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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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frittierter Kassawa. Auf das Dessert – Sagopudding mit Himbeergelee – verzichtete Bond lieber und bestellte sich noch einen Whisky. Ihm wurde bewusst, dass sie gut acht Stunden Fahrt hinter sich hatten, er war sehr müde.
    Blessing erging es nicht anders, wie er ihrem breiten Gähnen entnehmen konnte, und so beschlossen sie beide, dass es an der Zeit war, schlafen zu gehen. Als sie oben waren, sagte Blessing: »Wir sollten morgen bei Tagesanbruch losfahren. Ich klopfe dann an Ihre Tür.«
    »Gut«, sagte Bond und widerstand der Versuchung, ihr einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. »Bis morgen.«
    Als er unter dem Gazezelt seines Moskitonetzes lag, lauschte er den nächtlichen Geräuschen jenseits der geschlossenen Fensterläden – den unermüdlichen Grillen, jauchzenden Eulen, rülpsenden Kröten und kläffenden Pariahunden in den Vororten von Kolo-Ade. Nur noch eine Tagesfahrt, nur noch eine Übernachtung in einem Rasthaus, bevor man ihn in das schrumpfende Herzland von Dahum einschleusen würde. Er spürte nicht bloß das Prickeln steigenden Adrenalins, sondern hatte auch, was bei ihm selten vorkam, eine ungute Vorahnung. Die Fahrt durch das öde Landesinnere hatte ihm die Probleme vergegenwärtigt, die vor ihm lagen, die schier unlösbare Aufgabe. Je primitiver und urwüchsiger seine Umgebung wurde, desto dürftiger und unwirksamer erschienen ihm die Fähigkeiten und Stärken, über die er verfügen mochte. Was hatte Afrika nur an sich, das einen derart entmachtete? Er wälzte sich auf die andere Seite und klopfte das harte Kapok-Kissen zurecht – warum gemahnte dieser Kontinent den Menschen stets an seine Unzulänglichkeit?
    Als Blessing an seine Tür klopfte, war es noch dunkel. Nach dem Frühstück, das aus einem Becher camp coffee mit etwas Toast und Marmelade bestand, fuhren sie los. Die Luft war noch herrlich frisch und das Licht schimmerte inzwischen wie Perlmutt. Am Morgen kamen sie zügig voran, doch just als sie eine Mittagspause in Erwägung zogen, stießen sie auf ihre erste Straßensperre. Zu beiden Seiten des gepanzerten Truppentransporters, der quer auf der Straße parkte, standen rund zwei Dutzend Wagen Schlange. Ein halbes Dutzend Soldaten im vertrauten Uniform-Mix prüften gemächlich Personalausweise und durchsuchten die Habseligkeiten der schicksalsergebenen Autofahrer.
    Ein junger Offizier schlenderte zu ihnen, vom selbsternannten »Presseauto« angezogen. Er wirkte gepflegter als die anderen Soldaten und trug ein Blouson und eine Hose mit Splittertarnmuster sowie ein moosgrünes Barett.
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte Blessing und stieg aus. Bond hörte sie mit dem Offizier auf Lowele sprechen. Ab und zu deutete sie auf ihn, offensichtlich gab er das Gesprächsthema ab. Anschließend kehrte sie mit dem Soldaten zum Wagen zurück. Der Offizier lächelte Bond durch das Fenster an. Bond erwiderte das Lächeln.
    »Guten Morgen, Hauptmann«, sagte er, den jungen Mann zwei Dienstgrade höher befördernd.
    »Schön, dass ich helfen konnte, Sir.« Er salutierte knapp.
    Blessing stieg wieder ein, startete den Motor und wendete in drei Zügen, so dass sie auf den Weg zurückfuhren, den sie hergekommen waren.
    »Sonst müssten wir den halben Tag hier verbringen«, erklärte sie. »Ich habe ihm gesagt, dass Sie ein Interview mit Generalmajor Basanjo – dem Oberbefehlshaber der Zanza-Streitkräfte – führen wollen und spät dran sind. Der Offizier meinte, wir führen in die falsche Richtung.« Sie warf Bond einen Blick zu und grinste. »Plan B?«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, sagte Bond, insgeheim beeindruckt von Blessings Improvisationstalent. Er versuchte, die Anflüge von Erregung zu ignorieren, die ihr Anblick plötzlich bei ihm auslöste, wenn sich die Muskeln ihrer schlanken braunen Arme beim Lenken spannten, ihr Hals vor Schweiß glänzte, das enge T-S hirt ihre Figur betonte. Denk an die Arbeit, ermahnte er sich.
    An der nächsten Abzweigung bogen sie ab und fuhren nach Osten zur länderübergreifenden Hauptstraße. Als sie diese erreichten, kamen sie etwa eine Stunde lang nur langsam voran, weil man sie ständig zur Seite winkte, um Militärfahrzeugen Vorfahrt zu gewähren. Während einer dieser Zwangspausen zählte Bond bei einem Konvoi über vierzig Armeelastwagen voller Soldaten. Später passierten sie fünf Transportfahrzeuge, die nagelneue Centurion -Kampfpanzer geladen hatten. Ein MiG -Geschwader mit etlichen Napalm-Kanistern knatterte im Tiefflug vorbei, teilte die Luft mit

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