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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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anzusprechen – die Tische standen so eng beisammen, dass andere leicht etwas aufschnappen oder sie belauschen konnten. Blessing legte ihm ihre Sicht des Bürgerkriegs und seiner Hintergründe dar. Als Halb-Lowele war sie der Meinung, dass die Fakassa-Junta, die die Ablösung betrieben hatte, vollkommen verrückt sein musste. Was hatten die Herren denn erwartet? Dass der Rest des Landes das tatenlos hinnehmen würde? Die drohende Verarmung zulassen würde? Die britische Regierung habe immerhin schnell gehandelt. Hätte sie sich nicht umgehend auf die Seite Zanzarims geschlagen und sich rundheraus geweigert, die neue Republik anzuerkennen, wäre die De-facto-Existenz von Dahum womöglich schon ausgemachte Sache. Die Regierung Ihrer Majestät zeichnete sich in der Regel nicht durch Schnelligkeit aus, dachte Bond – es ging ihr ganz bestimmt nicht nur darum, internationales Recht zu wahren.
    »Möchten Sie ein Dessert?«, fragte er und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ein anständiger Drink wäre mir lieber, wo auch immer.«
    »Ausgezeichnete Idee, Ogilvy-Grant. Gehen wir ins Excelsior.«
    Während Blessing sie beide zum Hotel fuhr, blickte Bond aus dem Fenster und ließ das nächtliche Sinsikrou an sich vorbeiziehen – ein grelles Spektakel: Aus fast jedem Haus drang plärrende Highlife-Musik, überall prangten bunte Neonröhren, offenbar die bevorzugte Lichtquelle. Hunde, Ziegen und Hühner suchten im Rinnstein nach Leckerbissen, nackte Kinder standen im Türrahmen und starrten fasziniert auf die vorüberfahrenden Autos, Soldaten auf Ausgang stolzierten mit ihren Kalaschnikows und Selbstladegewehren über der Schulter durch die Menge. Und jedes Mal, wenn sie an einer Ampel hielten oder die kriechende Autoschlange sie zum Schritttempo nötigte, tauchten an ihren Fenstern Straßenhändler auf, die ihnen Kämme und Kugelschreiber, Staublappen und billige Uhren andrehen wollten.
    In der Excelsior-Bar herrschte erstaunlich viel Betrieb.
    »Sie findet großen Anklang, erst recht, seit der Krieg begonnen hat«, erklärte Blessing, die im hinteren Barbereich einen freien Tisch entdeckt hatte. Bond bestellte einen Gin Tonic für Blessing und für sich einen großen Whisky Soda.
    Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, und die kühle Luft war eine Wohltat nach der feuchtheißen, lauten Nacht, die draußen herrschte. Nicht, dass es hier wirklich leiser wäre, dachte Bond, während er sich unauffällig umsah. Viele weiße Männer, davon einige in verschiedenen Uniformen, nur wenige Zanzaris.
    »Wer sind diese Männer?«, fragte Bond und zeigte auf die Weißen in Uniform.
    »Piloten – sie fliegen die MiGs. Ostdeutsche, Polen, ein paar Ägypter. Dafür bekommen sie tausend Dollar am Tag – bar auf die Hand. Bei den Ladys stehen sie hoch im Kurs.«
    Bond waren die Prostituierten schon aufgefallen. Sie saßen an der Bar oder stöckelten lasziv inmitten der vollbesetzten Tische umher. Schöne schwarze Frauen mit Afro-Perücken, die amerikanischen Popstars nacheiferten, dachte Bond, als eine von ihnen seinen Blick auffing und ihn mit langen roten Krallen zu sich winkte.
    Das Stimmengewirr um sie herum war laut und schon etwas rau – überall wurde kräftig gebechert. Es roch nach hartem Alkohol und billigem Parfum, der Duft von Sex und Abenteuer hing in der Luft. Diese Atmosphäre grenzgängerischen Leichtsinns hatte einen Reiz, der Bond durchaus vertraut war. Die Piloten hatten tagsüber Bomben und Napalm auf Dahum abgeworfen. Kein Wunder, dass sie abends in der Excelsior-Bar Ablenkung suchten.
    Bond sah die Männer prüfend an. Ehemalige Luftwaffenpiloten aus dem Ostblock, alle ältere Semester – pensioniert, kaltgestellt, ausbezahlt – , die sich nun als Söldner in einem dreckigen kleinen afrikanischen Krieg eine goldene Nase verdienten … tausend Dollar am Tag – nach drei Monaten konnte man sich eine mehrjährige Auszeit gönnen, in der Heimat ein Haus bauen lassen, sich ein schickes ausländisches Auto kaufen.
    Bond bestellte beim nächstbesten Kellner eine weitere Runde, beugte sich über den Tisch und sagte leise zu Blessing: »Bei diesem Krach können wir uns ganz unbesorgt unterhalten. Was haben Sie nun mit mir vor?«
    »Als ich letzte Woche hörte, dass Sie kommen, habe ich gleich eine kleine Erkundungstour unternommen«, antwortete sie. »Man gelangt nur über den Landweg nach Dahum, besser gesagt erst über Land und dann übers Wasser. Die Hauptstraße können wir vergessen – da sind pausenlos

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