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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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das Innenministerium den Presseleuten zur Verfügung stellte. Mit Ausnahme von Breadalbane, der sich deswegen schämte und grämte. Die Aufpasser dienten auch als Chauffeure und folgten einem auf Schritt und Tritt.
    Sunday war Anfang zwanzig, klein und muskelbepackt, von heiterem Wesen und zwangloser Art, und lächelte unablässig. Er fuhr einen großen, kirschroten Peugeot 404, der schon ziemlich ramponiert war. Ein Vorderlicht fehlte und eine Reihe von Einschusslöchern zierte die linke Seite.
    »Das waren die MiGs«, erklärte Sunday. Dann lachte er. »Mich haben sie aber nicht erwischt.«
    Auf dem Tagesplan stand zunächst das Innenministerium, das in einem ehemaligen Gemeindehaus mit Schachbrettfassade untergebracht war. In der Eingangshalle standen lauter leere Pinnwände. Bond hatte einen Termin mit der Innenministerin höchstselbst, einer gutaussehenden, ernsthaften Fakassa namens Abigail Kross, die nach der Unabhängigkeit die erste Frau gewesen war, die in Zanzarim jemals das Richteramt bekleidete. Ihr Bruder war der Verteidigungsminister von Dahum, und Bond konnte sich im Lauf ihres Gesprächs ein klares Bild von der unverbrüchlichen Loyalität machen, die die Stammesmitglieder untereinander verband – sie schien ihm viel stärker zu sein als vergleichbare Bindungen im Westen.
    Abigail Kross lächelte ihn an.
    »Ich verlasse mich darauf, Mr Bond, dass Sie der französischen Öffentlichkeit unsere schreckliche Lage begreiflich machen. Würde die französische Regierung unsere Republik offiziell anerkennen, könnte sich alles schlagartig bessern. Ich weiß, dass man in Frankreich schon ganz nah dran war – vielleicht genügt ja ein letzter kleiner Schubs … «
    Bond verhielt sich diplomatisch. »Ich werde auf jeden Fall über das berichten, was ich sehe – und bisher bin ich von Ihren Errungenschaften sehr beeindruckt.«
    »Sie werden heute einiges mehr zu sehen bekommen. Unsere Schulen, unseren Zivilschutz, unser Bürgerwehrtraining.« Abigail Kross warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. »Es geht nicht um Öldiebstahl, Mr Bond. Hier ringt ein neues Land um eine selbstbestimmte Zukunft.«
    Und so führte ihn Sunday anschließend pflichteifrig zu einer Schule, zum Zentralkrankenhaus, zur Kaserne und zu einer Feuerwache, zu Kellerbunkern und landwirtschaftlichen Modellproduktionen. Bond bekam Werkstätten präsentiert, in denen Schmiede Autowracks zu Krankenhausbetten und Büromöbeln umarbeiteten. Er interessierte sich jedoch mehr für die aufstrebende Rüstungsindustrie, die ihre Handgranaten und Tretminen aus den alltäglichsten Materialien herstellte. Am Ende seiner Besichtigungstour war Bond erschöpft. Er hatte gewissenhaft mitgeschrieben – um seiner Rolle als Journalist gerecht zu werden – , aber allem haftete etwas Verzweifeltes an, das ihn deprimierte. Dieses Land – falls man es überhaupt als Land bezeichnen konnte – kämpfte mit letzter Kraft um seine Existenz und konnte dafür nur auf Improvisationstalent und Einfallsreichtum zurückgreifen. Doch Bond hatte das massive Aufgebot der Gegenseite mit eigenen Augen gesehen, er wusste, dass Dahum auf verlorenem Posten stand. Wie sollte man mit einer Handgranate, die aus Resten einer alten Nähmaschine und eines Rasenmähers bestand, einen Centurion-Panzer aufhalten oder sich gegen einen Kanister Napalm, von einer MiG im Tiefflug abgeworfen, zur Wehr setzen?
    »Ich möchte ins Hauptquartier zurück«, sagte Bond zu seinem Begleiter, nachdem er eine halbe Stunde lang Schulkindern mit adretter Uniform und hölzernen Gewehren über der Schulter beim Paradieren zugesehen hatte. »Und ich würde heute Abend gern zum Flugplatz von Janjaville fahren. Lässt sich das irgendwie bewerkstelligen?«
    »Wir besorgen Ihnen einen Passierschein«, sagte Sunday. »Die werden im Pressezentrum ausgegeben.«
    Sie fuhren durch die belebten, aber keineswegs chaotischen Straßen von Port Dunbar zurück. Sunday sprang aus dem Wagen und öffnete Bond die Tür.
    »Ich hätte da noch eine Bitte, Sunday«, sagte Bond. »Ich bräuchte eine Jacke, eine Buschjacke, mit vielen Taschen.« Er drückte ihm ein paar Tausend Sigmassi in die Hand.
    »Sie bekommen Ihre Jacke, Sir. Eine richtig gute Jacke.«
    Bond begab sich zum Verwaltungsbüro des Pressezentrums, wo ein junger Leutnant ihm den Sonderpassierschein für den Flugplatz von Janjaville ausstellte.
    »Solange wir Janjaville halten, besteht noch Hoffnung«, sagte der Leutnant freimütig.
    In Bonds Ohren klang das

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