drei Hunde in der Tierarztpraxis. Ein Blindenhund, ein Bernhardiner und ein Boxer.
    »Warum bist du hier?«, fragen sie den Blindenhund.
    »Ach«, sagt der, »neulich führe ich mein blindes Herrchen auf der Straße, auf einmal sehe ich auf der anderen Seite eine hinreißend rassige Hündin, sodass ich mich nicht halten kann. Ich stürze also blindlings über die Straße, um zu ihr zu kommen, reiße mein Herrchen mit – und das wird von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Jetzt«, fährt der Blindenhund traurig fort, »soll ich eingeschläfert werden.«
    »Ja«, sagt der Bernhardiner. »Auch mich hat es überkommen. Ich bin mit meinem Fässchen Benediktiner um den Hals im Gebirge, um einen im Schnee Verschütteten zu retten. Unterwegs überkommt mich der Durst, ich trinke das Fässchen leer – und der halb Erfrorene ist ohne die Hilfe des rettenden Getränks ganz erfroren. Jetzt geht es mir wie dir, auch ich soll eingeschläfert werden.«
Der Boxer erzählt: »Neulich bin ich mit meiner Herrin allein zu Hause. Da überkommt mich meine Natur. Und besinnungslos vor Lust hechelnd, bespringe ich meine überraschte Herrin.«
»Und jetzt sollst auch du eingeschläfert werden?«
»Nein«, sagt der Boxer, »ich bin nur zur Pediküre meiner Krallen hier.«
     
    So wird durch die »Pediküre« der bedrohliche Ausbruch der Natur gleich wieder haustierhaft gezähmt.
    Nicht nur Hunde, sondern vor allem Vögel können im Witz sprechen. In Märchen und Sagen hört man vor allem die Vögel Geheimes verraten, so wird Siegfried auch von einem Vogel geraten, im Drachenblut zu baden, damit er unverwundbar werde. Nicht zufällig ist der Heilige Geist eine Taube, die sich auf Maria senkt, als der Erzengel Gabriel ihr prophezeit, dass sie etwas Heiliges empfangen werde.
    Als ich Jahre später eine Laudatio auf Vicco von Bülow zu halten hatte – er bekam in München den Erich-Kästner-Preis –, habe ich die Geschichte aus Frank Elstners Wetten, dass..? -Sendung erzählt, als Beispiel für unfreiwillige Pannen bei Loriots Benimmregel-Humor in den verklemmten Fünfzigerjahren, als der Moderator Angst vor dem Plural von Vogel hatte und immer von »gefiederten Freunden« sprach.
     
    Ruft der Kuckuck zum Hai: »Hi!«
Ruft der Hai zurück: »Kuckuck!«
     
    Im Witz gibt es das Einfachste, Kindischste und das Elaborierteste.
    Eine Frage in Zeiten der Love-Parades und Christopher Street Days:
     
    Was ist schrill, hat neun Tentakeln und schwimmt im Ozean?
Antwort: Ein Tuntenfisch.
     
    Und eine triste, traurige, unauffällige tierische Alternative:
     
    Was ist grau, unscheinbar und stapft durch den Urwald?
Ein Irelefant!
     
    Aua!, kann man da nur sagen. Oder schreibt man das: Irelevant?
     
    Doch noch einmal zurück zu den Vögeln, zu den »gefiederten Freunden«. Wilhelm Busch, der Großvater und Großmeister des deutschen Humors, der eigentliche Erfinder des Comics (also der lustigen Bildgeschichte), hat sich als Dichter sehr ernsthaft mit lustigen Dingen auseinandergesetzt, besonders in der Gedichtesammlung Kritik des Herzens ( 1874 ), aber auch in den Gesammelten Werken ( 1923 ) und den Gedichten Zu guter Letzt ( 1904 ). Seinen Gedichten, die oft sehr komisch, noch öfter sehr tiefsinnig und immer humorvoll sind, war sehr zur Kränkung des Autors, der lieber ein großer Dichter als ein Bestseller und Publikumsliebling der Bildergeschichten sein wollte – so sind Künstler, sie verkennen sich selbst! –, kein allzu großer Erfolg beschieden. Umso »nachhaltiger«, um ein Modewort zu benutzen, sind sie heute.
    Doch nun zu seinen Vogelgedichten: Das erste handelt vom Galgenhumor, von dem es heißt, »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, was zeitgemäß variiert bedeutet: »Tumor ist, wenn man trotzdem lacht«. So wie »Hunger ist der beste Koch« in der zeitgemäßen Travestie zu »Hummer ist der beste Koch« wird. Jedenfalls nicht Humor!
     
    Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir,

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