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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Blessing die Kränkung ansehen. Heißer Zorn stieg in ihm auf.
    »Schicken Sie sie einfach ins Zimmer Nr. 203, wenn Sie fertig sind«, fügte Letham aus dem Mundwinkel hinzu. »Diese Zanzari-Miezen kriegen den Hals nicht voll.«
    Bond stand auf, bevor Blessing etwas entgegnen konnte.
    »Ich würde unsere kleine Unterhaltung gern draußen fortsetzen«, sagte Bond und legte seine Zigarette am Rand des Aschenbechers ab. Dann packte er Letham am Ellbogen, um ihn durch die überfüllte Bar zum Ausgang zu steuern. »So von Mann zu Mann, wissen Sie«, flüsterte Bond ihm vertraulich ins Ohr.
    »Schon kapiert, alter Freund. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, vor allem, wenn es um die Weiber geht.«
    Sie traten aus einer Seitentür in die warme dunkle Nacht, die von Grillengezirpe erfüllt war. Bond führte Letham zu den Mülltonnen und Stapeln von leeren Kisten am Hinterausgang.
    »Sie ist doch nicht so teuer, oder?«, fragte Letham. »Diesen Zanzari-Nutten zahle ich höchstens zehn Dollar.«
    Bond drehte sich um und versetzte ihm mit aller Wucht einen Schlag in die Magengrube. Letham fiel mit einem dumpfen Laut auf den Hosenboden und japste nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Dann erbrach er sich ausgiebig, wobei die ganze Bescherung in seinem Schoß landete, und lehnte sich schließlich keuchend und wimmernd gegen die Wand.
    »Benehmen Sie sich gefälligst«, sagte Bond, obwohl Letham gar nicht hinhörte. »Und reden Sie nie wieder in diesem Ton mit unbescholtenen jungen Damen.«
    Bond lief um das Gebäude herum zum Haupteingang und sprach in der Lobby einen Portier an.
    »Im Hof liegt ein betrunkener Engländer, dem schlecht geworden ist. Hinter der Bar.« Bond zeigte die Richtung an. »Am besten schüttet man ihm ein paar Eimer Wasser über den Kopf.« Er drückte dem Portier einen Schein in die Hand.
    Der Mann lächelte beflissen. »Wird gemacht, Sah«, sagte er und eilte davon.
    Bond kehrte in die lärmende Bar und an Blessings Tisch zurück, nachdem er unterwegs noch einen Whisky geordert hatte.
    »Was passiert ist, tut mir leid«, sagte Bond. »Aber er kann uns nicht mehr stören – es geht ihm nicht so gut.«
    »Mein Ritter ohne Furcht und Tadel«, antwortete Blessing. »Haben Sie ihn Mores gelehrt?«
    »Und wie.« Bond trank seinen Whisky in einem Zug aus. »Ich kann diese Typen nicht leiden – der reinste Abschaum. Man muss ihnen ab und zu eine Lektion erteilen. Wollen wir gehen? Wir haben morgen noch eine Menge vor.«
    Er brachte sie schweigend zu ihrem Wagen. Das Adrenalinhoch ließ nach, und er musste über die Vorstellung lächeln, dass Letham nun eimerweise begossen wurde. Inzwischen wehte eine frische Brise, und ein dicker gelber Mond war über dem Gebäudekomplex am Pool aufgegangen.
    Bond hatte das Bedürfnis, das Schweigen zu brechen. Er zeigte auf den Mond. »Irgendwie ist es nicht mehr dasselbe. Seit wir dort oben waren. Das Geheimnis ist weg.«
    »Das sehe ich anders«, sagte sie. »Dadurch haben wir einen stärkeren Bezug – jetzt ist er für uns mehr als ein ferner Himmelskörper.«
    » La lune ne garde aucune rancune «, zitierte Bond.
    »Von wem ist das?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich hab’s in der Schule gelernt.«
    »Ihre Aussprache ist wirklich gut«, sagte Blessing.
    »Ich habe den Großteil meiner Kindheit in der Schweiz verbracht.«
    »Das ist Geheimsache, Commander Bond.«
    Als sie beim Auto waren, sagte Blessing, während sie die Fahrertür aufschloss: »Sie hätten das nicht tun müssen. Mit diesen Widerlingen werde ich schon selbst fertig.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber ich weiß es durchaus zu schätzen. Danke.«
    »Ich bin sicher, dass Sie mit solchen Kerlen spielend leicht fertig werden – aber er ist mir nun mal auf die Nerven gegangen.«
    Sie blickten sich an.
    »Gute Nacht, James«, sagte sie und stieg ein.
    »Wir sehen uns morgen in Ihrem Büro.« Bond machte die Tür für sie zu. »Schlag neun Uhr.«

7. Unterwegs
    Nach dem Frühstück – einem halben Liter frischgepressten Orangensaft und Rührei mit Speck und frittierten Kochbananen – begutachtete Bond das Angebot der Straßenhändler vor dem Hoteleingang und kaufte nach dem üblichen Gefeilsche eine Reisetasche aus schwarzem Leder. An der Seite prangte die Fahne von Zanzari, fünf Streifen in Rot, Weiß, Gelb, Schwarz und Grün. Die Tasche war ungefüttert und roch stark nach erst kürzlich gesalzenem Leder. Die Griffe waren so lang, dass er sie gegebenenfalls auch als Schultertasche tragen konnte.
    In seinem

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