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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Hotelzimmer überlegte er sich dann genau, was er einpacken wollte. Für die Reise würde er eine olivgrüne Safarijacke, Kakihosen und Desert Boots aus Wildleder tragen. Er steckte drei dunkelblaue, kurzärmelige Aertex-Hemden in die Zanzari-Tasche, drei Unterhosen und drei Paar Strümpfe, eine Pappröhre mit einem eingerollten Panamahut, seine Malariatabletten und den schweinsledernen Kulturbeutel. Es kam ihm seltsam und etwas verstörend vor, keine Waffe bei sich zu haben: Er fühlte sich eigenartig nackt, fast mutwillig verwundbar. Die anderen Sachen blieben in seinem Koffer, er würde ihn in Blessings Büro deponieren und sie könnte ihn gelegentlich nach London schicken. Mit leichtem Gepäck reist es sich wohl am besten, dachte er, und das galt auch für Waffen. Und so würde er sich eben mit einer Dose Körperpuder und einem bisschen Aftershave durch das Kriegsgebiet kämpfen.
    Bond ging mit dem Koffer und seiner neuen Reisetasche zur Rezeption, um auszuchecken und seine Rechnung zu begleichen. Danach begab er sich, einer spontanen Eingebung folgend, zur Bar und kaufte eine Flasche Johnnie Walker – aus rein medizinischen Gründen. Man konnte nie wissen.
    Christmas setzte Bond vor den OG -Geschäftsräumen ab, wo er Blessing mit einem Eimer schwarzer Farbe auf dem Dach eines cremefarbenen Austin 1100 vorfand. Darauf pinselte sie das Wort »Presse« in gut fünfzig Zentimeter großen Buchstaben. Als Bond um den Wagen herumging, stellte er fest, dass sowohl das Heckfenster als auch die Windschutzscheibe auf der Beifahrerseite mit demselben Wort versehen waren, nur bestanden die Lettern aus weißem Klebeband.
    »Stand denn kein besseres Auto zu Verfügung?«, fragte Bond. Der Austin taugte in seinen Augen höchstens für eine Mutter, die ihre Kinder von der Schule abholen oder einen Großeinkauf tätigen wollte.
    »Es ist genau das Richtige«, sagte Blessing und stieg vom Autodach. »Bloß nichts Protziges – wir wollen schließlich nicht auffallen.«
    Bond half ihr dabei, zwei Benzinkanister, zwei Ersatzreifen und einen Plastikbehälter mit fünfzig Liter Wasser in den Kofferraum zu laden. Dann nahmen sie Abschied von Christmas, der während ihrer Abwesenheit das Büro hüten würde, und fuhren los. Blessing übernahm als Erste das Steuer.
    Sie gab Bond eine Karte von Zanzarim, auf der ihre gewundene Route nach Süden eingezeichnet war. Er sah, dass sie scheinbar wahllos über Dörfer und Kleinstädte fahren würden, immer ein gutes Stück von der länderübergreifenden Hauptverkehrsstraße entfernt. Sobald sie die Außenbezirke von Sinsikrou passiert hatten, fuhren sie auf die Landstraße. Bond blickte aus dem Fenster auf das staubige Buschland, das zähe Savannengras, das gelegentlich von Bäumen durchbrochen wurde. Unterwegs verdichtete sich die Vegetation jedoch zunehmend, bis nur noch Wald zu sehen war. Die Straßen, die sie benutzten, waren zwar alle geteert, aber voller halsbrecherisch tiefer Schlaglöcher. Sie fuhren durch Weiler und Dörfer, die aus Lehmhütten mit Stroh- oder rostigen Wellblechdächern bestanden. Dort fanden sich überall kleine Ansammlungen von wackligen Straßenständen, an denen Bananen, Paprika, Kassawa und diverse Früchte feilgeboten wurden. Beim Anblick von Bonds weißem Gesicht, das im Vorbeifahren im Autofenster aufblitzte, reagierten die Dorfbewohner mit aufgeregtem oder höhnischem Johlen. Vielleicht brüllten sie auch nur, damit Bond und Blessing anhielten und ihnen etwas abkauften. Bond spürte, wie er allmählich vom wahren Afrika eingehüllt wurde, und erkannte, dass Sinsikrou nichts mit jenem Zanzarim gemein hatte, das sie gerade bereisten. Es gab nicht viel Verkehr, außer ihnen nur uralte Lkws und Busse und gelegentlich ein Fahrrad oder Muliwagen.
    Sie kamen gut voran und machten mittags in einer etwas größeren Stadt namens Oguado Rast, wo sie in einem Straßenimbiss Erfrischung suchten. Bond bestellte ein Green Star und für Blessing eine Fanta, und sie aßen dazu eine Art herzhaftes Gebäck, das dago-dago genannt wurde, wie Blessing ihm erklärte. Rein äußerlich wirkte es eher fade – wie ein beiger Donut ohne Loch, dachte Bond – , aber es entpuppte sich als überraschend würzig und wohlschmeckend.
    Danach übernahm er das Steuer und sie fuhren weiterhin durch Wälder voller Gestrüpp, bis sie irgendwann eine ausgedehnte Kakaoplantage erreichten, die zu durchqueren eine halbe Stunde dauerte. Es war heiß, und im Dunst nahm der Himmel eine milchweiße Farbe

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