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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Militärfahrzeuge unterwegs.« Sie nippte an ihrem Drink. »Am besten fahren wir Sie so weit wie möglich nach Süden, ins Delta hinein. Von dort aus wird Sie ein einheimischer Fischer mit seinem Boot durch die Sümpfe und Flussarme ins Hinterland bringen. Ich habe den Mann bereits kontaktiert.«
    »Ist das überhaupt praktikabel?«, fragte Bond.
    »Im Grunde gibt es keine Frontlinie. Außerdem werden ständig Nahrungsmittel und anderer Nachschub nach Dahum geschmuggelt. Die Wasserläufe, Bäche und Flussarme bilden ein einziges riesiges Labyrinth, das man nicht überschauen kann. Darum zieht sich der Krieg so lange hin.«
    »Wer fährt mich in den Süden? Christmas?«
    Blessing sah ihn lächelnd an. »Ich hatte eher an mich gedacht. Ich spreche Lowele, und Sie werden ohnehin einen Dolmetscher brauchen. Falls man uns unterwegs anhält, wirkt es so glaubwürdiger.«
    »Hört sich gut an«, sagte Bond, der sich merkwürdigerweise erleichtert fühlte. »Wie lange werden wir bis zum Delta brauchen?«
    »Wir müssen über Nebenstraßen fahren, uns allmählich in den Süden schlängeln. Ich rechne mit zwei bis drei Tagen Fahrt. Zwei Übernachtungen.«
    Bond rührte die Eiswürfel in seinem Whiskyglas um, während er Blessing zuhörte, und genoss es, dass sie ihn unter ihre Fittiche nahm. Sie würden in kleinen Rasthäusern nächtigen und sich dann mit dem Fischer in Verbindung setzen, der Bond sicher nach Dahum geleiten und nach getaner Arbeit großzügig entlohnt werden sollte. Unterdessen würde Blessing nach Sinsikrou zurückfahren und warten, bis er sich bei ihr meldete.
    »Oder auch nicht«, sagte Bond. »Vielleicht muss ich mir für die Rückreise einen anderen Weg suchen.«
    »Natürlich. Das hängt von der Sachlage ab.«
    »Wann geht’s los?«
    »Das liegt ganz bei Ihnen«, sagte Blessing.
    »Lassen Sie uns nicht lange fackeln. Morgen?«
    »Kein Problem. Ich bereite gleich morgen früh alles vor. Kommen Sie einfach ins Büro, und dann fahren wir«, sagte sie. »Wenn ich Ihnen noch einen Tipp geben darf: Nehmen Sie nur das Nötigste mit, höchstens eine kleine Reisetasche oder einen Rucksack. Kann sein, dass Sie ein gutes Stück laufen müssen, wenn Sie in Dahum sind.«
    Daran hatte Bond gerade gedacht, und sein Herz schlug höher, wie immer, wenn der Einsatz unmittelbar bevorstand und die sichere Bequemlichkeit des alltäglichen Lebens wie weggewischt sein würde. Er klappte sein Etui auf – leer. Als sie das sah, zog Blessing ihr Päckchen Tuskers aus der Handtasche.
    »Jetzt müssen Sie’s wie die Einheimischen halten«, sagte sie und hielt ihm das Päckchen hin. Er nahm sich eine Zigarette.
    »Sie sind doch Bond?«, lallte hinter ihm ein Engländer.
    Er drehte sich um. Ein betrunkener Weißer stand etwas schwankend da. Er trug einen zerknitterten hellblauen Drillichanzug mit dunkelblauen Schweißflecken, die sich unter den Achseln ausbreiteten. Sein ebenso verschwitztes, hängebäckiges Gesicht war rot angelaufen. Bond erkannte ihn wieder – er war einer der Journalisten, die bei der Pressekonferenz eine Frage gestellt hatten.
    »Ja«, sagte Bond kurz angebunden. Er wollte dieser Begegnung möglichst bald ein Ende setzen. Sofort.
    »Geoffrey Letham, Daily Mail «, stellte sich der Mann vor. »Sie arbeiten für die APL , stimmt’s? Als ich Sie heute Morgen sah, hab ich gleich in der Akkreditierungsliste nachgeschaut. Wollte wissen, wem das neue Gesicht gehört.« Letham beugte sich vor, und Bond konnte den sauren Bierdunst riechen. »Kennen Sie den alten Thierry? Thierry Duhamel?«
    »Ich arbeite von London aus«, sagte Bond aus dem Stegreif. »Nicht in Paris.«
    »Aber Thierry sitzt doch in Genf. Im Stammhaus. Jeder bei der APL kennt Thierry. Er ist eine gottverdammte Legende.«
    »Ich bin gerade erst eingestiegen. Die letzten Jahre habe ich in Australien verbracht. Reuters«, erklärte Bond in der Hoffnung, diesem Mann endlich das Maul zu stopfen. Blessing streckte ihm ihr Feuerzeug entgegen und schnippte es an, als wollte sie dem Gespräch damit ein Ende bereiten. Bond drehte Letham den Rücken zu und zündete seine Zigarette an. Als er sich zurücklehnen und genüsslich ausatmen wollte, stellte er fest, dass Letham immer noch dastand. Er stierte Blessing lüstern an, wie in Trance.
    »Holla, holla, holla, wen haben wir denn da?«, nuschelte er mit einem betont anzüglichen Grinsen und wandte sich Bond zu: »Hübsches kleines Ding. Geben Sie Bescheid, wenn Sie mit ihr durch sind, Kumpel.«
    Bond konnte

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