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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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schnellen Zügen die Fenster nicht mehr öffnen kann, wer weiß. Vielleicht auch, weil sie auf dem Feld der surrealen Witze gefallen sind, die einst mit der abstrakten Malerei gemeinsam blühten. Mag sein. Hier ein Witz, der aus zwei Beispielen besteht respektive zwei Pointen hat.
     
    In einem Zugabteil sieht ein Mann, wie ein Reisender, der kurz vorher zugestiegen war, seinen Koffer aus dem Netz holt, ihn öffnet, ihm eine Tüte entnimmt, den Koffer wieder schließt und ins Gepäcknetz hochhievt. Dann zieht er das Fenster runter, öffnet die Tüte und streut mit der rechten Hand Pulver aus dem Fenster.
Der Mitreisende schaut ihm erstaunt bis entgeistert zu: »Was machen Sie denn da?«
Der Streuende: »Ich streue ein Pulver aus dem Fenster.«
Der andere: »Wozu das?«
Der Tütenmann: »Es ist gut gegen Löwen!«
Der andere (der Zug fährt gerade durchs schottische Hochland): »Aber hier gibt’s doch gar keine Löwen!«
Der Löwenbekämpfer: »Das macht nichts. Ist auch nicht das richtige Pulver!«
     
    Der gleiche Zug, die gleichen Reisenden, die gleiche Tüte. Wieder staunt der eine, dass der andere das Abteilfenster runterzieht und Pulver aus dem Fenster streut. Wieder fragt der eine: »Was machen Sie denn da?«
    Wieder bekommt er die Antwort, das Pulver sei gut gegen Löwen. Wieder sagt der andere verblüfft: »Aber hier gibt’s doch gar keine Löwen!«
Diesmal antwortet der Löwenbändiger stolz:
»Da können Sie mal sehen, wie das Pulver schon gewirkt hat!«
     
    Oder er könnte auch antworten und tat es, wenn so mancher damals anderen den Witz erzählte:
     
    »Da können Sie mal sehen, wie das Pulver wirkt.«
     
    Das Pulver ist mit den Löwen aus den Highlands verschwunden und hat die Witze mit verschwinden lassen. Vielleicht auch deshalb, weil sich die Reiseabenteuer in neue Regionen erweitert haben. Wir werden darauf zurückkommen.
    Hier aber mache ich schon einmal einen Abstecher, nach Kanada zum Beispiel, wo es nicht nur all die schönen rot-schwarz karierten Holzfällerhemden gab (die gerade, wir schreiben den Sommer 2011 , wieder, wenn auch bunter gemustert, in Mode sind). Und der Witz spielt ohne Löwen und ohne Bären, und gefällt wird der schier unendliche kanadische Nutzwald von den tüchtigen Holzfällern.
     
    Bewerbungsbüro am Rande der kanadischen Wälder. Unter den kräftigen, baumstarken Kerlen steht auch ein eher schmächtiges kleines Männlein, die Axt geschultert auf seinen schmalen Schultern.
»Was wollen Sie denn hier?«, fragt der zuständige Förster den Schmächtling.
»Ich bin Holzfäller«, antwortet der.
Der Forstbeamte sagt: »Entschuldigung, dass ich da lache.«
Das Kerlchen: »Darf ich Ihnen eine Probe meiner Arbeit geben?«
Er darf. Die beiden gehen zu einem nahe gelegenen Waldstück.
»Nun legen Sie mal los! Zeigen Sie, was Sie können!«
Der Kleine legt die Axt an und schlägt blitzschnell mit gezielten, kräftigen Hieben los. Die Bäume fallen zuhauf.
Der Förster staunt nicht schlecht. »Das ist ja fantastisch!«, sagt er. »Wo haben Sie denn bisher gearbeitet?«
»In der Sahara.«
»In der Sahara?«, fragt der Förster. »Da gibt’s doch gar keine Bäume.«
»Jetzt nicht mehr«, sagt der kleine Mann stolz.
     
    An dieser Stelle drängt sich wieder ein Löwe in die Szenerie, diesmal wirklich in Afrika, und er ist der bedrohliche Gegner in einer Abenteuergeschichte. Diese wird auf einer Party erzählt, wie das so üblich ist, wenn man von Ferien und Abenteuerreisen zurückkehrt und mit Freunden, Bekannten und Verwandten Erlebnisse austauscht. Früher hieß das Jägerlatein und gehörte zur eisernen Ration der Witzeerzähler bei Schrot und Korn am Kamin. Man saß zwischen den Geweihen der Hirsche und auf dem Fell des Löwen, das man laut Sprichwort bekanntlich nicht verteilen darf, bevor man den Löwen erlegt hat.
    »Wer wen?« So hießen sehr frei nach Lenin solche Jagdgeschichten, und der folgende Erzähler, der weder ein Nimrod noch ein Hemingway war, berichtet von einer Löwenjagd, bei der er der Gejagte ist.
     
    »Ich bin von meiner Reisegruppe abgekommen«, erzählt der Mann. »Es ist glühend heiß, ich halte Ausschau nach den anderen, als ich plötzlich sehe, wie ein Löwe aus dem Nichts auftaucht. Er hat mich offenkundig gewittert, als Beute, und hält in weiten Sätzen auf mich zu. Ich laufe entsetzt weg, die Angst gibt mir ungeahnte Kräfte, ich laufe ja um mein Leben. Trotzdem kommt der Löwe näher und näher. Ich blicke mich verzweifelt im Laufen nach

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